Wenn wir zu viel geschlafen haben, fühlen wir uns oft fast genauso erschöpft wie bei Schlafmangel. Woran das liegt und wie schädlich zu lange schlafen tatsächlich ist, erfährst du hier.
Dass Schlafmangel kurz- und langfristig negative Folgen hat, ist hinreichend bekannt. Doch können Menschen auch zu viel schlafen? Die meisten von uns kennen das Gefühl, sich so richtig aufs Wochenende zu freuen, weil man da endlich mal ausschlafen und den Schlafmangel der Woche vermeintlich kompensieren kann. Doch wer dann zehn bis zwölf Stunden schläft, fühlt sich einige am nächsten Morgen erst so richtig erschöpft.
Woran das liegt und welche Auswirkungen „zu viel Schlaf“ tatsächlich haben kann, ist auch in der Wissenschaft ein kontroverses Thema.
Beachte: Zu viel oder zu wenig Schlaf kann auch Symptom einer ernsten Erkrankung sein. Bei Verdacht auf Schlafstörungen solltest du deshalb ärztlichen Rat hinzuziehen.
Zu viel geschlafen: Symptome und Konsequenzen
Welche genauen Folgen und Symptome auftreten können, wenn wir zu viel schlafen, wird aktuell noch erforscht. Bisherige Studien kommen dabei zu folgenden Ergebnissen:
- Eine Studie aus dem Jahr 2018 kommt zu dem Schluss, dass unsere Gehirnfunktionen beeinträchtigt werden, wenn wir zu viel oder zu wenig schlafen. Besonders verbale Fähigkeiten und das logische Denken funktionieren in beiden Fällen deutlich schlechter. Das heißt, wir können komplexe Sachverhalte deutlich schlechter verstehen oder erklären, wenn wir zu viel geschlafen haben. Woran das genau liegt, ist bislang noch fraglich.
- Laut der Pharmazeutischen Zeitung gibt es zudem einen wissenschaftlich fundierten Zusammenhang zwischen zu viel Schlaf und unserer Herzgesundheit. So steige das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn wir zu viel schlafen.
- Eine Studie von 2018 belegt etwa, dass bei zu viel Schlaf ein erhöhtes Risiko für das sogenannte metabolische Syndrom besteht. Dabei handelt es sich um das gemeinsame Auftreten von verschiedenen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehören etwa erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte, zu niedrige HDL-Cholesterinwerte und Übergewicht.
- Eine Studie aus dem Jahr 2007 bestätigt, dass sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf zu einem frühzeitigen Tod führen kann.
- Menschen, die unter Depressionen leiden, haben häufig auch einen gestörten Schlafrhythmus. Häufig ziehen sie sich deshalb verstärkt zurück, verbringen mehr Zeit im Bett und schlafen auch teilweise mehr. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge führt zu viel Schlaf jedoch dazu, dass sich die depressiven Symptome verschlechtern.
Es gibt also laut wissenschaftlichen Untersuchungen zahlreiche negative Konsequenzen für unsere Gesundheit, wenn wir langfristig zu viel geschlafen haben. Die optimale Schlafzeit liegt laut der Forschung dagegen bei sieben bis acht Stunden. Weichen wir davon ab, riskieren wir scheinbar gesundheitliche Schäden.
Dem widerspricht jedoch Dieter Kunz, Leiter der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin in Berlin gegenüber dem Spiegel: Ihm zufolge brauchen manche Menschen nur vier Stunden Schlaf, während für andere eine Nacht von 10 Stunden auch normal und gesund sein können. „Bin ich fit, muss ich meine Gewohnheiten nicht ändern“, erklärt er – egal, ob man lang oder kurz schlafe.
Brauchen wir alle acht Stunden Schlaf?
Dieter Kunz zufolge haben all die aufgeführten Studien zum Schlafüberschuss durchaus ihre Berechtigung. „Sie werden nur oft falsch interpretiert„, so der Schlafexperte. Denn schließlich unterscheiden sich Menschen bezüglich ihres Schlafbedarfs teilweise erheblich voneinander. Dass wir optimalerweise sieben bis acht Stunden schlafen sollten, gelte hingegen nur für den „absoluten Durchschnittsmenschen„. Es sei jedoch völlig normal, dass manche Menschen auch mit vier Stunden gut klarkommen, sich andere hingegen erst nach zwölf Stunden ausgeruht fühlen.
Bei menstruierenden Personen kann der benötigte Schlaf auch mit dem Zyklus schwanken. Einige Personen erleben etwa Schlafstörungen in der prämenstruellen Phase und während der Menstruation. In der ersten Zyklushälfte verbessert sich die Schlafqualität oft wieder. Aber auch hier gibt es große individuelle Unterschiede.
Herausfinden, wie viel Schlaf du brauchst
Ob wir also für unseren individuellen Körper das richtige Ausmaß an Schlaf haben, sollten wir hingegen selbst feststellen, statt uns von durchschnittlichen Angaben leiten zu lassen:
- So hilft es etwa auf die Signale unseres Körpers zu achten und zu prüfen, wie man sich tagsüber und direkt nach dem Aufwachen fühlt.
- Kunz empfiehlt sich zu fragen, wann man ins Bett gehen würde, wenn es keine äußere Ablehnung (in Form von Menschen, Smartphone, Serien oder Büchern) geben würde und wann man ohne äußere Zwänge aufstehen würde.
- Halten Schlafstörungen mehr als drei Wochen lang an, solltest du dies laut der AOK medizinisch abklären lassen. So ist es oft nicht der Schlaf, der uns krank macht. Laut Kunz sind es oft noch unentdeckte Krankheiten, die dazu führen können, dass wir zu viel oder zu wenig schlafen.
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