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Regenbogenfarben-Verbot in München: Uefa, ist das euer Ernst?

Die Allianz Arena in Regenbogenfarben?
Fotos: CC0 Public Domain / Pixabay - Alex Fox; Unsplash - Brielle French

Unzählige Menschen, Unternehmen und Organisationen zeigen zum Pride Month wortwörtlich Flagge – für Gleichberechtigung, Toleranz, Vielfalt. Unzählige Menschen schauen im gleichen Zeitraum die Fußball-EM an. Beides zusammen zu denken scheint zumindest der Uefa nicht möglich zu sein. Ein Kommentar.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal über Fußball schreiben würde. Erst recht nicht, dass ich mal für Utopia drüber schreiben würde. Aber ich hätte auch nie gedacht, dass Deutschland mal ernsthaft so erbittert über ein paar (oder ein paar tausend) bunte Lichter an einem Fußballstadion diskutieren würde.

Aber auch nach dem Nein der Uefa streitet Deutschland jetzt erbittert darüber, ob die Münchner Allianzarena zum Fußball-EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn in Regenbogenfarben beleuchtet werden sollte. Weil der Regenbogen das universelle Symbol für sexuelle Vielfalt ist, weil Pride Month ist und weil man Ungarn damit zeigen könnte, dass der Rest der (Fußball-)Welt sich zu einer offenen Gesellschaft bekennt.

UPDATE: Eine Petition mit dem Ziel, die Allianz Arena doch noch in Regenbogenfarben zu beleuchten, hat seit gestern an die 300.000 Unterschriften gesammelt. Bemerkenswert: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter – einer der Adressaten der Petition – hat bereits dazu Stellung genommen. Er schreibt: „Ich finde es beschämend, dass die UEFA es uns verbietet, hier in München ein Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Solidarität mit der LGBTQI+-Community zu setzen.“ Zudem verrät Reiter, was München nun vor hat: „Wir werden nicht nur das Münchner Rathaus mit Regenbogenfahnen beflaggen – ich gehe davon aus, dass der Stadtrat das morgen mit breiter Mehrheit so beschließen wird – sondern auch das Windrad an der Arena bunt leuchten lassen und den Münchner Olympiaturm.“

Die Uefa wird ihrer Verantwortung nicht gerecht

Klar, Utopia ist eine Nachhaltigkeitsplattform. Aber Nachhaltigkeit hat bekanntlich nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Komponente. Für mich bedeutet das: Wir dürfen auch bei Menschenrechtsverletzungen nicht wegschauen. Erst recht nicht, wenn sie unter der Aufsicht mächtiger globaler Konzerne passieren. Wie der Uefa. (Stichwort: Katar. Stichwort: LGBTQ-Rechte.)

Mit großer Macht geht große Verantwortung einher. Völlig unabhängig von der Situation in Ungarn hätte die Uefa hier doch ausnahmsweise mal ihrer Verantwortung gerecht werden können, indem sie ein Symbol der gesellschaftlichen Gleichberechtigung und Toleranz zumindest zulässt (wenn sie es schon nicht selbst vorschlägt). Sie hätte damit zeigen können: Wir respektieren alle Fans – und Spieler:innen – gleichermaßen. Hat sie aber nicht. Obwohl viele Fußballfans und Spieler:innen es gut gefunden hätten.

Das Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft ist keine politische Botschaft

Das Zeigen der Regenbogenflagge in egal welcher Form als „politisches“ Symbol abzulehnen, ist nicht nur völliger Quatsch, es ist menschenverachtend. Das Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft ist keine politische Botschaft, sondern das Einfordern fundamentaler Menschenrechte. Dass die Uefa, dass irgendeine in ihren Grundsätzen nicht-politische Organisation, dagegen auch nur das geringste einzuwenden haben kann, ist nicht nachvollziehbar und nicht entschuldbar.

Der Verband zeigt damit einmal mehr, dass all die hübschen Kampagnen für Respekt oder gegen Diskriminierung nichts wert sind, weil er sich in seinem Kern nicht zu Toleranz bekennen will. Er entlarvt sich selbst zum wiederholten Male als schmieriger Verband, dem Menschenrechte so wurscht sind wie jeder andere Aspekt der Nachhaltigkeit.

Die traurige Debatte um die bunten Lichter in München – oder vielmehr die Tatsache, dass die Uefa diese nun allen Ernstes verboten hat – besudelt nicht nur diese EM, sondern den gesamten Sport. Mir jedenfalls ist die Lust, diese EM noch anzuschauen, jetzt komplett vergangen. Ich feiere lieber Pride Month.

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