Supermärkte, Discounter oder Modeketten – immer mehr Unternehmen starten Initiativen gegen Plastikmüll. Nun macht auch eine Fluggesellschaft mit: Ryanair will in fünf Jahren „plastikfrei“ sein. Allerdings bleiben einige Fragen offen.
Sandwiches und Snacks in Plastikfolie, Getränke in Plastikbechern und Plastikbesteck – in Flugzeugen wird bei jedem einzelnen Flug jede Menge Plastik verteilt. Auch wenn die Fluggäste gar nicht jedes einzelne Plastik-Utensil nutzen, am Ende landen alle Teile im Müll.
Bei Ryanair soll sich das nun jedoch bald ändern: In fünf Jahren sollen die Flüge „plastikfrei“ werden, kündigte die Airline in einer Mitteilung an: „Für unsere Fluggäste an Bord bedeutet das […] beispielsweise ein Wechsel zu Holzbesteck, biologisch abbaubare Kaffeebecher und die Beseitigung von Plastik aus unserem Produktangebot an Bord.“
Ryanair-Fluggäste mit eigenen Bechern
Kunden könnten auch ihre eigenen Becher mitnehmen, erklärte Ryanairs Marketing-Chef Kenny Jacobs gegenüber dem britischen „Guardian“. „Es geht aber nicht nur um Essen und Getränke während des Flugs. Wir sehen uns auch die Plastikteile innerhalb des Flugzeugs an und prüfen was nicht recycelbar ist.“ Auch die Hauptniederlassungen der Airline sollen möglichst plastikfrei werden.
Der Plan von Ryanair ist einerseits erfreulich – die Flugbranche ist das Paradebeispiel für die tägliche unnötige Verschwendung von Plastik. Wie viel Plastikmüll allein eine einzige Airline pro Tag produziert, möchte man sich gar nicht ausrechnen. Hoffentlich ermutigt Ryanair mit diesem Schritt also auch andere Fluggesellschaften, ihren Umgang mit Plastik zu überdenken.
Bei Ryanair wären andere Maßnahmen wichtiger
Andererseits werden Flugreisen natürlich nicht nachhaltig, nur weil kein Einweg-Plastik mehr an Bord ist. Das Flugzeug ist das klimaschädlichste Verkehrsmittel überhaupt, jede einzelne Flugreise verursacht tausende Kilogramm CO2-Emissionen.
Und Billigflieger wie Ryanair kurbeln den Flugverkehr mit ihren Spottpreisen weiter an: Wieso den Zug nehmen, wenn ein Flugticket deutlich günstiger ist? Eine tatsächlich wirksame Maßnahme für den Umweltschutz wäre also eher, die Preispolitik zu ändern und die Anzahl an Flügen wieder zu reduzieren.
Umweltschutz oder Marketing-Kampagne?
Das Engagement von Ryanair für die Umwelt steht auch im Kontrast zu früheren Aussagen von Ryanair-CEO Michael O’Leary: „Am besten könnten wir die Umwelt schützen, wenn wir die ganzen Umweltschützer erschießen dürften“, hatte der Chef der Airline in einem Interview mit der Welt am Sonntag erklärt.
Insgesamt könnte die plastikfrei-Initiative von Ryanair also auch einfach nur ein gut durchdachter Marketing-Coup sein. Bei Ryanair sollte im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften ohnehin weniger Plastikmüll anfallen – bei der Billigairline sind Getränke und Snacks nämlich kostenpflichtig, weshalb weniger Fluggäste überhaupt an Bord essen und trinken.
Wie plastikfrei werden die Flüge wirklich?
Außerdem kündigt Ryanair in seiner Mitteilung zwar „plastikfreie“ Flüge an, gleichzeitig ist jedoch die Rede davon, alle „nicht verwertbaren Kunststoffe“ eliminieren zu wollen. Verwertbar sind jedoch im Prinzip die meisten Kunststoffe. „Umfassende Informationen zu unserem Umweltplan und wie dieser umgesetzt wird, werden zu gegebener Zeit verkündet“, erklärte Robin Kiely, Head of Communications bei Ryanair auf Anfrage. Wie viel Plastik wirklich aus den Fliegern verschwinden kann, muss sich also erst noch zeigen. Der Schritt von Ryanair hat jedoch zumindest das Potenzial, auch andere Airlines zu einer neuen Plastik-Politik zu inspirieren.
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