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„Schutzranzen“-App: Ärger um Peilsender für Schüler

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Fotos: CC0 Public Domain und © Colourbox.de

Die App „Schutzranzen“ soll Kinder auf dem Schulweg schützen und vor Unfällen bewahren. Die erste Stadt will die App nun testen, eventuell sogar flächendeckend einführen. Mehrere Vereine und Datenschützer schlagen jedoch Alarm.  

Im Straßenverkehr kommt es immer wieder zu Unfällen mit Kindern – weil sie Gefahren nicht richtig einschätzen oder Autofahrer unaufmerksam sind. Die App „Schutzranzen“ will das ändern.

Das soll folgendermaßen funktionieren: Die App erfasst über GPS die Position des Kindes. Kommt ein Autofahrer gefährlich nahe, erhält der Fahrer auf seinem eigenen Handy Warnsignale, also etwa Hinweise wie „Achtung Kind“ oder „Achtung Schule“.

„Die Schutzranzen App macht Ihr Kind für Autofahrer ’sichtbar‘, auch wenn es sich hinter geparkten Autos oder einer Häuserecke befindet“, heißt es auf der Webseite von Schutzranzen.  Allerdings funktioniert das nur, wenn der Autofahrer die App ebenfalls installiert hat.

Schutzranzen: App mit Ortungsfunktion

Eltern können ihr Kind außerdem über die App orten und so jederzeit herausfinden, wo es sich gerade aufhält. Es lassen sich bis zu fünf sichere Bereiche einrichten, bei denen Eltern eine Benachrichtigung erhalten, sobald ihr Kind diese betritt oder verlässt.

Kinder wiederum können über eine Notfalltaste per Knopfdruck eine Nachricht schicken. Dabei senden sie gleichzeitig ihre Positionsdaten mit.

Das Ganze funktioniert auch ohne Handy: Für Kinder, die kein Smartphone haben, gibt es einen Kinder-GPS-Tracker, der die wichtigsten Schutzranzen-Funktionen ebenfalls erfüllt.

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Eine Skizze von „Schutzranzen“. (Foto: © Schutzranzen)

Erste Stadt will die App testen

Das Konzept scheint gut anzukommen: Der GPS-Tracker ist aufgrund der hohen Nachfrage derzeit ausverkauft, steht auf der Webseite von Schutzranzen. In der Stadt Ludwigsburg in Baden-Württemberg soll die App offiziell getestet werden:

„Wir wollen zusammen mit den Eltern als erste Stadt in Deutschland eine flächendeckende Verbreitung der Schutzranzen-App erreichen”, erklärte Oberbürgermeister Werner Spec laut der Frankfurter Neuen Presse.

Kritik an der App

Allerdings gibt es auch jede Menge Kritik: So erklärte etwa die „Landeselternschaft der Gymnasien in NRW e.V.“ in einer Mitteilung:

„Das ist Überwachungstechnologie der übelsten Form, die unter dem Deckmantel nicht einlösbarer Sicherheit Daten von denen einsammelt, die bisher noch einen Schutzraum persönlicher Freiheit hatten, den es unbedingt zu schützen gilt: Unsere Kinder.“

Die Organisation fordert die Landesregierung außerdem dazu auf, die „Schutzranzen-Technologie“ zu unterbinden. Der „Verband Bildung und Erziehung“ sieht die App ähnlich kritisch:

„Ich warne mit Nachdruck davor, sich trügerischen Sicherheiten im Tausch von Daten hinzugeben. Wenn Kinder allein im Straßenverkehr unterwegs sind, bleibt immer ein Restrisiko. Aufgabe der Eltern ist aber nicht, stets zu wissen, wo ihr Kind ist, sondern es fit für den Straßenverkehr zu machen“,

erklärt der Bundesvorsitzende Udo Beckmann.

Sicherheit durch Überwachung?

Schutzranzen hat zu der Kritik bereits Stellung genommen: Die Positionsdaten der Kinder seien anonym und nicht rückverfolgbar. Außerdem werden sie alle sechs Minuten nach dem Abgleich mit der Autofahrer-Position gelöscht. Nur die Eltern erhalten die Daten ihrer Kinder, das Unternehmen selbst speichere keine personenbezogenen Daten.

Aber selbst wenn die Daten tatsächlich sicher sind – die Vorstellung, dass mit dieser Technologie nun selbst Kinder auf Schritt und Tritt überwacht werden sollen, ist beklemmend. Andererseits ist verständlich, dass Eltern die Risiken für ihre Kinder so weit wie möglich minimieren wollen – und der Straßenverkehr ist eine der größten Gefahren. Aber ob eine solche App die richtige Lösung ist?

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