Wer gerne Spiele auf dem Smartphone spielt, sollte aufpassen: Etliche Spiele-Apps enthalten eine Software, die Umgebungsgeräusche aufnimmt – selbst wenn Spiel gar nicht im Einsatz ist. Die aufgenommenen Daten werden wie so oft zu Werbezwecken genutzt. Wie ihr euch schützen könnt.
Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie leicht unsere Daten missbraucht werden können – und mit welchen Tricks wir immer mehr von unserer Privatsphäre verlieren, wenn wir nicht genau aufpassen.
Wie die US-Tageszeitung „New York Times“ herausgefunden hat, steckt in etlichen Apps und Spielen auf Android und iOS eine „Automated Content Recognition“-Technologie, die Umgebungsgeräusche aufnimmt und zuordnet. Die Software stammt von dem Unternehmen „Alphonso“ und soll auch dann arbeiten, wenn die Apps gar nicht aktiv genutzt werden.
Smartphone-Daten sind Gold wert
Die entsprechenden Apps hören dabei allerdings keine Gespräche ab – die Software soll herausfinden, welche Fernsehsendungen und TV-Werbungen die Nutzer schauen. Dazu nimmt die App Umgebungsgeräusche auf und gleicht die Tonspur mit der Datenbank von Shazam ab. Shazam kann neben Musik auch Werbespots erkennen.
Diese Informationen sind für Werbetreibende Gold wert. Alphonso verkauft die Daten weiter – an Unternehmen, die wissen wollen, wer ihre Werbung zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort gesehen hat. So können die Firmen noch gezielter personalisierte Werbung auf Smartphones ausspielen.
Nutzer stimmen dem Lauschangriff zu
Besonders trickreich: Sowohl der Lauschangriff als auch der Verkauf der Daten erfolgt dabei mit Zustimmung der Nutzer – zumindest formal. In der Datenschutzerklärung wird Auskunft über die Software gegeben, aber nur die wenigsten lesen die Erklärung auch tatsächlich. Außerdem müssen User der App Zugriff auf das Mikrophon gewähren. Nur wer das verweigert, wird nicht abgehört.
Die New York Times hat die Namen einiger Apps mit Abhörsoftware veröffentlicht: So seien unter anderem die Spiele „Pool 3D“, „Beer Pong: Trickshot“, „Real Bowling Strike 10 Pin“ und „Honey Quest“ betroffen.
Alle genannten Apps sind kleine Spiele, die kostenlos erhältlich sind. Insgesamt gebe es etwa 1.000 Spiele und andere Apps mit Schnüffel-Software – darunter auch Messaging-Dienste. Eine vollständige Liste aller betroffenen Apps liefert die New York Times allerdings nicht.
So kannst du dich schützen
Um sich vor Lauschangriffen zu schützen, bleibt also nichts anderes, als einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen: Wer eine App auf Android oder iOS herunterladen möchte, sollte sich die Datenschutzerklärung durchlesen, auch wenn das mühsam sein kann.
Das gilt vor allem, wenn eine App Zugriff auf das Mikrofon verlangt, ohne dass ein Mikrofon für die Funktion der App nötig wäre (anders als bei Apps mit Sprach- oder Videoanrufen). Es kann sich auch lohnen, die bereits installierten Apps zu überprüfen. Bei vielen Anwendungen lässt sich der Zugriff aufs Mikrofon auch nachträglich noch ausstellen.
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