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„Spitzenvater des Jahres“: Warum diese Auszeichnung gerade für Ärger im Netz sorgt

Spitzenvater des Jahres
Foto: Unsplash

Was bei Müttern selbstverständlich ist, wird bei Vätern mit einem Preis gewürdigt: Der Ehemann der deutschen Astronautin Insa Thiele-Eich wird zum „Spitzenvater des Jahres“ gekürt – weil er in Elternzeit geht.

Im Jahr 2020 könnte die deutsche Astronautin Insa Thiele-Eich als erste deutsche Frau ins Weltall starten. Die Meteorologin hatte sich bei einem bundesweiten Casting gegen mehr als 400 Bewerberinnen durchgesetzt.

Ihr Mann Daniel Eich hat sich deshalb Elternzeit genommen. Er kümmert er sich um das dritte gemeinsame Kind. Dafür erhält er die Auszeichnung zum „Spitzenvater des Jahres“, die von der Großbäckerei Mestemacher bereits zum 14. Mal vergeben wird und mit 5.000 Euro dotiert ist.

Vater in Elternzeit: Preis stößt im Netz auf Kritik

Damit wird ein Vater für etwas ausgezeichnet, was für Mütter in unserer Gesellschaft meistens ganz normal ist. Im Netz hat der Preis deshalb einen ziemlichen Shitstorm ausgelöst – und jede Menge Kritik, Spott und Häme geerntet:

„Viele Männer schauen nun enttäuscht zu ihrer Frau und denken: ‚Mann, ich habe auch schon Wäsche gewaschen, also Spitzenvater, nur weil du keine Astronautin bist, kriege ich keinen Preis!‘“

Viele Nutzer Nutzer auf Twitter kritisieren auch, dass man mit der Auszeichnung die Leistung der Astronautin herabwürdigt:

„Ich dachte ja, Dr. Insa Thiele-Eich fliegt ins All, weil sie kompetent ist, in einem aufwändigen Verfahren ausgewählt wurde und ein knallhartes Training absolviert. Aber anscheinend doch nur, weil ihr Mann Elternzeit nimmt. Sorry, mein Fehler.“

„Frau hat 3 Kinder und fliegt ins All. Klar, das ist nicht wegen ihrer Leistung möglich, sondern natürlich nur Dank ihres Mannes. Der kümmert sich in der Zeit nämlich – Achtung – um seine eigenen Kinder und schickt sie nicht ins Heim. Wirklich Preiswürdig.“

Bäckerei will „Männeremanzipation“ fördern

Dabei hat die Bäckerei nur Gutes im Sinn: Mit der Auszeichnung würdigt das Gütersloher Unternehmen jedes Jahr „moderne Männer, die […] ihrer Partnerin den Rücken freihalten“ und will die „Männeremanzipation“ fördern. Denn schließlich sei es leider noch kein gelebter Alltag, dass Männer in Elternzeit gingen, so die Unternehmerin und Initiatorin des Preises Ulrike Detmers im Handelsblatt.

Tatsächlich nehmen nur etwa ein Drittel der Väter in Deutschland ihr Recht auf Elternzeit wahr, und davon bleiben die meisten gerade Mal etwa zwei Monate zu Hause.

Zum Shitstorm auf Twitter sagt Detmers, dass es ihr bei der Anerkennung von Spitzenvätern darum gehe „Vorbilder zu zeigen, die sich nicht wie ein eher typischer Mann verhalten.“

Das sagt die Astronautin Insa Thiele-Eich dazu

Auch Thiele-Eich selbst hat sich auf Twitter geäußert. Sie schreibt:

„Unsere erste Reaktion beim Lesen des Preistitels war Irritation. Aber wir haben uns mit den Inhalten des Preises auseinandergesetzt und uns das beide sehr gut überlegt. Weil wir die Werte, die dieser Preis verkörpert nämlich beide vertreten und verbreiten wollen.“

Was in unserer Gesellschaft nach wie vor falsch läuft

Auch wenn der Gedanke hinter dem Preis positiv ist: Dass Väter Preise bekommen, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern, zeigt ein strukturelles Problem unserer Gesellschaft. Bei einer Gleichberechtigung der Geschlechter sind wir noch immer nicht angekommen.

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