Man findet Siegel typischerweise auf Kaffee, Tee, Schokolade oder Bananen. Sie sollen uns zeigen, dass die Produkte aus fairem Handel stammen. Können wir diesen Zertifizierungen wirklich vertrauen? Die Stiftung Warentest sagt: manchen mehr, manchen weniger.
Je mehr Label sich auf den Produkten im Supermarkt verteilen, desto größer die Verwirrung. Denn wer weiß schon, was sich dahinter wirklich verbirgt? Die Stiftung Warentest hat sich jetzt fünf Siegel, die für fairen Handel stehen, genauer angesehen und kommt zu dem Schluss: Drei sind besonders vertrauenswürdig, die beiden anderen sagen nicht so richtig viel aus.
Vertrauenswürdige Siegel: Fairtrade, Naturland Fair, Hand in Hand
Das bekannte und verbreitete Fairtrade-Siegel ist demnach sehr vertrauenswürdig: seine Aussagkraft ist hoch, die Anforderungen, die das Siegel an die Produzenten stellt, sind streng und damit sinnvoll. Lediglich bei den ökologischen Kriterien ist Fairtrade eher schwach – ökologischer Anbau gehört hier nicht zum Konzept. Für die Kunden bedeutet das: Die Produkte sind fair gehandelt, aber nicht unbedingt Bio. Sowohl die Umsetzung in der Praxis als auch das Management der Organisation Fairtrade wertet Stiftung Warentest als gut.
Für den Kunden noch vertrauenswürdiger, ist Naturland Fair. Es wird vom Bio-Anbauverband Naturland vergeben und stellt noch höhere Anforderungen an die gelabelten Produkte – und zwar sowohl im sozialen als auch im ökologischen Bereich. Man findet das Label Naturland Fair auf bisher rund 600 Produkten, zum Beispiel auf Kaffee, Tee, Gewürzen und Bananen, aber auch auf heimischen Waren wie Milch, Gemüse, Getreide und Wein. Naturland Fair ist damit noch deutlich weniger verbreitet als das Fairtrade-Siegel (circa 3000 Produkte). Produkte mit Naturland Fair Siegel sind fair gehandelt und Bio.
Auch die Aussagekraft des Labels „Hand in Hand“ von Naturkost-Pionier Rapunzel stuft Stiftung Warentest als hoch ein. Genau wie Fairtrade und Naturland Fair garantiert der Standard Hand in Hand Mindestpreise und Prämien für die Produzenten. Auch hier stammen die zertifizierten, fair gehandelten Produkte aus Bio-Anbau. Leider findet man Hand in Hand erst auf etwa 100 Produkten, beispielsweise Getreide, Kaffee, Kakao, Nüsse und Trockenfrüchte. Kritikpunkt: Transparenz und Wirkungsanalysen sind ausbaufähig.
Weniger aussagekräftige Siegel: UTZ und Rainforest Alliance
Weniger aussagekräftig sind die weit verbreiteten Siegel UTZ und Rainforest Alliance. Ihre Kriterien sind weitaus schwächer als die der anderen Zertifizierungen.
Rainforest Alliance ist Stiftung Warentest zufolge das Siegel mit dem geringsten Anspruch im Test. Es setzt vor allem auf Produktionssteigerung, garantiert den Bauern aber keine Mindestpreise oder Prämien und legt keinen besonderen Wert auf Bio-Anbau. Die Rainforest Alliance legt den Schwerpunkt auf nachhaltige(re)n Anbau und will den Massenmarkt erreichen. Besser als kein Siegel ist es aber auf jeden Fall. Man findet Rainforest Alliance zum Beispiel auf Bananen, Kaffee und Schokolade – allerdings nicht oft.
Das UTZ Certified-Siegel, das man auf Kaffee-, Kakao- und Teeprodukten findet, gehört zu den weltweit am weitesten verbreiteten Nachhaltigkeitssiegeln. Allerdings ist die Aussagekraft von UTZ begrenzt: Die Kriterien für die Vergabe sind nicht sehr anspruchsvoll. Die Produzenten erhalten keine Mindestpreise für ihre Ware, eine Prämie sollen sie zwar bekommen, aber die Höhe ist nicht festgelegt. Gentechnik wird bei UTZ im Anbau nicht ausgeschlossen. Allerdings lobt die Stiftung Warentest die Transparenz der Organisation. Auch hier gilt: Besser als kein Siegel ist UTZ auf jeden Fall.
Kein Siegel, aber empfehlenswert: GEPA fair+
Das GEPA fair+ Label hat die Stiftung Warentest außer acht gelassen, denn es handelt sich hier nicht um ein richtiges Siegel mit eigenen Standards. Stattdessen basiert es auf den Standards anderer Organisationen (vor allem Fairtrade). Teilweise geht die GEPA jedoch sogar über deren Anforderungen hinaus, zudem sind etwa drei Viertel der Produkte auch noch Bio-zertifiziert. „Der Test belegt: Gepa setzt auf direkte, lange Beziehungen mit Produzenten. Sie berücksichtigt Wirkungsanalysen und kann Produkte zurückverfolgen“, schreibt die Stiftung Warentest. Produkte mit dem Zeichen GEPA fair+ sind deshalb unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten definitiv empfehlenswert.
Den ganzen Test kannst du auf test.de nachlesen. Hier findest du auch einen hilfreichen tabellarischen Vergleich.
Utopia meint: Jedes Nachhaltigkeitssiegel hat seine Berechtigung. Auch die schwächeren Zertifizierungen sind immer noch besser, als gar nicht nachvollziehen zu können, unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt werden. Trotzdem lohnt es sich, aufmerksam zu sein: Wenn du die Wahl hast zwischen Fairtrade und UTZ, sollte die Entscheidung eigentlich nicht schwer fallen. Mehr dazu auch im Beitrag Fairtrade und fairer Handel: Fragen und Antworten
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