Mit einer neuen Studie wirft die Deutsche Umwelthilfe nun der Branche der Informations- und Kommunikationstechnologie vor, für immer größere Schrottberge, kürzere Nutzungszyklen und steigenden Ressourcenverbrauch verantwortlich zu sein. Dabei ginge es auch anders.
Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) werden in Deutschland pro Jahr 1,7 Millionen Tonnen neue Elektrogeräte und mehr als 24 Millionen Smartphones verkauft, davon entfallen 250.000 Tonnen auf Geräte der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Ein ziemlicher Schrottberg.
Dass das nicht nachhaltig sein kann, leuchtet schon von selbst ein. Die DUH betrachtete in einer einjährigen Studie 25 Gerätehersteller, Telefonie- und Internetanbieter mit ihren Smartphones, Festnetztelefonen und Routern und setzte dabei den Fokus auf Produktdesign, Vertragsangebot, Geräteunterstützung, Entsorgungslösungen und Marketingstrategien.
Die Digitalen haben keine Ahnung von Kreislaufwirtschaft
Glaubt man der Studie, so werden Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in den untersuchten Branchen bislang kaum umgesetzt, sodass bei Politik, Unternehmen und Verbraucher dringender Handlungsbedarf auf einigen wichtigen Gebieten bestünde.
Mehr gebrauchte Smartphones nutzen
IKT-Geräte wie Smartphones gehen laut Studie zu schnell kaputt oder erscheinen wegen kurzer Produktzyklen schnell alt (wobei die DUH-Studie den Begriff geplante Obsoleszenz meidet). Dafür werden unter hohem Ressourcen-Einsatz ständig neue Geräte hergestellt.
Die Studie empfiehlt Verbrauchern, beim Kauf gebrauchte Geräte zu bevorzugen. Umgekehrt sollten Unternehmen auch gebrauchte Geräte verkaufen und Anreize dafür bieten. Die Politik sollte bei der Beschaffung Gebrauchtgeräte verpflichten. Durch diese Maßnahmen könnte die Lebensdauer von Geräten erhöht, der Produktionsaufwand damit verringert werden.
Smartphones & Co. besser reparieren
Erhebliches Verbesserungspotenzial sieht die DUH im Bereich Reparatur. „Hersteller von Smartphones und anderen IKT-Geräten müssen viel stärker als bisher in die Pflicht genommen werden, Originalersatzteile zu verhältnismäßigen Kosten anzubieten. Kostenlose Reparaturanleitungen und Software-Updates müssen für die erwartete Lebensdauer der IKT-Geräte zur Verfügung gestellt werden“, so Metz weiter.
Unternehmen wie Asus, Fairphone, Shift oder Zyxel zeigen laut Studie, wie es gehen kann. Sie machen originale Ersatzteile für unabhängige Reparaturbetriebe und Endnutzer verfügbar und ermöglichen somit überhaupt erst eine Reparatur. Andere Unternehmen erschweren hingegen diesen Prozess, indem sie Ersatzteile lediglich zu hohen Kosten und langen Lieferzeiten bereitstellen oder erst gar keine anbieten.
Geräte-Design ökologischer gestalten
Noch spielt Nachhaltigkeit beim Design der Geräte selten eine Rolle. „Die Bundesregierung muss dringend verbindliche Standards zum Ökodesign festlegen, damit Produkteigenschaften wie Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und der Einsatz von Recyclingmaterialien im Markt zur Regel werden“, so Philipp Sommer, Stellvertretender DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft.
Die Studie nennt auch Beispiele für verbraucherfreundliches Ökodesign, allen voran das Fairphone 2, das besonders modular und reparierbar aufgebaut ist. Apple und Samsung verwendeten für erste Geräte bereits Recyclingkunststoff und Apples iPhone-Modelle 7 und 7plus zeigten, dass sich ein Schutz gegen Feuchteschäden mit einer immerhin akzeptablen Reparierbarkeit verbinden lasse.
Kreislaufmodelle noch selten
Damit ausgediente Geräte für eine erneute Nutzung aufbereitet oder recycelt werden können, ist es notwendig, dass sie getrennt gesammelt werden. Viele der untersuchten Unternehmen würden zwar eigene Geräte zurücknehmen, sich aber nicht aktiv für die Sammlung ausgedienter IKT-Geräte einsetzen. Auch würden zu wenige Unternehmen Kreislaufmodelle anstreben.
Positiv: Die Unternehmen 1&1 (United Internet), O2 (Telefónica), Telekom, Unitymedia und Vodafone würden laut Studie zum Beispiel das Leasing von Routern anbieten, was dazu beitrage, hohe Sammelquoten zu erreichen und besonders langlebige Geräte zu fördern.
Fairphone strebe ein Leasing-Modell für Smartphones an, wegweisend sei der Ansatz des Smartphone-Herstellers Shift, das als einziges IKT-Unternehmen ein Pfand in Höhe von 22 Euro erhebe.
Die ganze Studie gibt es kostenlos:
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