Welche ökologischen Auswirkungen hat der Tod? Das kommt ganz auf die Art der Beerdigung an. Wissenschaftler*innen haben verschiedene Bestattungsformen untersucht und herausgefunden: Einige Rituale können der Umwelt nützen, andere wiederum können schädlich sein.
Der Tod ist ein Thema, über das wir nicht gerne sprechen oder nachdenken. Doch wer im Leben Wert darauf legt, möglichst umweltfreundlich zu handeln, möchte womöglich auch so aus dem Leben scheiden. Eine Studie hat sich vergangenes Jahr sehr nüchtern damit auseinander gesetzt, welche Umweltauswirkungen Bestattungen haben.
Denn verschiedene Bestattungsarten haben unterschiedlichen Einfluss auf die Natur – das zeigt die Untersuchung einer Forschungsgruppe einer Universität in Prag, über die der „Deutschlandfunk“ berichtete. Die Wissenschaftler*innen wollten herausfinden, wie sich die verschiedenen Beerdigungsrituale auf Böden, Wasser und die Luft auswirken.
Wenn sich der Körper zersetzt, werden die verschiedenen chemischen Bestandteile wieder frei und gelangen in die Umwelt. Je nachdem wie der Körper bestattet wurde, kann das vorteilhaft für die natürliche Umgebung sein – oder schädlich.
Verschiedene Formen der Bestattung
Die Forscher*innen der tschechischen Universität analysierten für ihre Untersuchung drei verschiedene Vorgänge:
- Die sogenannte „Dekarnation“, bei der die Körper offen im Freien liegen bleiben. Die Forscher haben dies mit Tierkadavern analysiert.
- Erdbestattungen
- Feuerbestattungen
Positive Effekte für die Pflanzenwelt
Bei der Dekarnation und der Erdbestattung konnten ähnliche Effekte festgestellt werden: Über den „Gräbern“ wachsen die Pflanzen deutlich besser als in der Umgebung. „Wenn Körper einfach im Freien vergehen, finden wir dort, wo Flüssigkeiten auf den Boden gelangen, erhöhte Gehalte von Phosphor, Schwefel oder Zink“, zitiert der Deutschlandfunk den Wissenschaftler Ladislav Smejda von der Tschechischen Universität für Lebenswissenschaften in Prag.
Der Schwefel verschwinde relativ schnell wieder aus der Umgebung, Phosphor hingegen werde an die Minerale im Boden gebunden und als Nährstoff an die Pflanzen weitergegeben. Auch bei Erdbestattungen lassen sich erhöhte Konzentrationen an Phosphor, Eisen und Zink im Boden messen. Dies sei selbst bei 1500 Jahre alten Gräbern noch möglich.
Schadstoffe durch Feuerbestattungen
Anders verhalte es sich hingegen bei Feuerbestattungen, bei denen der Körper verbrannt und die Asche begraben wird. Nach der Einäscherung bleibe Knochenasche, die vor allem aus Phosphor und Calcium bestehe. Die Asche habe damit zwar ebenfalls eine düngende Wirkung. Allerdings kann die Asche die Bodenchemie auch negativ beeinflussen, wenn sie umweltschädliche Schadstoffe an den Boden abgibt.
Probleme machen bei Feuerbestattungen dabei laut dem Deutschlandfunk vor allem Zahnfüllungen aus Amalgam. Amalgam besteht zu einem großen Teil aus Quecksilber, das durch die Einäscherungen wieder frei wird und in die Umwelt gelangt. In Ländern wie der Tschechischen Republik, in denen Feuerbestattungen weit verbreitet sind, sei das Quecksilber aus den Krematorien eine ernste Belastung.
Hoher Energieaufwand
Auch bei uns sind Feuerbestattungen weit verbreitet. Laut dem Bundesverband Deutscher Bestatter liegt der Anteil an Feuerbestattungen in Deutschland bei etwa 60 Prozent. Allerdings werden hierzulande im Körper gespeicherte Schadstoffe mithilfe eines Filters herausgefiltert und entsorgt, sodass sie nicht in den Boden gelangen.
Die Forschungsgruppe der tschechischen Universität hielten insgesamt Erdbestattungen tendenziell für umweltfreundlicher. Allerdings fand ein Aspekt in ihrer Studie keine Beachtung: Auch bei Erdbestattungen können jede Menge Schadstoffe in die Erde gelangen – etwa durch Herzschrittmacher, künstliche Gelenke, Antibiotika, den Sarg oder Chemikalien aus der Einbalsamierung. Andere Untersuchungen kommen daher zum Schluss, dass Feuerbestattungen weniger umweltschädlich seien. Was jedoch die Ökobilanz von Feuerbestattungen deutlich verschlechtert, ist der Einsatz von fossilen Energieträgern bei der Einäscherung und der hohe Energieaufwand.
Alternative Bestattungskonzepte
Über die ökologischen Folgen von Bestattungen sind schon seit einiger Zeit Diskussionen im Gange. Dabei geht es neben den Schadstoffen auch um den hohen Ressourcenverbrauch bei Bestattungen, allen voran für Särge oder Grabsteine.
Aus den Debatten haben sich einige neue Ansätze entwickelt, die in Deutschland allerdings teilweise wegen Bestimmungen zur Sargpflicht noch nicht möglich sind: Bei „Ökobestattungen“ beispielsweise kommen nur Särge aus schnell abbaubaren Materialien wie Korb oder Pappe zum Einsatz, außerdem werden schädliche Zahnmaterialien vor der Bestattung entfernt.
Bei Baumbestattungen wird die Totenasche unter Bäumen oder in Wäldern begraben. Relativ neu ist auch die Idee, bei der Beerdigung einen Baum zu pflanzen: Die „Bios Urn“ beispielsweise ist eine biologisch abbaubare Urne, die einen Baumsamen enthält. „Capsula Mundi“ sind eiförmige Kapseln aus biologisch abbaubaren Materialen, die sowohl als Urnen- als auch Sarg-Alternative vorgesehen sind. Wo die Kapseln begraben werden, sollen später ebenfalls Bäume wachsen.
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