Ob die Matratze am Straßenrand, eine weggeworfene Zigarette oder der Kaffeebecher im Wald: Müll gibt es genug. Statt sich zu ärgern, kämpfen ehrenamtliche Umweltpaten deutschlandweit gegen die Vermüllung. Über privates Engagement und warum ein Weg nun „Wodkaweg“ heißt.
„Es ist unglaublich, wie Menschen mit der Natur umgehen“, erzählt Janna Hoffmann. Regelmäßig geht die 40-Jährige mit ihrem Hund in Otzberg und der hessischen Umgebung spazieren und fast jedes Mal kehrt sie mit einem vollen Müllsack nach Hause zurück.
Vor knapp zweieinhalb Jahren reichte es ihr: „Irgendwann war ich nicht mehr bereit, die gesammelten Müllmengen über den Hausmüll zu entsorgen und manchmal war es auch gar nicht möglich“, etwa bei großen Gegenständen wie Sofas oder potenziell gefährlichen Spritzen. Also fragte Hoffmann bei ihrer Gemeinde, was sie mit dem Müll machen könne. Die Antwort: Werden Sie doch Umweltpatin!
Umweltpaten: aktiv gegen den Müll
Hoffmann ist eine von über 100 Umweltpaten im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Umweltpatenschaften sind oft regional initiierte und organisierte Projekte, die sich an Einzelpersonen, Vereine, Schulklassen oder Kindergruppen richten. Umweltpaten befreien die Landschaft oder einen öffentlichen Platz vom Müll, halten Radwege sauber, pflegen Streuobstwiesen, Grünanlagen oder auch Spielplätze.
Und so funktioniert es: Bietet die Stadt oder die Gemeinde eine solche Umweltpatenschaft an, meldet man sich dort als Ehrenamtliche bzw. Ehrenamtlicher. Somit ist man einerseits beim Müll sammeln über die Kommune versichert, andererseits weiß man, an welchen öffentlichen Stellen gesammelt werden kann.
Eine vielbefahrene Straße etwa eignet sich aus Sicherheitsgründen weniger zum Reinemachen. Die Umweltpaten werden dann mit extra starken Müllsäcken, Handschuhen, Greifzangen und Warnwesten ausgestattet. Größere Abfallmengen wie Sofas oder Reifen werden an die Kommune gemeldet, die diese dann abholt.
„Wodkaweg“: Hier liegen die meisten Flaschen
Wenn andere ins Kino gehen oder Freunde treffen, holt Hoffmann Altmedikamente und verschlissene Umzugsdecken aus dem Bach. Sie sammelt den Müll der Spaziergänger aus dem Feld, hebt Personenwaagen und Batterien auf, stößt auf Wäscheständer und Hundebetten.
Ihre täglichen Wege hat sie nach dem benannt, was sie dort findet: So gibt es den „Wodkaweg“ oder den „Sofaweg“ – schließlich säumen dort leere Alkoholflaschen oder ausgediente Sitzgelegenheiten den Weg. Die Motivation der illegalen Müllentsorger kann Hoffmann nicht nachvollziehen, schließlich gibt es zweimal jährlich eine kostenlose Sperrmüll-Abholung.
Der Müll wird mehr, die Motivation auch
Hoffmann wünscht sich, dass die Umweltpatenschaften sichtbarer werden. Daher hat sie ihrer Gemeinde eine eigene Website und eine Fotoausstellung über den Müll vorgeschlagen, auch ein Treffpunkt für die Umweltpaten fehlt: „Leider wurde bisher noch nichts davon umgesetzt“, sagt sie.
In den knapp drei Jahren, die Hoffmann nun schon sammelt, habe der Müll eher zu- als abgenommen, erzählt sie. Ist das demotivierend? „Im Gegenteil, ich kann schimpfen und mich ärgern. Das ist aber Energieverschwendung. Wenn ich aktiv etwas dagegen tue, gebe ich der Natur etwas zurück. Ich habe beschlossen, aus meiner Wut etwas Produktives zu machen.“
Umweltpatenschaften bieten zum Beispiel Initiativen in diesen Regionen und Städten an:
- Verschiedene Städte im Landkreis Darmstadt-Dieburg
- Meerbusch
- Mönchengladbach
- Speyer
Daneben gibt es viele „Umweltpaten“, die beim Waldspaziergang Müll sammeln und sich um die Natur kümmern, ohne dass sie sich so nennen. Offizielle Initiativen für Umweltpatenschaften können jedoch mehr Menschen für das Thema sensibilisieren – und zum Mitmachen motivieren.
Kennt ihr ähnliche Initiativen? Dann hinterlasst einen Kommentar.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Plogging: Dieser Jogging-Trend aus Schweden ist gut für die Umwelt
- 20 Dinge, die viel zu schnell im Müll landen – und gute Alternativen
- Mülltrennung & Recycling: So trennst du deinen Müll richtig
- Gutes tun: 9 gemeinnützige Ideen
War dieser Artikel interessant?