In der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ kam das Nahrungsergänzungsmittel „Veluvia“ gut an – eine Verbraucherschutzorganisation warnt nun jedoch vor den Kapseln.
Die Veluvia-Kapseln von Jörn-Marc Vogler haben die Jury von „Die Höhle der Löwen“ überzeugt: Zwei Juroren investierten 300.000 Dollar in das Unternehmen. Das Produkt klingt auch erst einmal nicht schlecht: Ein Nahrungsergänzungsmittel, das ausschließlich aus natürlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse oder Samen besteht und ganz ohne Zusatzstoffe auskommt. „100 Prozent vegan und Bio“, heißt es zum Beispiel in diesem Werbevideo auf YouTube.
Veluvia erfüllt Versprechen nicht
Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt nun jedoch vor den Kapseln: Die Organisation hat das Produkt Veluvia „Green“ genauer angesehen – und kommt zu einem vernichtenden Urteil.
Die „Green“-Kapseln enthalten den Herstellerangaben zufolge 14 verschiedene Obst- und Gemüse-Pulver sowie Grüntee-Extrakt, zwei Kapseln sollen den Tagesbedarf an Obst decken. Die Mengen an tatsächlichem Obst und Gemüse sind jedoch verschwindend gering, wie die Verbraucherzentrale herausstellte.
In der 30-Tage-Packungen seien es beispielsweise nur 0,67 Gramm Erdbeerpulver und 1,68 Gramm Brokkolipulver. Auf den Monat gerechnet entspreche dies höchstens einem Drittel einer frischen Erdbeere und einem kleinen Einzelröschen an Brokkoli, schreibt die Organisation.
Ist Veluvia überhaupt Bio?
Außerdem sei ohnehin unklar, welche Inhaltsstoffe nach der Trocknung überhaupt noch im Obst- bzw. Gemüsepulver verbleiben. Die Verbraucherzentrale Hamburg bezweifelt auch, ob man bei den Kapseln wirklich von Bio-Qualität sprechen könne. Nur eine der neun Nahrungsergänzungen der Marke erfülle die Vorgaben für ein Bio-Produkt.
Auch das Werbeversprechen „ohne Zusatzstoffe“ sieht die Organisation kritisch. Immerhin werde in der Deklaration das Überzugsmittel E 464 angeben, was ein EU-weit zugelassener Zusatzstoff sei.
Nahrungsergänzungsmittel braucht es nicht
Das Fazit der Verbraucherzentrale: „Die Mikromengen sind ein Hohn angesichts des Werbespruchs von Veluvia ‚Hast Du heute schon genug Obst & Gemüse gegessen?‘. Selbst wenn man davon ausgeht, dass das Pulver konzentrierter ist als frisches Obst, sind die Mengen in den Kapseln marginal – dafür sind sie mit 118,70 Euro pro 100 Gramm schön teuer.“ Die Versprechungen des Produkts seien vage und nicht wissenschaftlich belegt.
Prinzipiell sind Nahrungsergänzungsmittel gar nicht nötig. Der tägliche Vitaminbedarf lässt sich in der Regel durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung decken. Viele Nahrungsergänzungsmittel haben sich in Tests als schädlich oder zu hoch dosiert erwiesen. Nur bei einem diagnostizierten Mangel und auf Empfehlung von einem Arzt machen Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate Sinn.
Reaktion von Veluvia
Veluvia hatte sich zunächst in einem Statement geäußert und die Vorwürfe der Verbraucherzentrale zurückgewiesen. Die gesetzliche Regelung in Deutschland besage, dass nur Produkte mit mindestens 95 Prozent der Zutaten aus ökologischem Anbau das Bio-Siegel tragen dürfen.
Dies sei bislang nur bei den „Green“-Kapseln gelungen, bei den anderen Produkten sei das noch nicht möglich, da noch nicht alle Zutaten als Bio-Zutaten für Nahrungsergänzungsmittel erhältlich seien. Wann immer möglich, nutze Veluvia jedoch Bio-Produkte. Auch zu den anderen Kritikpunkten der Verbraucherzentrale äußerte sich das Unternehmen in seiner Stellungnahme.
Veluvia ändert Produktbeschreibungen auf der Internetseite
Allerdings hat Veluvia inzwischen etliche Änderungen auf der Internetseite vorgenommen. Gegenüber dem Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) hat das Unternehmen außerdem eine Unterlassungserklärung abgegeben. Der Verband hatte Veluvia aufgefordert, sein Produkt nicht mehr unter dem Namen „Detox“ zu führen. Werbeaussagen wie „Frühjahrsputz für den Körper“, „wirkt reinigend und entgiftend“ und „effektive Entgiftungskur“ sind laut Verbraucherzentrale Hamburg damit für das Mittel „Detox“ nicht mehr erlaubt.
Auch bei der Beschreibung „ohne Zusatzstoffe“ habe Veluvia nachgebessert: So stehe bei den Artikelbeschreibungen auf der Webseite nun „Ohne Zusatzstoffe im Inhalt der Kapsel“. Auch auf der Startseite sei der Hinweis „ohne Zusatzstoffe“ nicht mehr zu finden.
Für die Verbraucherzentrale Hamburg ändern die neuen Beschreibungen jedoch nichts an ihrer Kritik: „Für uns ist die TV-Show auf VOX die „Butterfahrt“ des digitalen Zeitalters. Verbrauchern werden subtil und mit viel Tamtam überteuerte und häufig nutzlose Produkte angedreht. Fallen Sie nicht darauf herein!“
Weiterlesen auf Utopia.de:
- 5 eisenhaltige Lebensmittel, die du kennen solltest
- Nahrungsergänzungsmittel für Veganer: Finger weg davon
- Gesunde Ernährung: 10 Ernährungsmythen
War dieser Artikel interessant?