Im Meer vor Sizilien hat sich ein riesiger Pottwal in einem Fischernetz verheddert. Am Wochenende versuchte die italienische Küstenwache, ihn zu befreien. Die Videos von der Rettungsaktion sind extrem bedrückend. Der Pottwal ist kein Einzelfall.
Etwa zehn Meter lang ist der Pottwal – als die Küstenwache ihn am Wochenende fand, umschlang ein rosafarbenes Fischernetz fast seinen gesamten Körper. Taucher*innen schnitten das Netz auf, sie scheiterten allerdings an der Schwanzflosse: Das Netz ist dort so dicht und stark verheddert, dass man die graue Haut des Wals nicht mehr sieht.
Wie die Tagesschau berichtet, tauchte der Pottwal ab, bevor die Helfer*innen das Netz vollständig entfernen konnten. Seitdem sei das weibliche Tier nicht mehr gesichtet worden. Die Küstenwache bleibe aber vorsorglich im Wasser. Hier ein Youtube-Video der Küstenwache:
Der Pottwal ist in Lebensgefahr
Um das Tier auch im Dunkeln behandeln zu können, haben die Taucher*innen eine Boje mit einem Blinklicht an seinem Schwanz befestigt. Womöglich bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Wal zu retten: Umweltverbände befürchten, dass er wegen des dichten Fischernetzes an seiner Schwanzflosse zu unbeweglich ist, um zu überleben. Wie stark die Flosse im Netz verfangen ist, zeigt dieses Twitter-Video:
Die Bilder des Pottwals vor Sizilien sorgten international für Entsetzen. Sein Schicksal ist allerdings kein Einzelfall: Immer wieder verheddern sich Meerestiere in frei schwimmenden Fischernetzen – sogenannten Geisternetzen.
25.000 Geisternetze in europäischen Gewässern – jährlich
Die Netze gelangen ins Meer, weil Fischer sie dort entsorgen oder sie versehentlich verloren gehen. Manchmal muss ein Fischerboot Netze aufgrund von Problemen vom Boot trennen und im Meer zurücklassen. Laut Greenpeace landen auf diesem Weg allein in Europa jährlich 25.000 Netze in den Gewässern.
Frei im Meer treibend sind die Geisternetze eine tödliche Gefahr für Wale, Haie, Delfine, Schildkröten und andere Lebewesen. Sie verfangen sich darin, können sich nicht mehr bewegen und ersticken oder verhungern. Einer Meta-Studie von 2015 zufolge sind mindestens 344 Tierarten bekannt, die schon einmal in einem Geisternetz oder anderem Müll im Meer festgesteckt sind.
Unser Fischkonsum gefährdet die Artenvielfalt
Die Fischereiindustrie – und damit unser Fischkonsum – ist also mitverantwortlich für die geringer werdende Artenvielfalt in den Meeren. Dem WWF zufolge ertrinken jedes Jahr etwa 300.000 Wale, Delfine und Tümmler ungewollt in den Netzen der Fischerei.
Das passiert allerdings nicht nur in den freischwimmenden Geisternetzen – sondern auch im regulären Fischfang. Bis heute nutzen die meisten Schiffe Fangmethoden, bei denen jede Menge „Beifang“ entsteht. In ihren Netzen verfangen sich nicht nur die gewünschten Fische, sondern auch andere Tiere wie Schildkröten, Rochen, Wale oder Delfine. In der Regel sterben die ungewollten Beifänge.
Wer das nicht unterstützen will, sollte auf Fisch verzichten oder nur solchen kaufen, der mit unbedenklichen Fangmethoden gefischt wurde. (Der Fischratgeber von Greenpeace liefert eine Orientierung.) Geisternetze sind nur einer von mehreren guten Gründen, den Fischkonsum möglichst stark zu reduzieren: 5 Argumente gegen Fisch
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