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Welthunger-Index: Kriege und Klimawandel verstärken den Hunger

Welthunger-Index 2017
Foto: © HaddadToni / Welthungerhilfe

Der Kampf gegen den weltweiten Hunger macht insgesamt zwar Fortschritte – dennoch stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Hungernden an. Bewaffnete Konflikte, die Folgen des Klimawandels und soziale Ungleichheit sind demnach die größten Hungertreiber. Auch die Macht der Agrar-Konzerne ist besorgniserregend.

Der neue Welthunger-Index meldet gute und schlechte Nachrichten zugleich: Den Berechnungen zufolge ist heute ein Viertel weniger Menschen von Hunger betroffen als noch im Jahr 2000. Die Gesamtzahl der Hungernden ist allerdings im Vergleich zu 2015 von 795 Millionen Menschen (Welthunger-Index 2016) auf aktuell 815 Millionen Menschen gestiegen. Das bedeutet: Mehr als jeder zehnte Mensch hungert. Derzeit drohen in mehreren Ländern Hungersnöte.

Den jährlichen Welthunger-Index erstellt das Forschungsinstitut International Food Policy Research Institute (IFPRI) gemeinsam mit den Hilfsorganisationen Welthungerhilfe und Concern Worldwide. Der Index 2017 berechnet die Ernährungslage in 119 Staaten. Die Werte beruhen auf Daten zu Unterernährung, Auszehrung bei Kindern, Wachstumsverzögerung bei Kindern und Kindersterblichkeit.

„All unsere bisherigen Erfolge werden gefährdet“

Laut Welthungerhilfe hat sich die Hungersituation in vielen Ländern verbessert, in Senegal, Brasilien und Peru beispielsweise um mindestens 50 Prozent seit dem Jahr 2000. Doch noch immer sind erschreckend viele Menschen von Unterernährung betroffen – die meisten von ihnen in Südasien und in Afrika.

Welthunger-Index 2017
Welthunger-Index 2017 (© Welthungerhilfe, IFPRI, Convern Worldwide)

Der Welthunger-Index 2017 zeigt: In neun Ländern ist die Situation „gravierend“ oder „sehr ernst“: Tschad, Sudan, Sambia, Malawi, Sierra Leone, Liberia, Madagaskar, Jemen und die Zentralafrikanische Republik leiden besonders unter Hunger. Besonders dramatisch ist die Lage laut Welthungerhilfe in der Zentralafrikanischen Republik, wo es seit 2000 keine Verbesserung gab. Das Land bildet weltweit das Schlusslicht im Index.

Zudem warnen die Verfasser: Aus mehreren Ländern sind derzeit überhaupt keine Daten zu bekommen. „Wahrscheinlich sind es jedoch ebendiese Länder, die am meisten leiden“, heißt es im Welthunger-Index. „Anlass zu ernster Besorgnis“ geben demnach unter anderem Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Südsudan und Syrien.

Viele der Staaten, in denen die Lage besonders dramatisch ist, sind derzeit von Kriegen oder bewaffneten Konflikten betroffen.„Unser Bericht zeigt erneut, dass bewaffnete Konflikte weiterhin die größten Hungertreiber sind. Mehr als die Hälfte aller Hungernden leben in Ländern mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Konflikte und Klimawandel treffen die Ärmsten der Armen am stärksten. All unsere bisherigen Erfolge werden dadurch gefährdet“,

sagt Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe.

Welthunger-Index 2017

Globale Ungleichheit und die Macht der Konzerne

Auch Ungleichheit trägt zu Hunger bei. „Meistens leiden jene Menschen oder Gruppen unter Hunger und Fehlernährung, die über die geringste soziale, wirtschaftliche oder politische Macht verfügen“, heißt es in der Zusammenfassung des Welthunger-Index (PDF). Das betrifft laut Welthungerhilfe besonders marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Frauen, ethnische Minderheiten oder Kleinbauern.

Die Feststellung, dass Macht bzw. deren Mangel einen wesentlichen Einfluss auf die Hungersituation hat, legt nahe, auch die internationalen Agrar-Konzerne in die Rechnung mit einzubeziehen, denn ihre Macht ist besorgniserregend: Die drei Konzerne Monsanto, DuPont und Syngenta beherrschen laut der Studie den weltweiten Handel mit Saatgut. Drei weitere Unternehmen – ADM, Bunge und Cargill – bestimmen den Großteil des internationalen Getreidehandels.

„Diese Konzerne verfügen im Welternährungssystem mittlerweile über so viel Macht, dass sie weitgehend darüber bestimmen, welche Lebensmittel wie von den Produzierenden zu den KonsumentInnen gelangen“, kritisiert Naomi Hossain vom britischen Institute of Development Studies im Welthunger-Index 2017 (PDF).

Sie kommt zu dem erschütternden Schluss:„In derselben Welt, in der etwa 800 Millionen Menschen hungern und zwei Milliarden Menschen an unterschiedlichen Formen der Fehlernährung leiden, ist ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung fettleibig, und ein Drittel aller Nahrungsmittel wird verschwendet oder vergeudet.“

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