FFP2-Masken schützen zuverlässiger vor dem Coronavirus als Stoffmasken. Allerdings lassen sie sich nicht allzu oft wiederverwenden – und verursachen damit jede Menge Müll. Mehrere Maskenhersteller bieten nun wiederverwendbare Alternativen an. Wir haben uns einige davon angesehen.
Insgesamt acht Stunden lang sollte man eine FFP2-Maske höchstens verwenden, dann verliert sie ihre schützende Wirkung. Unser Maskenverbrauch ist allerdings eine Belastung für die Umwelt: FFP2-Masken enthalten unter anderem Kunststoffe, die nicht recycelt werden können. Die Masken werden gemeinsam mit anderem Restmüll verbrannt. Gegen diese Ressourcenverschwendung wollen verschiedene Hersteller vorgehen.
Wiederverwendbare VivaMask als Alternative zu FFP2-Masken
Das Unternehmen VivaMask stellt Stoffmasken her, die wiederverwendbar und biologisch abbaubar sind. Mit einem zusätzlichen Filterblatt sollen sie eine Schutzwirkung wie FFP2-Masken haben. Entsprechende Zertifizierungen fehlen allerdings noch.
Die Stoffmaske erfüllt die Kriterien der Kreislaufwirtschaft
Die Stoffmasken bestehen aus Cellulose-Faser von Buchen- und Eukalyptusholz, das von FSC-zertifizierten Plantagen stammt. Außerdem soll der Stoff eine antibakterielle Wirkung haben und bis zu 50 Prozent mehr Feuchtigkeit absorbieren können als Baumwolle. Die Maske lässt sich 50 Mal bei bis zu 95 Grad waschen.
Da alle Bestandteile der Maske vollständig biologisch abbaubar sind, erfüllt sie die Kriterien der Kreislaufwirtschaft, heißt es auf der Unternehmenswebseite. Der Begründer des Cradle-to-Cradle-Prinzips, Michael Braungart, ist an der Entwicklung der Masken beteiligt. Hergestellt werden sie in Europa.
Austauschbare Filterblätter für FFP2-Schutz
Einen vergleichbaren Schutz wie bei einer regulären FFP2-Maske gibt es aber erst, wenn man ein spezielles Filterblatt einlegt. Die Maske hat hierfür eine Öffnung an der Unterseite. Die Filterblätter sind allerdings nicht biologisch abbaubar – und müssen nach einmaliger Verwendung entsorgt werden. Laut VivaMask bestehen die Blätter jedoch zu 97 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Filterblätter gibt es für 45 Cent pro Stück im Onlineshop des Unternehmens zu kaufen.
Allerdings ist nicht gesichert, ob die Maske mit Filterblatt tatsächlich so zuverlässig schützt wie eine reguläre FFP2-Maske. Die Masken von VivaMask haben weder eine CE- noch eine DIN-Zertifizierung. Nach eigenen Angaben arbeitet das Unternehmen jedoch daran, die Maske mit Filterblatt zertifizieren zu lassen.
Masken vom Typ „Livinguard Pro“
Ein weiterer Maskentyp machte Anfang des Jahres von sich reden: Bestimmte Masken von den Herstellern wie „Wingguard“ oder „Livinguard“ sollen Viren elektrostatisch anziehen und zerstören. Für den Stoff der Livinguard-Pro-Maske haben Forscher:innen der Universitäten RWTH Aachen und FU Berlin den Effekt nachweisen können. Die Masken wurden laut BR als Medizinprodukte der Risikoklasse 1 zertifiziert, dieser Kategorie gehören auch Verbandmittel oder wiederverwendbare chirurgische Instrumente an.
Anders als FFP2-Masken handelt es sich bei den Modellen also um medizinische Produkte, ähnlich wie bei OP-Masken. Gegenüber dem BR erklärte das Gesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen, dass die neuen Masken die Bedingungen der Corona-Schutzverordnung erfüllen.
30 Mal waschbar: Die Livinguard-Pro-Maske soll Müll sparen
Der Hersteller bestätigt auf der Website, dass die Livinguard-Pro-Maske den aktuellen Corona-Anforderungen entspricht und im Einzelhandel und im Nahverkehr getragen werden kann. Sie kann bis zu 30-mal gewaschen werden. Somit ersetzt sie laut Hersteller bis zu 210 Einwegmasken. Zu kaufen gibt es die Mehrweg-Masken zum Beispiel im Onlineshop von Livinguard sowie bei Amazon**.
Verschiedene Forscher:innen sprachen sich jedoch auch bei dieser Typ von Maske für weitere klinische Studien aus. Jörg Feldmann von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hält die Technologie zwar für plausibel, doch ihm zufolge könnten die Masken „keinen hundertprozentigen Schutz“ bieten.
Wiederverwendbare FFP2-Masken: Es gibt auch geprüfte Modelle
Zu den wichtigsten Kriterien für normkonforme, geprüfte Atemschutzmasken vom FFP-Typ zählen:
- CE-Kennzeichnung, gefolgt von einer vierstelligen Kennzahl
- Klasse: FFP1, FFP2, oder FFP3 mit Leerstelle und Zusatz NR (=nicht wiederverwendbar) oder R (=wiederverwendbar), plus ggf. D (=für hohes Staubaufkommen geeignet)
- Europäische Norm: EN 149:2001+A1:2009
- Firmenname oder Hinweis auf Hersteller, Produktname
FFP2-Masken mit einer R-Kennzeichnung lassen sich also prinzipiell wiederverwenden. Allerdings bezieht sich die Kennzeichnung auf ihre Funktion als Arbeitsschutz-Ausrüstung, nicht als Schutzmaske gegen Coronaviren. Doch wenn die entsprechenden Normen und Prüfhinweise auf der Maske vorhanden sind, kann das schon ein guter Hinweis darauf sein, dass die zugesagte Schutzwirkung vorhanden ist – das erklärte Jörg Michel von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gegenüber Utopia.
Allerdings sind auch falsch deklarierte Masken im Umlauf, dazu werden immer wieder FFP2-Masken zurückgerufen.
- Mangelhafte FFP2-Masken werden zum Beispiel in einer Datenbank der BAuA aufgeführt.
- Prüfe vorm Kauf am besten immer die Prüfstelle.
- Auch auf der Datenbank von DGUV-Test kannst du nachvollziehen, ob eine Maske normgerecht geprüft und verordnungskonform zertifiziert wurde.
Vorsicht bei viruziden/antiviralen Filterstoffen
Viele FFP2-R-Masken enthalten eine Schicht, die viruzid oder antiviral wirken soll. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schreibt zu solchen Masken: „Da derzeit weder der Nutzen einer viruziden/antiviralen Ausrüstung von Masken nachgewiesen ist, noch deren Unbedenklichkeit behördlich überprüft wurde, sieht die BAuA davon ab, den Einsatz solcher Masken zu empfehlen.“
Insbesondere Nanosilberzusätze sollen auch der Apothekerzeitung zufolge kritisch sein. Das Online-Magazin bezieht sich dabei auf eine Warnung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Einweg-FFP2-Masken wiederverwenden
Das BAuA rät allgemein davon ab, FFP2-Masken oder entsprechende Alternativen wiederzuverwenden. Allerdings zeigt eine Studie der Fachhochschule Münster und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, dass es möglich ist. FFP2-Masken lassen sich zum Beispiel bei 80 Grad im Backofen oder durch eine lange Trocknungsphase von Erregern befreien. Wie das genau funktioniert und was du beachten musst, kannst du hier nachlesen: Kann man FFP2-Masken reinigen und wiederverwenden? Was du wissen musst
Utopia meint: Klar: Einwegmasken verursachen eine Menge Müll. Und wiederverwendbare FFP2-Masken oder entsprechende Alternativen wären viel umweltschonender. Allerdings muss man beim Kauf sehr genau hinsehen – nicht jedes beworbene Produkt garantiert Schutz und manche Maskentypen müssen noch weiter getestet werden. Wir raten deshalb zur Vorsicht: Umweltschutz ist wichtig, der Schutz der eigenen Gesundheit aber auch.
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