Es klingt wie ein verrückter Scherz: Eine Firma aus Abu Dhabi hat vor, Eisberge aus der Antarktis vor die Küste der Arabischen Emirate zu ziehen. Die Eisberge sollen frisches Trinkwasser liefern, Regenwolken bringen und nebenbei als Touristenattraktion dienen.
Bei über 30 Grad im Schatten auf dem Sandstrand liegen und die Sicht auf gigantische Eisberge genießen? Wenn es nach einer Firma aus Abu Dhabi geht, ist das in wenigen Jahren möglich. Die Firma namens „National Advisor Bureau“ plant, mehrere Eisberge aus der Antarktis mit Schiffen vor die Küste des Emirats Fudschaira zu ziehen – eine Strecke von mehr als 12.000 Kilometern.
Mit dem „UAE Iceberg Project“ („Eisberg-Projekt der Vereinigten Arabischen Emirate) will die Firma ein existenzielles Problem der Region lösen: Schätzungen zufolge werden die Emirate ihre Grundwasser-Vorräte in den nächsten 15 Jahren komplett aufbrauchen. Zwar sind bereits Wasserentsalzungsanlagen im Einsatz, die Meerwasser in Trinkwasser umwandeln sollen. Doch die Anlagen verbrauchen viel Energie und sind teuer.
Eisberge als Trinkwasserquelle
Um in 15 Jahren nicht komplett auf die Entsalzungsanlagen angewiesen zu sein, sollen jetzt also Eisberge her – als Quelle für frisches Trinkwasser. Ein großer Eisberg kann bis zu 75 Milliarden Liter Wasser enthalten.
Der Plan klingt, als würde sich hier jemand einen Scherz erlauben. Die Firma meint es aber tatsächlich ernst. Wie ein Manager des Projektes gegenüber dem Online-Magazin Gulfnews.com erklärte, hat das zuständige Team bereits Simulationen mit verschiedenen Routen und Variablen durchgeführt. Den Berechnungen zufolge dauere es ein Jahr, einen Eisberg von der Antarktis vor die Küste von Fudschaira zu ziehen. Den ersten Versuch wolle die Firma schon Anfang 2018 starten.
Effekt auf das örtliche Klima
Stehen die Eisberge erst einmal vor der Küste, plant die Firma, stückweise Eisblöcke von der Oberfläche abzutragen. Dann will sie die Eisblöcke zerkleinern, in einer Anlage filtern und zu Trinkwasser verarbeiten.
Die Eisberge sollen aber nicht nur frisches Trinkwasser bringen. Laut Gulfnews erhofft sich die Firma aus Abu Dhabi auch einen positiven Einfluss auf das örtliche Klima. Demnach sollen die Eisberge ein neues Mikroklima mit mehr Wolken und Regenfällen verursachen. Zusätzlich würden die Eisberge zu einer der größten Touristenattraktionen der Emirate werden.
Eisberge gegen Wassermangel?
Kann das Verschieben von Eisbergen tatsächlich eine Lösung für Wasserknappheit sein? Die britische Tageszeitung The Guardian meint, die Idee sei zumindest nicht neu. Schon im 19. Jahrhundert seien ähnliche Pläne entwickelt worden, allerdings waren sie nicht umgesetzt worden.
Öl- und Gasfirmen würden heutzutage außerdem regelmäßig Eisberge verschieben, um Kollisionen mit Bohrinseln zu vermeiden. Allerdings handele es sich hierbei um kleinere Eisberge, die nur über kurze Entfernungen transportiert werden. Die Pläne, gigantische Eisberge von der Antarktis vor die Küste der Emirate zu ziehen, stünden in keinem Verhältnis dazu. Selbst wenn es gelänge, einen großen Eisberg zu transportieren, würde er auf der langen Reise wahrscheinlich auseinanderbrechen.
Utopia meint: Der Wassermangel in vielen Regionen der Welt ist ein ernst zu nehmendes Problem. Aber Eisberge tausende Kilometer weit zu verschieben kann nicht die Lösung sein. Mehrere Schiffe müssten den Eisberg monatelang hinter sich her ziehen – ein kaum vorstellbarer Energieverbrauch. Außerdem könnte der wandelnde Eisberg großen Schäden am Meeresgrund anrichten. Nicht zu vergessen sind die Auswirkungen auf das Meeresökosystem, wenn plötzlich große Massen kaltes Süßwasser ins Meer schmelzen.
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