Wie lässt sich die Arbeit der Pfleger*innen im Gesundheitssystem erleichtern? Am Dienstag hat ein ehemaliger Pfleger seine Idee bei die Höhle der Löwen vorgestellt. Mit einer App will er bürokratische Prozesse erleichtern.
Thomas Müller war 28 Jahre alt, als eine Diagnose sein Leben veränderte: Krebs. Ein Jahr lang war er in Behandlung – und lernte die Arbeit der Pflegekräfte zu schätzen. Dass sich Menschen so sehr dafür einsetzen, dass ein Fremder gesund wird, berührte ihn.
Nachdem er gesund wurde, ließ er sich selbst zum Pfleger ausbilden und arbeitete 14 Jahre lang in dem Beruf. In dieser Zeit erfuhr er auch die Schattenseiten der Branche: Schichtdienst, Überstunden, unterbesetzte Nachtdienste, Pflegenotstand, Stress.
„Curassist“ soll selbstständigen Pfleger*innen helfen
Ein besonderes Problem: Pflegerinnen, denen nach Schwangerschaft und Geburt der Wiedereinstieg in den Beruf nicht gelingt. Der Schichtdienst sei mit kleinen Kindern nicht vereinbar, erzählte Müller in der Sendung von „Die Höhle der Löwen“. Eigentlich gäbe es eine Lösung für Mütter und andere Pfleger*innen: Sie könnten sich selbstständig machen und damit flexibler arbeiten – etwa Pflegedienste in den Wohnungen von Patient*innen übernehmen.
Das ist allerdings nicht so einfach. Müller zufolge dauert es zwölf Monate, einen entsprechenden Antrag durchzusetzen – um nur eine einzige Person pflegen zu können. „Die Bürokratie steht der Pflege von Menschen im Weg“, sagte Müller in der Sendung.
Um das zu ändern, hat der ehemaliger Pfleger die App „Curassist“ entwickelt. Die App soll Anmeldeprozesse und die komplexen Abrechnungen übernehmen und so die freiberufliche Arbeit erleichtern. Die Antragsstellung soll mithilfe der App nicht mehr zwölf Monate, sondern nur noch einen dauern. Für den Dienst zahlen die Pfleger*innen 8,90 Euro im Monat.
Höhle der Löwen: Den Juroren gefällt die Idee
Die Löwen waren von dem emotionalen Auftritt des Gründers beeindruckt. Juror Nils Glagau sagte, Müller sei der bislang authentischste Teilnehmer der Sendung. Allerdings macht die App bislang nur etwa 1.000 Euro Umsatz im Monat, für einige der Geschäftsleute zu wenig.
Trotzdem kam ein Deal zustande: Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer erklärten sich bereit, gemeinsam 500.000 Euro zu investieren – für 30 Prozent Unternehmensanteile. Die Vereinbarung platzte jedoch offenbar im Nachhinein: „Wir hatten unterschiedliche Auffassungen bezüglich des Geschäftsmodells, auf die wir uns nicht einigen konnten“, sagte Thomas Müller dem Online-Portal „Gründerszene“. Das Start-up wachse aber auch ohne die Hilfe der Löwen.
Utopia meint: Jede Erleichterung für Pflegekräfte ist ein wichtiger Schritt. Vielleicht schafft es die App, ihnen mehr Selbstbestimmung im Job und bessere Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Eine App allein reicht jedoch nicht aus: Die Missstände in der Pflegebranche sind so umfassend, dass politische Maßnahmen nötig sind. Überbelastung, schlechte Bezahlung, Unterbesetzung und zu wenig Zeit für die Patient*innen gehören zum Alltag vieler Pfleger*innen. Spätestens jetzt – zu Zeiten der Corona-Krise – sollte jedem klar sein: Diese Probleme gehen uns alle etwas an.
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