Ein kleines Land in Südostasien hat geschafft, was im industriellen Zeitalter noch keiner anderen Nation gelungen ist: Bhutan ist das erste Land mit einer negativen CO2-Bilanz. Das Königreich hat außerdem die Corona-Pandemie erstaunlich gut im Griff. Gibt es einen Zusammenhang?
Das Königreich Bhutan in Südostasien ist vor allem für eines bekannt: sein Konzept des „Bruttonationalglücks“. Damit gemeint ist die Maxime, dass das Wohlbefinden und Glück der Bevölkerung und aller Lebewesen in Bhutan an erster Stelle stehen. Das wirtschaftliche Wachstum ist dem Umwelt- und Naturschutz untergeordnet.
Mit dieser Art der Politik hat Bhutan es geschafft, zunächst klimaneutral zu werden – seit einigen Jahren hat das Land sogar eine negative CO2-Bilanz. Das heißt, Bhutan bindet mehr CO2, als es ausstößt.
Unberührter Wald und Strom aus Wasserkraft
Das liegt unter anderem an der großen unberührten Waldfläche des Landes: Laut National Geographic ist in der Verfassung Bhutans verankert, dass 60 Prozent der Landmasse als Wald erhalten und geschützt werden soll. Strom produziert das Land überwiegend aus Wasserkraft und schon vor einigen Jahren begann Bhutan, Benzin-Autos durch Elektroautos zu ersetzen. Erst seit 1999 sind in dem Land Fernseher erlaubt.
Vier Säulen des Bruttonationalglücks
„Es gibt keine größere oder wichtigere Sache als diejenige, den Planeten für zukünftiges Leben zu sichern“, schrieb ein Minister 2015 in einem Regierungsdokument. Nachhaltigkeit ist Teil der nationalen Identität und ein wichtiger Bestandteil im „Bruttonationalglück“, das auf vier Säulen fußt:
- Nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft
- Schutz der Umwelt
- Bewahrung kultureller Werte
- Gute Regierungsführung
Um herauszufinden, wie es um das Wohlbefinden der Bevölkerung steht, erhebt Bhutan in regelmäßigen Abständen Umfragen. Die Maßeinheiten für „Glück“ sind dabei beispielsweise das seelische Wohlbefinden, die Gesundheit, Bildung oder der Lebensstandard.
Bhutan hat extrem wenige Corona-Fälle
Nicht nur in Bezug auf Umweltschutz ist Bhutans Engagement beachtenswert: Das Königreich hat extrem schnell auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert – und damit Katastrophen wie in anderen Ländern verhindert. Laut der US-amerikanischen Zeitschrift „The Atlantic“ verzeichnet Bhutan erst einen einzigen Corona-Todesfall (Stand 10. Februar).
Das liegt vor allem daran, dass das Land sehr früh mit Gegenmaßnahmen begonnen hat. Laut The Atlantic hat China die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 31.12.2019 über den Ausbruch des Coronavirus informiert. Am 11. Januar – keine zwei Wochen später – entwarf Bhutan einen nationalen Reaktionsplan. Kurz darauf begann das Königreich, bei Reisenden an Flughäfen Fieber zu messen. Die erste Corona-Infektion wurde im März entdeckt – bei einem amerikanischen Touristen. Noch bevor die WHO Corona zur Pandemie erklärte, hatte Bhutan Tourist:innen verbannt, Schulen, Kinos, Fitnesscenter und öffentliche Einrichtungen geschlossen.
Das amerikanische Umweltportal „Grist“ sieht einen Zusammenhang zwischen Bhutans Umwelt- und Corona-Politik: „Auf eine Krise zu reagieren hat nicht nur etwas mit der Technologie zu tun, die einem zur Verfügung steht, sondern damit wie schnell man handelt, wie man seine Nachbar:innen unterstützt und wie gewillt man ist, etwas für das Gesamtwohl zu opfern. Das hilft auch zu erklären, warum Bhutan das weltweit einzige ‚CO2-negative‘ Land ist.“
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Nachhaltiger Tourismus: 5 Tipps für den umweltfreundlichen Urlaub
- 11 klitzekleine Alltagsdinge, die jeder für die Umwelt tun kann
- 11 Mythen zum Klimawandel – Ursachen und Folgen im Check
War dieser Artikel interessant?