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Bio-Lutions: Start-up produziert Verpackungen und Einweggeschirr aus Agrarresten

Bio-Lutions NEA 2018
Foto © Utopia / Sibylle Reuter

Wie wär’s, wenn bei der nächsten Grillparty der Tomatensalat in einem Teller aus Tomatenpflanzenresten kommt? Oder die Verpackung der Lieblingssorte Kekse aus den landwirtschaftlichen Abfällen von Weizenstroh gefertigt ist? Das Hamburger Start-up Bio-Lutions will Verpackung nachhaltiger machen.

Bio-Lutions hat ein patentiertes mechanisches Verfahren entwickelt, mit dem es Pflanzenreste reinigt, zusammenpresst und anschließend durch die Zugabe von Wasser zu selbstbindenden Mikro- und Nanofasern zerkleinert.

Ganz ohne Zusatzstoffe und Chemikalien und mit einem sehr geringen Wasserverbrauch entstehen so vielseitig anwendbare, nachhaltige Verpackungen. Bio-Lutions wurde damit jetzt Finalist beim Next Economy Award 2018.

Bio-Lutions will ökonomisch, ökologisch und lokal sein

Die Ökologie muss der Ökonomie folgen, ist sich Bio-Lutions-Gründer und CEO Eduardo Gordillo sicher. Damit „grüne“ Verpackungen langfristig Erfolg haben, müssen sie mit Plastik und Pappe konkurrenzfähig sein, so der bereits mehrfach ausgezeichnete Industriedesigner.

Deswegen stand der Kostenfaktor schon zu Beginn im Vordergrund und wurde gelöst, indem die Technologie möglichst kompakt gehalten wurde. Es sind keine großen Anlagen erforderlich, die viel Know-how für die Bedienung brauchen.

Bio-Lutions Verpackungen Pflanzenreste
Eine Verpackung für Auberginen. (Foto: © Bio-Lutions)

Die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: Als Rohstoff wird das verwendet, was lokal auf den Feldern liegt bzw. dort abfällt: Weizenstroh, Tomatenpflanzen, Bananenstämme, Ananassträucher, Reisstroh, Zuckerrohrblätter usw.

Die Produktion ist dadurch auch überall auf der Welt möglich und findet sozusagen an der Quelle statt. Lange Transportwege können entfallen. Die Verpackungen sind selbstredend biologisch abbaubar oder können klimaschonend verbrannt werden.

Es werden ausschließlich landwirtschaftliche Abfälle verwertet, die weder als Futtermittel, Biotreibstoff noch sonst irgendwo Verwendung finden. Dafür müssen keine Wälder abgeholzt werden, es werden keine zusätzlichen Anbaufelder benötigt und schon gar keine tierischen Nebenprodukte.

Die erste Bio-Lutions-Anlage entstand mit Unterstützung der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) in Bangalore, Indien. Um den weltweiten Verbrauch von Erdöl, Plastik und Zellulose möglichst viel zu reduzieren, soll die Produktion langfristig weltweit dezentral stattfinden.

Sind Pflanzenreste wirklich die Panazee gegen Plastikberge?

Life in plastic, it’s fantastic hieß es in den 1990-er in einem Barbie-Lied. Mittlerweile finden es die wenigsten fantastisch. Plastik ist um uns und – wie Wiener Forscher neulich herausgefunden haben – mittlerweile auch in uns.

Leider kann auch das Bio-Lutions-Verfahren Plastik nicht ganz überflüssig machen. Die Bio-Lutions-Verpackungslösungen sind nur so stabil wie Pappe, bieten also noch keine echte Alternative zu Kartonverpackungen, dessen Produktion ja ebenfalls viel Ressourcen verbraucht.

Das primäre Ziel des Start-ups ist es, einen Ersatz für Plastikprodukte zu finden, die nur sehr kurz oder gar einmalig verwendet werden. Erst in weiteren Schritten sollen auch Lösungen für den Ersatz von Plastikflaschen gefunden werden.

Noch ist das Unternehmen nicht so weit. Was aber Bio-Lutions bereits definitiv geschafft hat, ist die Welt der Materialien zu erneuern. Davon werden mittel- und langfristig Fluggesellschaften, Cateringunternehmen, die Fast-Food-und Lieferserviceindustrie profitieren, um nur einige zu nennen. Der größte Gewinner dabei: unser fragiles Ökosystem.

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