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Bitcoins verbrauchen mehr Strom als manche Staaten

Bitcoin
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Michael Wuensch

Die digitale Währung Bitcoin verspricht viele Vorteile für den Zahlungsverkehr im Internet – was viele allerdings nicht wissen: Die Kryptowährung ist ziemlich umweltschädlich, denn jede Transaktion verbraucht extrem viel Energie.

Bitcoin ist eine virtuelle Währung, die börsenähnlich gehandelt wird. Jede Bitcoin-Einheit wird durch ein mathematisches Konstrukt repräsentiert. Ein weltweites Computernetzwerk verwaltet diese Konstrukte in der sogenannten „Blockchain“. Kryptografische Techniken stellen sicher, dass Blockchain-Einheiten wie Bitcoins schwer zu fälschen sind und in begrenzter Menge vorliegen, also nicht beliebig vermehrt werden können.

Das Bitcoin-System bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich: So ermöglichen Bitcoins theoretisch gebührenfreie Überweisungen – Falschgeld, Zensur oder Sperrungen hingegen sind weitgehend ausgeschlossen. Da jede:r Nutzer:in durch eine pseudonyme Zeichenkette identifiziert wird, ermöglicht Bitcoin außerdem weitgehende Anonymität und anonyme Spenden, was zum Beispiel Wikileaks und Greenpeace nutzen.

Durch Spekulationen auf Wechselkurse lassen sich mit Bitcoins Gewinne machen. In Japan ist Bitcoin neben dem Yen offizielles Zahlungsmittel, in Deutschland ist es dagegen eine Privatwährung, in Österreich kann man Bitcoins sogar bei der Post kaufen.

Bitcoin: Aufwendige Rechenprozesse brauchen viel Energie

Allerdings hat das System einen entscheidenden Nachteil: Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht jede Menge Energie. Denn Bitcoins werden nicht von einer zentralen Stelle ausgegeben, sondern mit Hilfe von Rechenkraft „geschürft“. Dieses „Mining“ erweitert die Blockchain, die im gesamten Netzwerk gehalten wird – und hat inzwischen einen so hohen Stromverbrauch, dass professionelle Schürfer:innen längst Serverfarmen in Ländern mit geringen Stromkosten betreiben.

Bitcoin-Experte Alex de Vries hat auf seinem Blog „Digiconomist“ errechnet, wie viel Energie genau das System verschlingt – die Zahlen sind erschreckend. Vries zufolge wird das Netzwerk 2021 bis zu 119,3 Terrawatt Energie benötigen. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch der gesamten Niederlande. Bereits für eine einzige Bitcoin-Transaktion werden den Berechnungen zufolge über 1.173 Kilowattstunden Strom verbraucht. Dies entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch eines nordamerikanischen Haushalts in 40,22 Tagen.

ITK Geräte Elektroschrott
Für das Mining von Bitcoins werden große Mengen an Spezialhardware benötigt, die anschließend als Elektroschrott enden. (Foto: Pixabay / CC0 / dokumol)

Davon abgesehen ist das Energieproblem aus ökologischer Sicht nicht das einzige Manko: Hinzu kommt nämlich die wachsende Menge an Schrott, die durch das Mining entsteht. Hierfür werden Schaltkreise verwendet, die am Ende ihres Lebenszyklus als Müll enden. Laut de Vries produziert das Bitcoin-System etwa so viel Elektroschrott wie ganz Luxemburg.

Das alles ist umso problematischer, als Bitcoins eine virtuelle Währung sind, also reine Spekulationsobjekte. Dass man sie heute gegen reales Geld tauschen kann, bedeutet nicht, dass dies immer so bleiben wird. Es gibt Vorwürfe wie die, dass Bitcoin Merkmale eines Schneeballsystems aufweise und der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) riet von der virtuellen Währung ab, weil diese Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder illegalen Geschäfte ermögliche, was der gesamten Gesellschaft schade. Gut möglich also, dass eines Tages Bitcoins verboten werden oder aus anderen Gründen nichts mehr wert sind – die Energie für ihre Herstellung wurde dennoch verheizt.

Bessere Ökobilanz mit Ökostrom

Deutlich umweltfreundlicher wären Bitcoins, wenn man die Server mit Ökostrom betreiben würde. Besonders in den skandinavischen Ländern und in Island wird Bitcoin-Mining, also das Generieren der digitalen Währung, mittels erneuerbarer Energien betrieben. Inzwischen stößt Island aber hinsichtlich der Erzeugungskapazitäten an seine Grenzen. Die meisten Serverfarmen stehen jedoch in China. Im Gegensatz zu anderen Staaten reduziert China den Einsatz von Kohlekraftwerken nicht, sondern dort gehen ständig neue Kraftwerke ans Netz.

Fazit: wenn schon Bitcoin, dann möglichst grün

Man sollte über virtuelle Währungen trotz des Energieverbrauchs nicht gleich den Stab brechen. Weil Strom die teuerste Zutat für virtuelle Münzen ist, überlegen die Spekulant:innen schon länger, zu ihrer Produktion auf erneuerbare Energien zu setzen – so kommt die Weisheit, dass die Sonne als Energiequelle (vergleichsweise) kostenlos scheint, vielleicht endlich in den Köpfen an.

Auch gibt es Alternativen wie Solar Coin, die Blockchain-Technik mit Sonnenenergie verbindet: Die Währung wird an Sonnenstromerzeuger kostenlos ausgegeben und ein SolarCoin entspricht dann einer MWh Solarstromerzeugung.

Neuere Projekte wie StromDAO oder Greeneum versuchen außerdem, die Blockchain-Technik als Basis für sogenannte „Smart Contracts“ einzusetzen. Sie bilden eine mögliche Grundlage für die dezentrale Erzeugung und Abrechnung von erneuerbaren Energien oder ermöglichen es, eine (wie bei Bitcoins begrenzte) Menge von CO2-Emissionen fälschungssicher zu verrechnen. Von Blockchain-Währungen werden wir daher im Umweltbereich noch mehr hören.

aw/na

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