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Unsichtbare Frauen: Carolin Kebekus zeigt, was in unserer Welt schiefläuft

Karolin Kebekus, Unsichtbare Frauen, ARD
Foto: Screenshot Youtube Comedy & Satire im Ersten

Die Komikerin Carolin Kebekus hat ihre ARD-Sendung erneut dazu genutzt, auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen: den sogenannten „Gender Data Gap“. Anhand mehrerer Beispiele zeigte sie, wie Unternehmen und die Wissenschaft Frauen systematisch ignorieren.

Was haben Klaviere, Smartphones, und Crashtest-Dummys gemeinsam? Sie alle wurden so entwickelt, dass sie den Bedürfnissen von Männern entsprechen – nicht aber denen von Frauen. „Die normalen Tasten [von Klavieren], sind an der männlichen Hand ausgerichtet“, sagte Carolin Kebekus bereits vergangene Woche in ihrer ARD-Comedyshow. „Klaviertasten benachteiligen Menschen mit kleinen Händen – also Frauen.“

Anfang des 18. Jahrhunderts – als das Klavier erfunden wurde – spielten nur Männer auf dem Instrument. „Das waren andere Zeiten. Seitdem haben wir doch bestimmt was dazugelernt, oder nicht?“, fragt Kebekus. Offenbar nicht: Heute seien unter anderem Smartphones für Männerhände konstruiert.

Als weiteres Beispiel nennt Kebekus Spracherkennungssoftware. Anwendungen wie Siri und Alexa verstehen demnach Frauenstimmen schlechter. Der Grund: Sie wurden mit Audiodatenbanken programmiert, die hauptsächlich Männerstimmen enthalten.

Carolin Kebekus nennt Beispiele aus dem Buch „Unsichtbare Frauen“

 „Offenbar denkt keiner darüber nach, dass die Hälfte der Menschheit – wie soll ich das jetzt am besten sagen – kein Mann ist“, sagt Kebekus in ihrer Sendung. Das klingt jetzt banal, passiert aber so oft, dass man ein ganzes Buch darüber schreiben kann.“

Ein solches Buch gibt es bereits: „Unsichtbare Frauen“ von der britischen Journalistin Caroline Criado-Perez. Die Beispiele, die Kebekus nennt, stammen aus diesem Buch. Die Autorin kommt in der Sendung kurz zu Wort – sie fasst das tieferliegende Problem folgendermaßen zusammen: „Der Großteil der Daten, die wir jahrelang gesammelt haben und immernoch sammeln, sind Daten über Männer.“ Dieser „Gender Data Gap“ sei der Grund dafür, dass fast alles so entwickelt wurde, dass es für Männer passe – von der Politik bis zu Smartphones.

Hier das Video von der Carolin-Kebekus-Show auf Youtube:

In bestimmten Bereichen ist der Gender Data Gap gefährlich

Bei Dingen wie Smartphones oder Spracherkennungssoftware ist diese Männerzentriertheit ärgerlich – in anderen Bereichen kann sie gefährlich werden. So werden Medikamente Kebekus zufolge oft nur an Männern getestet. Da weibliche Körper anders reagieren, setze die Medizin Frauen größeren Gesundheitsrisiken aus.

Ebenfalls besonders problematisch ist der Gender Data Gap im Straßenverkehr: Männer seien häufiger in Unfälle verwickelt, das Verletzungsrisiko bei Unfällen sei für Frauen jedoch deutlich höher, sagt Kebekus und beruft sich dabei auf Studien. Eine mögliche Erklärung könnten die Crashtest-Dummys sein.

Crashtest-Dummys sind lebensgroße Puppen, die Auto-Hersteller in Unfall-Simulationen einsetzen, um beispielsweise die Auswirkungen eines Auffahrunfalls auf den Körper zu testen. Allerdings imitierten die Dummys anfangs nur Körper von Männern. Als den Firmen bewusst wurde, dass diese Dummys nicht repräsentativ für Frauen sind, produzierten sie „weibliche“ Dummys. Sie veränderten aber nur die Größe der Puppen, der Körperbau blieb gleich.

Es braucht mehr Frauen in „MINT-Berufen“

„Es gibt noch unzählige weitere Beispiele“, sagte Kebekus in der Sendung. Der Gender Data Gap betreffe quasi alle Lebensbereiche. Aber was dagegen tun? Kebekus‘ Appell an Frauen: „Geht in die Wissenschaft, werdet Ingenieurinnen. Erfindet bessere Autos, bessere Sprachassistenten.“

Utopia meint: Vor allem in sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) arbeiten deutlich weniger Frauen als Männer – einer Studie von 2019 zufolge sind es je nach Bundesland nur zwischen 12,9 und 21,7 Prozent Frauen. Dass Frauen in diesen Berufszweigen so stark unterrepräsentiert sind, hat fatale Folgen – das zeigt der Gender Data Gap deutlich.

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