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Schweine-Hochhäuser: Massentierhaltung nimmt in China neue Dimensionen an

Schweine-Hochhäuser werden in China gebaut.
Fotos: CC0 Public Domain / Pexels - Mark Stebnicki (links), Bill Northey, Twitter (rechts)

China will mehr Schweinefleisch produzieren und baut deswegen Hochhäuser für die Schweinezucht. Die Gebäude haben bis zu 26 Stockwerke. Das bis dato größte Hochhaus ist nun fertiggestellt. 

China konsumiert so viel Schweinefleisch wie kein anderes Land auf der Welt. Wegen der Afrikanischen Schweinepest wurden die Schweine-Bestände zuletzt allerdings reduziert und China ist stark auf Importe angewiesen. Die chinesische Fleischindustrie sucht schon länger nach Wegen, um mehr Schweinefleisch produzieren zu können – unter anderem mithilfe von „Schweine-Hochhäusern“.

Die größten Schweine-Zuchtanlagen der Welt

In der Stadt Ezhou in der Provinz Hubei wurde Medienberichten zufolge nun das bislang gigantischste Hochhaus für Schweine fertiggestellt. Wie der Guardian berichtete, umfasst der Wolkenkratzer 26 Stockwerke. Darin sollen in einem Jahr 1,2 Millionen Schweine geschlachtet werden können. Mit der „Eröffnung“ im Oktober sollen bereits die ersten 3.700 Säue in das Gebäude „eingezogen“ sein. Die Fütterung der Tiere erfolgt laut Guardian automatisiert, der Schweinemist landet in einer Biogasanlage, die zur Energie- und Warmwassererzeugung genutzt wird.

In der Region Guangxi im Süden von China startete bereits 2018 ein entsprechendes Projekt: In einem etwas abgelegenen Gebiet umgeben von Gebirgen wurde eine Hochleistungs-Schweinezuchtanlage mit mehreren Hochhäusern für die Tiere gebaut. Das höchste Gebäude ist 13 Stockwerke hoch.

Auf elf Hektar sollen insgesamt 30.000 Sauen Platz haben, die jährlich 840.000 Ferkel produzieren sollen, hieß es zu Beginn des Bauprojekts. Zum Vergleich: Eine typische Schweinezucht-Anlage in China ist dem Medienunternehmen „PRI“ zufolge 13 Hektar groß und beherbergt etwa 8.000 Schweine.

„Schweine-Hotels“ sollen Ressourcen sparen

Die Hochhäuser wurden für den Agrarbetrieb „Guangxi Yangxiang“ gebaut, er nennt sie auch „Schweine-Hotels“. „Hochhäuser haben große Vorteile“, erklärte Xu Jiajing, ein Farm-Manager des Betriebes der Nachrichtenagentur Reuters bereits 2018. „Sie sparen Energie und Ressourcen. Die Fläche ist nicht so groß, aber man kann viele Schweine aufziehen.“ So lassen sich auch Kosten für teures Bauland einsparen – Schlachtbetriebe einfach in die Höhe bauen.

So sehen die Hochhäuser von außen und innen aus (Video):

In mehreren Städten entstehen Schweine-Hochhäuser

Inzwischen baut China nicht nur in ländlichen Gegenden solche Hochhäuser. Wie „agrarheute“ berichtet, entsteht die wohl größte Schweinefarm in der Nähe der Großstadt Nanyang. Dort sollen 105.000 Sauen gehalten und jedes Jahr 2,1 Millionen Schweine „produziert“ werden. Zum Gelände gehören auch ein eigener Schlachthof sowie ein Logistikpark.

Zudem werden in China bereits bestehende Zuchtbetriebe wieder aufgebaut oder erweitert. Jede Provinz und jede größere Gemeinde solle eine bestimmte Menge an Schweinefleisch herstellen, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Sieht so die Zukunft der Fleisch-Industrie aus?

Wenn so viele Tiere auf so engem Platz leben, steigt das Risiko, dass sich Krankheiten und Infektionen verbreiten. Das Unternehmen, das das Schweine-Hochhaus in der Nähe von Nanyang baut, versucht das zu vermeiden: Das Futter wird sterilisiert, die Luft wird gefiltert, Wärmebildkameras prüfen die Körpertemperatur der Schweine.

Das Modell aus China könnte zeigen, wo die Zukunft der Massentierhaltung liegt: Mit wachsender Bevölkerung und steigendem Wohlstand wird auch der Hunger nach Fleisch größer. Die Tiere in Hochhäusern zu züchten, ist für viele Fleischhersteller eine naheliegende Lösung.

„Wir bemerken eine höhere Nachfrage nach zwei- bis dreistöckigen Gebäuden“, sagte Peter van Issum von der Firma „Mikrofan“ der Nachrichtenagentur Reuters. Die Firma konzipierte das Belüftungssystem für die „Schweinestadt“ in China. „Die höheren [Gebäude] sind noch eine Ausnahme, aber das könnte sich in Zukunft schnell ändern.“

Schweine-Hochhaus in Deutschland

Ganz neu ist die Idee allerdings nicht – auch nicht in Deutschland: In Sachsen-Anhalt wurde bereits seit den 70er-Jahren ein Schweine-Hochhaus erbaut: Dort wurden Schweine auf sechs Etagen gehalten.

Wie verdeckte Videoaufnahmen aus dem Jahr 2018 zeigten, waren die Zustände dort katastrophal: Die Tiere wurden in engen Käfigen gehalten, über Fahrstühle transportiert und hatten keinen Auslauf. Das Tageslicht bekamen sie nicht zu sehen. Teilweise wurden die Schweine außerdem geschlagen und getreten. Nachdem die Videoaufnahmen veröffentlicht wurden, musste der Betreiber das Hochhaus schließen.

Utopia meint: Nicht zuletzt die Corona-Pandemie legte die unerträglichen Zustände in der Massentierhaltung offen. Eine Sat1-Journalistin legte 2021 die untragbare Situation von Mitarbeitenden bei Tönnies offen, auch Jan Böhmermann prangerte Tönnies in seiner Show an.

Nicht nur in Deutschlands größtem Schweineschlachtbetrieb leiden Tiere und Menschen. Wir brauchen ein Ende der Massentierhaltung – und keine Zukunft auf mehreren Etagen. Weniger Fleisch essen ist gar nicht schwer. Auch eine vegetarische oder vegane Ernährung kannst du Schritt für Schritt angehen.

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