Die Sonne scheint und das lange Oster-Wochenende steht an: die Versuchung steigt, in diesen Tagen trotz Ausgangsbeschränkungen einen Ausflug zu unternehmen. Warum das keine gute Idee ist zeigt „CovidSIM“, ein Simulator, der die potenziellen Infektionszahlen berechnet.
Die Ausgangsbeschränkungen dauern in manchen Bundesländern schon mehrere Wochen an – und es ist nicht bekannt, wie lange sie noch gelten. Viele Menschen sind inzwischen genervt davon, so viel Zeit zu Hause verbringen zu müssen. Die Isolation bleibt aber weiterhin eine der wichtigsten Maßnahmen gegen das Coronavirus – das zeigt der Simulator „CovidSIM“ deutlich.
Der Simulator wurde von Epidemiolog*innen und Gesundheitsbehörden in Baden-Württemberg entwickelt. Mit ihm lässt sich berechnen, wie die Infektionszahl steigen würde, wenn eine bestimmte Anzahl infizierter Personen innerhalb einer Bevölkerung in Kontakt mit anderen Menschen kommt.
So viele Menschen steckt ein*e Infizierte*r an
Die Zahl der infizierten Personen lässt sich in dem Tool beliebig einstellen, ebenso die Größe der Bevölkerung und einige weitere Parameter. Somit kann man Berechnungen für verschiedene Länder, Städte oder Orte durchführen.
Wir wollten wissen, für wie viele Infektionen eine einzelne infizierte Person in Deutschland potenziell verantwortlich sein könnte. Wir haben deswegen eine Simulation für eine Populationsgröße von 83 Millionen durchgeführt – der ungefähren Bevölkerungsgröße Deutschlands. Bereits voreingestellt ist die Ansteckungsrate: Derzeit geht man davon aus, dass eine infizierte Person drei weitere ansteckt. So viele Menschen können laut Simulation durch einen Corona-Infizierten erkranken:
- Nach einer Woche sind zwei Menschen infiziert.
- Nach zwei Wochen sind es bereits fünf Personen.
- Nach 50 Tagen sind 595 Menschen krank. Weitere 100 sind bis dahin wieder genesen.
- Nach 100 Tagen sind 420.131 Menschen infiziert, 71.146 sind wieder gesund.
- Den Höhepunkt erreicht die Infektionskurve etwa nach 145 Tagen: Dann sind mehr als 39 Millionen Menschen infiziert. Mehr als 20 Millionen haben die Krankheit bis dahin wieder überwunden.
Die Dunkelziffer ist hoch
Die Ergebnisse der Simulation sind erschreckend – vor allem wenn man bedenkt, dass hier der Auslöser nur ein*e Infizierte*r war. Tatsächlich sind in Deutschland mehr als 100.000 Menschen erkrankt, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher.
Allerdings geht diese Simulation von normalen Bedingungen aus. Durch die aktuellen Ausgangsbeschränkungen findet jedoch deutlich weniger Kontakt zwischen den Menschen statt – die Ansteckungen sind zumindest aktuell weniger.
Weniger Kontakt – weniger Corona-Infizierte
In dem Tool lässt sich aber auch errechnen, wie sich die Infektionsrate ändert, wenn weniger Austausch stattfindet. Reduziert man die Kontakte nur um 50 Prozent, verringert sich die Zahl der Ansteckungen demnach drastisch:
- Nach einer Woche: eine infizierte Person
- Nach zwei Wochen: drei Infizierte
- Nach 50 Tagen: 13 Infizierte; elf sind wieder gesund
- Nach 100 Tagen: 128 Infizierte, 127 Genesene
- Den Höhepunkt erreicht die Kurve erst nach etwa 242 Tagen – dann sind mehr als 39 Millionen Menschen infiziert, mehr als 20 Millionen wieder gesund. Zum Vergleich: Ohne Kontaktreduktion ist der Höhepunkt schon nach 145 Tagen erreicht.
Achtung: Die Simulation liefert nur ein ungefähres Modell, das nicht den genauen Verlauf der Pandemie in Deutschland voraussagen kann. Dafür spielen zu viele zusätzliche Faktoren eine Rolle. Verschiedene Forschungseinrichtungen treffen daher teils sehr unterschiedliche Prognosen und liefern abweichende Zahlen. Das liegt daran, dass ihren Berechnungen verschiedene Grundannahmen zugrunde liegen und sie nicht alle dieselben Parameter mit einbeziehen.
Eines haben der CovidSim-Simulator und viele andere Modelle aber gemein: Sie zeigen, wie wirkungsvoll Kontaktsperren und soziale Isolation sein können – und warum wir auch an Ostern kein Risiko eingehen sollten, das Virus zu verbreiten.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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