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Antwort auf Rezo: CSU startet Youtube-Show – und blamiert sich mit Greta-Bashing

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Screenshot: Youtube, csyou

Ob das eine gute Idee war: Die CSU hat eine Youtube-Show gestartet, die vor allem junge Menschen erreichen soll. Im ersten Video basht sie gleich mal Greta Thunberg – und kassiert einen Shitstorm.  

Die erste, etwa fünf-minütige Folge der neuen CSU-Show „CSYOU“ ist am Samstag online gegangen. „Die Antwort auf @rezomusik heißt Armin“, twitterte die CSU-Landesgruppe am Samstag. Mit der Sendung will sie vor allem junge Menschen ansprechen – und eine Antwort auf das Video „Die Zerstörung der CDU“ des Youtubers Rezo liefern.

Der Youtuber Rezo hatte im Vorfeld der Europawahl im Mai ein etwa einstündiges Video veröffentlicht, in dem er sich kritisch mit dem Parteiprogramm der CDU beschäftigte. Das Video ging viral und Rezo wurde einer breiten Masse bekannt.

Der „Aufreger der Woche“ heißt Greta Thunberg

CSU-Social-Media-Chef Armin Petschner moderiert die neue CSU-Sendung auf Youtube, die ab jetzt alle zwei Wochen erscheinen soll. Das Video kommt mit aufwendigen Bild- und Soundeffekten daher. Der Moderator mit blond gefärbten Haaren und einer auslandenden Gestik und Mimik. Die Sendung hat also theoretisch alles, was ein erfolgreiches Youtube Video braucht. Nur am Inhalt hapert es.

Die erste Folge startet mit dem sogenannten „Aufreger der Woche“: Greta Thunbergs Segelreise zum UN-Klimagipfel in New York. Greta kündigt Petschner scherzhaft als „Greta Abramowitsch“ an, eine Anspielung auf den russischen Milliardär Roman Abramowitsch, der mehrere sehr große Yachten besitzt.

Petschners Ansicht nach wollte Greta mit ihrem Segeltrip zeigen, wie man klimaneutral in die USA reisen kann. „Ob das jetzt wirklich jeder so machen kann wie die Greta, sei dahingestellt“, sagt Petschner. Klimaneutral sei die Reise jedenfalls nicht – weil fünf Leute extra mit dem Flugzeug anreisen müssten, um die Yacht zurück nach Europa zu segeln. Sein Fazit: Wäre Greta geflogen, hätte sie unterm Strich sehr viel weniger CO2 produziert.

Die Kritik an Greta ist nicht ganz richtig

Die Kritik an Gretas Segelreise ist nicht neu: Bereits am 15. August rechnete die taz in einem Artikel vor, dass Gretas Reise wegen der eingeflogenen Crew-Mitglieder nicht klimaneutral sei. Die CSU regt sich zwei Wochen später immer noch darüber auf – offenbar ohne zu prüfen, ob die Information so noch aktuell ist.

Hätte Petschner gründlicher recherchiert, hätte er herausgefunden, dass die fünf Crewmitglieder nicht extra anreisen. Das hatte das Team von Profisegler Boris Herrmann, der Greta begleitete, am 20. August mitgeteilt. Insofern sei die Reise laut Herrmann sehr wohl klimaneutral: „Unsere Flüge ändern nichts daran, dass Greta emissionsfrei nach New York kommt. Wir selbst sind ohnehin ein Rennteam und würden sonst in dieser Zeit trainieren und auch fliegen“, erklärt Herrmann gegenüber merkur.de.

Shitstorm in den sozialen Medien

Der Social-Media-Chef der CDU scheint außerdem nicht kapiert zu haben, worum es Greta bei ihrer Reise mit der Segeljacht in die USA wirklich ging: Nämlich darum, Aufmerksamkeit auf die Klimakrise zu richten und ein Zeichen zu setzen, damit sich politisch etwas verändert. Und nicht darum, eine Alternative zum Fliegen zu zeigen.

Noch peinlicher als die schlecht recherchierten Aussagen im Video ist eigentlich nur, dass die CSU eine 16-jährige schlecht machen will, die nichts weiter tut, als sich für das Klima einzusetzen. Zum Glück weiß Greta, wie man mit unsachlicher Kritik umgeht. Das finden auch viele Nutzer in den sozialen Medien – unter dem Post mit dem CSU-Youtube-Video sind hauptsächlich kritische Kommentare zu lesen.

So schreibt ein User auf Twitter: „Ihr hättet natürlich auch auf die Klimabilanz des Landes, das ihr mitregiert, schauen können … oder darauf, wie man diese evtl verbessern kann. Immerhin ist das euer Job! Aber der Versuch, Klimaaktivisten zu diskreditieren, ist natürlich ungleich einfacher.“

Ein anderer findet: „Wie peinlich! Schlechtere Propaganda sieht man selten. Schlechte Billo-Effekte, schlechte Recherche, schlechte Schlussfolgerungen.“

Eine Nutzerin schreibt: „Andere, die für den Erhalt unserer Welt kämpfen, nieder zu machen ist ja ganz großes Kino.“

Auch YouTuber Rezo hat sich zur CSU-Show geäußert:

„-CSU macht ein Video für „junge Zielgruppe“

-Zielgruppe kritisiert, dass es unauthentisch, aufgesetzt, polemisch und zu wenig faktisch ist

-CSU löscht einfach massenhaft kritische Kommentare

Ergebnis: Die Bevölkerung findet die CSU noch beschissener.“

CSU löscht Kommentare auf Youtube

Offenbar hat sich die CSU aber nicht nur auf Twitter einiges anhören müssen. Auf Youtube hat das Video über 300.000 Aufrufe. 2.000 Nutzer haben dem Video ein Like gegeben – 70.000 ein Dislike. Auch dort gab es viele negative und kritische Kommentare. Diese wurden bis Sonntagabend aber offenbar reihenweise gelöscht. Darauf deuten Kommentare der anderen User hin und auch der Tweet von Youtuber Rezo.

Utopia meint:  In der ersten Folge von CSYOU macht Moderator Petschner nicht nur Greta schlecht. Auch über die Grünen lästert er, ebenso über die Organisatoren der „Unteilbar“-Demo am Sonntag. Generell fehlen in dem Video zusätzliche Informationen oder konstruktive Ansätze. Stattdessen lobt sich die CSU am Ende des Videos für ihre politische Arbeit selbst.

Statt Energie auf ein solches Youtube Video aufzuwenden, hätte die CSU sich auch einfach mal mit den Anliegen auseinandersetzen können, für die Greta symbolisch steht: Klimaschutz, Umweltschutz, Nachhaltigkeit.

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