Mit einer Abwrackprämie wollen VW, BMW, Daimler und Co. alte Diesel-Fahrzeuge aus dem Verkehr ziehen: Wer einen altes Diesel-Fahrzeug verschrotten lässt und einen Neuwagen kauft, kann bis zu 10.000 Euro Prämie erhalten. Wir geben einen Überblick über die Prämien und erklären, wann das Abwracken ökologisch sinnvoll ist.
Das Ergebnis des Diesel-Gipfels: Die Autoindustrie wird 5,3 Millionen Diesel-Fahrzeuge nachrüsten. Ältere Diesel-Autos mit Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4 erhalten jedoch kein Software-Update. Stattdessen setzt die Autoindustrie auf Abwrackprämien für die alten Diesel.
Das sind die Prämien der verschiedenen Autobauer:
- VW: bis zu 10.000 Euro
- Daimler: 2000 Euro
- Audi: 3000 bis 10.000 Euro
- BMW: 2000 Euro
- Toyota: 2000 Euro beim Wechsel auf einen Toyota-Hybrid-Wagen
- Ford: 2000 bis 8000 Euro
- Opel: 1750 bis 7000 Euro
Die Prämie bekommt, wer sein Diesel-Fahrzeug mit Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4 verschrotten lässt und einen Neuwagen kauft. Für die Verschrottung braucht es einen Nachweis. Die meisten Autobauer bieten die Prämie nur bis Ende des Jahres.
VW: gestaffelte Abwrackprämie
Bei VW hängt die Höhe der Prämie von der Größe des neuen Autos ab. Wer einen VW-Kleinstwagen kauft, bekommt 2000 Euro. Für ein größeren Wagen wie etwa einen Golf oder Tiguan gibt es 5000 Euro. Der Umstieg auf den Geländewagen Touareg bringt 10.000 Euro. Zusätzlich zu dieser „Umweltprämie“ bietet Volkswagen eine „Zukunftsprämie“ für Autos mit Erdgas-, Hybrid- oder Elektroantrieb. Die Prämie liegt zwischen 1000 und 2380 Euro und wird zusätzlich zur staatlichen Kaufprämie bezahlt.
Diese Prämie gibt es bei Daimler
Für ein neues Mercedes-Benz-Auto gibt es pauschal 2000 Euro Prämie. Wer sich einen Smart Electric Drive zulegt, bekommt 1000 Euro. Die alten Diesel-Autos, die für die Prämie verschrottet werden, müssen mindestens sechs Monate auf den Besitzer zugelassen sein.
So funktioniert die Abwrackprämie bei Audi
Wie auch VW staffelt Audi seine Abwrackprämie. Je nach Fahrzeugklasse liegt die Prämie bei zwischen 3000 und 10.000 Euro. Bei Audis mit Plug-In-Hybrid-Technologie oder dem mit Erdgas betriebenen g-tron-Modell erhöht sich die Prämie.
Diesel-Abwrackprämie – bis 8000€ von Ford
Ford will nach eigenen Angaben ein „Maßnahmenpaket“ schnüren, um die Luftqualität in den am stärksten belasteten städtischen Gebieten zu verbessern. Dazu startet Ford eine „Umweltinitiative“:
Kunden aller Marken, die ein Fahrzeug der Euro-Norm 1, 2 oder 3 besitzen, das bis 2006 zugelassen wurde, können von Ford eine „Umweltbonus“ genannte Abwrackprämie zwischen 2.000 und 8.000 Euro erhalten, wenn sie noch in diesem Jahr ein neues Ford-Fahrzeug ihrer Wahl kaufen – denkbar wäre der Ford Focus Elektric. Die Ford-Händler übernehmen die Verschrottung der Altfahrzeuge kostenlos.
Weitere Teile der Initiative: Ford will über seine Partner 100.000 Kunden eine einjährige Mitgliedschaft beim Bike-Sharing-Programm „Call a Bike“ schenken, dem Fahrradverleihsystem der Deutschen Bahn. Auch will Ford mit StreetScooter gemeinsam batterie-elektrische Lieferfahrzeuge fertigen – bis 2018 sollen 2.500 dieser Fahrzeuge im innerstädtischen Lieferverkehr der Deutschen Post DHL Group unterwegs sein.
Abwrackprämie für Diesel: Toyota bietet 2000€
Ein weiteres Angebot kommt von Toyota. Wer seinen alten Diesel gegen einen neuen Toyota Hybrid eintauscht, erhält dafür einen Bonus in Höhe von 2.000 Euro (plus staatliche Hybridprämie von 2.000 Euro). Die neue Prämie gibt es für die Modelle Yaris Hybrid, Auris Hybrid, RAV4 Hybrid, C-HR Hybrid sowie für den Toyota Prius Plugin-Hybrid. Allerdings sind Hybridautos schwerer und können durchaus höheren Benzinverbrauch haben, wenn sie nicht vernünftig gefahren werden.
Toyota ist nicht nur Vorreiter bei der Hybridtechnologie, sondern hat mit dem Toyota Mirai auch ein ziemlich einzigartiges Brennstoffzellenfahrzeug im Sortiment. Der Mirai emittiert weder CO2 noch andere Schadstoffe, bei der Umwandlung von Wasserstoff in elektrische Energie entsteht lediglich Wasser. Den Mirai gibts allerdings nicht in diesem Angebot.
BMW-Abwrackprämie: 2000€ für i3 oder Plugin-Hybriden
Die BMW Group bietet EU-weit eine zunächst bis zum 31. Dezember 2017 befristete Sonderaktion zur „Flottenverjüngung“ und der damit erhofften positiven Wirkung auf Ressourcen, Klima und Umweltqualität.
Halter von Dieselfahrzeugen mit Euro-4-Abgasnorm oder älter, die ihren Wagen beim Händler in Zahlung geben, können modellabhängig eine bei BMW „Umweltprämie“ genannte Abwrackprämie von bis zu 2.000 Euro beim Erwerb eines BMW oder Mini Neuwagens erhalten. Der von BMW gekaufte Wagen kann
- ein BMW i3,
- ein Plug-in-Hybrid von BMW oder Mini
- oder ein Euro-6-Neufahrzeug mit einem CO2-Wert von maximal 130 Gramm pro Kilometer (NEFZ)
sein. Die Sonderaktion soll kurzfristig noch im August beginnen. Beim BMW i3 oder einem Hybriden gibts zusätzlich die staatliche Elektroauto-Kaufprämie.
2017 will BMW mehr als 100.000 Fahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb an Kunden auszuliefern – sowohl den vollelektrischen BMW i3 als auch Plug-in-Hybride. Ende 2019 soll im Werk Oxford die Produktion des batterieelektrischen Mini beginnen, 2020 der batterieelektrische BMW X3 folgen.
Abwrackprämie von Opel: bis zu 7000 Euro
Autofahrer, die von einem älteren Dieselfahrzeug (Euro 1- bis Euro 4-Norm) gleich welcher Marke auf ein effizientes, neues Opel-Modell umsteigen, erhalten ab sofort die „Opel Umweltprämie“. Den Bonus gibt es bei allen deutschen Opel-Vertragshändlern. Einzige Voraussetzung ist die Abgabe und zertifizierte Verschrottung des alten Diesel-Fahrzeugs, das mindestens sechs Monate auf den Kunden zugelassen sein muss.
Sowohl Privat- als auch Gewerbekunden profitieren von dem Bonus, der je nach Auto zwischen 1.750 und 7.000 Euro liegt. Die „Opel Umweltprämie“ gilt für ältere Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4, sie ist unabhängig vom Baujahr oder vom Zustand des zu verschrottenden Fahrzeugs und noch bis Ende dieses Jahres gültig.
Die Prämie ist Modellabhängig: 1750 Euro gibts zum Beispiel beim Kauf des Kleinwagens Karl, 7000 Euro gibts beim Kauf der Opel-Limousine Insignia. Bei Neuwägen der Baureihen Adam, Corsa, Astra, Crossland X, Zafira, Mokka X und Grandland X winken Prämien zwischen diesen Werten.
Abwrackprämie für Diesel: Ergibt das Sinn?
Die Initiativen erinnern an die „Abwrackprämie“, mit der Kanzlerin Angela Merkel 2009 im Rahmen des Konjunkturpakets II die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf die Wirtschaft zu mildern versuchte. Aus Sicht von der Autohersteller ergibt die Prämie Sinn, weil man mit so einem Angebot in die Medien kommt und sicher auch Neukunden gewinnen kann – gerade jetzt, wo Diesel-Besitzer (oft Pendler, die auf ihr Fahrzeug angewiesen sind) sich fragen müssen, ob ihr Kauf sich nicht bald als Ballast entpuppt.
Ökologisch sieht allerdings anders aus. Laut entsorgung.de werden PKW im Durchschnitt 18 Jahre alt. Werden also „nur 11 Jahre alte“ Autos zum Abwracken gegeben, ist das alles nicht automatisch gesamtökologisch sinnvoll, auch wenn ein Umstieg auf weniger emissionsreiche Autos der lokalen Luftqualität natürlich zugute käme.
Das ifo-Institut schaute sich 2009 die Abwrackprämie der Bundesregierung an und befand sie als ökologischen Unfug ohne volkswirtschaftlichen Nutzen: „Bei allen auch nur halbwegs plausiblen Konstellationen steigt der CO2-Ausstoß, wenn man ein altes Auto abwrackt und durch ein neues einer ähnlichen Größenklasse ersetzt“, so Professor Hans-Werner Sinn in einem lesenswerten ifo-Standpunkt.
Wer also auf diese Weise eine Abwrackprämie für Diesel in Anspruch nimmt, sollte darauf achten,
- dass das Auto wirklich so alt ist, dass man es ohne Scham abwracken kann,
- nicht auf ein größeres, lieber auf ein kleines Auto umzusteigen,
- mindestens auf Hybrid, wenn nicht gleich auf ein Elektroauto umzusteigen.
Andernfalls ist der einzige Nutznießer dieser Maßnahme die Autoindustrie, und welche Anreize das langfristig bietet, darüber möchte man gar nicht nachdenken.
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