Der Comedian Dieter Nuhr hat sich in seiner ARD-Sendung über Greta Thunberg lustig gemacht. Den danach entstandenen Shitstorm findet nun wiederum er nicht lustig – und vergleicht seine Kritiker mit der Inquisition.
„Willkommen zu Nuhr im Ersten – heute nur mit moralpolizeilich abgenommenen Witzen“ – mit diesen Worten eröffnete Dieter Nuhr seine Sendung vom 3. Oktober. Der Anlass dazu: die Empörung nach seiner Show vom 26. September, in der er Witze über Greta Thunberg und Fridays for Future losgelassen hatte. (Lies mehr dazu hier: Ja, er darf das – doch Dieter Nuhr macht es sich mit Greta-Spott zu einfach)
Dass seine Worte viele Menschen verärgert haben, hat Nuhr offenbar schwer verkraftet – und noch einmal ordentlich nachgelegt. (Hier kannst du die aktuelle Sendung in der ARD-Mediathek ansehen.) „In Deutschland ist eine Stimmung wie 1434. Geißelnde Menschen laufen durch die Straßen. Und wer hätte da noch die Möglichkeit, Witze zu machen. Wer Witze macht, spürt heute die Macht der Inquisition“, klagt der Komiker zu Beginn der neuen Sendung. Er habe daher „heute zur Sicherheit mal alles weggelassen, was möglicherweise jemanden verärgern könnte.“
„Keine Satire, sondern ein Gottesdienst“
Gesagt, nicht getan: Nuhr macht es wieder. Er habe letzte Woche vergessen zu sagen, dass Gretas Forderungen in ihrer Radikalität nicht nur in eine Katastrophe, sondern „wahrscheinlich auch in einen Dritten Weltkrieg“ führen würden. „Und ich hatte vergessen, dass man Greta ohne Einschränkung huldigen muss“, so Nuhr weiter. „Also, dass wir hier keine Satire machen, sondern einen Gottesdienst – da muss man mir doch Bescheid sagen vorher!“
Im weiteren Verlauf der Sendung teilt er auch gegen die Presse aus, weil er sich an der Wortwahl stört, er sei „in die Kritik geraten“ und würde „anecken“ – was ja schließlich die Aufgabe der Satire sei. In Bezug auf kritische Tweets sagt Nuhr, wir seien „offensichtlich mit Greta auf einer neuen Stufe der Hysterie angekommen, in der Meinungsvielfalt weder möglich noch erwünscht ist.“ Was der Comedian mit diesem Totschlagargument übersieht: Niemand kann oder wird ihm seine Meinung und seine Äußerungen im Fernsehen verbieten. Und die wenigsten Kritiker schlagen in dieses Kerbholz und stellen die grundsätzliche Frage danach, ob Satire das „darf“ – sie finden ihn nur einfach nicht lustig.
„Dieter Nuhr war ja richtig beleidigt. Der arme Mann“
Vielleicht ist Nuhr das auch klar. Wenn er sich verteidigt, er hätte doch „eigentlich recht differenziert über Greta gesprochen, (…) Kritisches und auch Positives genannt“, meint man, ein wenig verletzte Eitelkeit herauszuhören. Er war doch gut? Warum haben sie dann nicht gelacht? Wie unfair. Ein Twitter-User kommentiert dazu: „Dieter Nuhr war ja richtig beleidigt wegen der Reaktionen auf seine letzte Sendung. Der arme Mann.“
Zwischen Begeisterung und Shitstorm
Nuhrs Worte über Greta Thunberg und Fridays for Future am 26. September hatten (vor allem auf seiner Facebook-Seite) für „Endlich-traut-sich-mal-jemand“-Begeisterung gesorgt – und auf Twitter einen Shitstorm ausgelöst. Einige kritisierten, dass Nuhr nicht die Mächtigen angreift, wie es Satire eigentlich könnte und sollte.
Utopia meint: Nuhrs Verteidigung ist genauso unoriginell wie seine Greta-Witze. In der neuen Sendung sagt er: „Kabarett ist ja heute in den meisten Fällen ein Treffen von Gleichgesinnten zum Zwecke der Selbstbestätigung – da bin ich natürlich raus.“ Nein, lieber Dieter, denn genau das beschreibt deine letzten beiden Auftritte.
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