Im EU-Parlament ist eine hitzige Diskussion entbrannt – und zwar über Döner. Hintergrund: Ein Ausschuss will den Einsatz von Phosphaten im Dönerfleisch verbieten. Einige Politiker sehen damit das Ende des Döners nahen.
Phosphate binden Wasser und sorgen beim Döner dafür, dass die Fleischbestandteile „zusammenkleben“ und der Spieß seine Form behält. Außerdem wird das Fleisch durch die Stoffe länger haltbar, bleibt saftig und ist schwerer.
Allerdings haben künstlich zugesetzte Phosphate auch einige Nebenwirkungen: Sie lassen sich schwerer verdauen und können Herz, Nieren und Kreislauf schädigen. Deswegen fordert der Umweltausschuss nun ein Verbot von Phosphaten im Döner.
Das Ende des Döners?
Das würde auch das Ende des Döners in seiner jetzigen Form bedeuten, spekulieren viele große Medien. Auch die Europaabgeordnete Dr. Renate Sommer meint: „Ein Verbot des Phosphatzusatzes würde zum Erliegen der Dönerproduktion führen, da es bislang keine technischen Alternativen zur Stabilisierung der Drehspieße gibt.“ Die Bild-Zeitung geht noch einen Schritt weiter und prangert „Sozialisten“ und „Grüne“ an und fragt lauthals, warum der Döner diskriminiert werde.
Dem Bayerischen Rundfunk zufolge ging es der EU-Kommission ursprünglich nur darum, eine Rechtslücke zu schließen: Phosphate sind als Zusatzstoffe in „verzehrsfähigen Lebensmitteln“ prinzipiell erlaubt – unter Einhaltung bestimmter Grenzwerte. Das Dönerfleisch wird jedoch in der Regel nicht verzehrsfähig geliefert, sondern roh und tiefgefroren. Für das tiefgefrorene Fleisch gibt es keine Regelungen.
Abstimmung im EU-Parlament
Diese Lücke wollte die Kommission schließen und den Einsatz von Phosphaten auch in gefrorenem Fleisch erlauben – die Sozialdemokraten und die Grünen legten jedoch Einspruch ein. Damit wird die Entscheidung erst einmal verschoben. Mitte Dezember soll das EU-Parlament dann über ein Verbot von Phosphat in tiefgefrorenem Dönerfleisch abstimmen.
Dem Umweltausschuss geht es bei dem Verbot um die gesundheitlichen Risiken vor allem auf das Herz- und Kreislaufsystem. Der Vorstoß erntete aber auch Kritik: Renate Sommer etwa schrieb in ihrem Facebook-Post: „Die Unterstellung […], durch den Phosphatzusatz könne eine Gesundheitsgefährdung entstehen, ist lächerlich und dient wohl eher der Panikmache. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft eine Aufnahme von bis zu 4200 mg Phosphat pro Tag als unbedenklich ein. Eine Portion Döner enthält aber gerade einmal 134 mg Phosphat.“
Phosphat ist nicht das einizige Problem im Döner
Phosphat kommt außerdem nicht nur in Döner zum Einsatz. Auch in Schinken, Wurst, Fischkonserven, Backwaren Cola oder Fertiggerichten stecken laut Spiegel Online oft Phosphate – getarnt mit den Zusatzstoff-Nummern E338 bis E341, E343 und E450 bis E452. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) prüft zurzeit, ob es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Gesundheitsgefahr von Phosphaten gibt. Womöglich könnte sich also im kommenden Jahr nicht nur für den Dönerspieß etwas ändern. Wer auf der sicheren Seite sein will, vermeidet die Stoffe lieber.
Utopia meint: Was die vielen Medienberichte vernachlässigen: Phosphate sind im Döner nicht das einzige Problem: Dönerspieße werden in der Regel mit Billigfleisch aus Massentierhaltung hergestellt. Die Soßen sind fettig und enthalten häufig Zusatzstoffe. Kurz: Ein Döner ist weder für die Umwelt noch für die Gesundheit eine gute Entscheidung.
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