Im E-Scooter-Test von Stiftung Warentest schnitten die Roller Lime, Tier, Circ und Voi nicht gut ab. Die Tester kritisieren ihre schlechten Fahreigenschaften, die Umweltbilanz und den hohen Preis. Selbst der Testsieger im E-Scooter-Test kann nicht überzeugen. Stiftung Warentest empfiehlt daher eine bessere Alternative.
E-Scooter gibt es inzwischen in vielen großen Städten Deutschlands: Ob Berlin, München, Köln oder Hamburg – überall stehen Roller an Straßenecken bereit. Die größten Anbieter in Deutschland sind Lime, Tier, Circ und Voi. Die vier haben jeweils eigene Roller, eigene Apps und eigene Gebiete festgelegt, in denen die Roller fahren dürfen (meist Stadtgebiet ohne Randbezirke). Das Prozedere ist immer gleich: App herunterladen, registrieren, E-Scooter entsperren und losdüsen. Wie gut die Fahrt klappt, hat Stiftung Warentest in einem E-Scooter-Test mit drei Testpersonen geprüft. Alle E-Scooter sind dafür eine Teststrecke durch die Berliner Innenstadt entlanggefahren.
E-Scooter im Test: Kopfsteinpflaster ist die größte Spaßbremse
Wer mit dem E-Scooter unterwegs ist, muss sich an klare Verkehrsregeln halten: Grundsätzlich müssen die Roller auf dem Fahrradweg fahren. Ist keiner vorhanden, dürfen sie auf der Straße fahren. Doch die ist für E-Scooter oft nicht ausgelegt. Die Tester wurden bei der Fahrt über Kopfsteinpflaster so durchgerüttelt, dass sie die Fahrt abbrechen und den Roller auf dem Bürgersteig schieben mussten.
Hier zeigt sich das nächste Problem: Die E-Scooter sind rund 20 Kilo schwer und lassen sich nur mühsam auf den Bürgersteig heben. Stiftung Warentest erklärt: „Dabei kann die Unterseite des Trittbretts, in dem sich der Akku befindet, gegen die Bordsteinkante knallen. Wie lange die Batterien solche Erschütterungen mitmachen, ist unklar“. Auch das Abbiegen fiel den Testern im E-Scooter-Test schwer. Denn um ein Handzeichen zu geben, müssen die Fahrer einhändig weiterfahren. Gar nicht so leicht auf den wackeligen Rollern.
Testsieger: E-Scooter von Tier am besten
Stiftung Warentest ist von den Leih-Rollern gar nicht begeistert. Dennoch gibt es einen Testsieger im E-Scooter-Test: „Die Fahreigenschaften des Tier-Rollers überzeugten noch am meisten“. Einer der Gründe dafür ist, dass der Tier-Roller zwei Handbremsen hat. Ein solcher E-Scooter fährt sich leichter als ein Modell mit einer Hand- und einer Fußbremse (Lime, Voi). Hier brauchen Nutzer etwas mehr Übung. Außerdem sei die Tier-App besonders übersichtlich.
Kritik übt Stiftung Warentest an der schlechten Umweltbilanz der E-Scooter: Jede Nacht fahren Transporter durch die Stadt, sammeln die E-Scooter ein, laden den Akku auf und verteilen die Roller wieder in der Stadt. Außerdem ist die Lebensdauer vieler E-Roller recht kurz und die Herstellung neuer Roller sehr energieintensiv und ressourcenaufwendig. Lime arbeitet außerdem mit selbstständigen Mitarbeitern, die unter „fragwürdigen Bedingungen“ die Roller aufladen. Mehr Informationen dazu und den ganzen Test findest du kostenpflichtig auf test.de.
Preis-Test: E-Scooter sind mit die teuerste Wahl
Wer günstig durch die Stadt fahren will, lässt den Roller links liegen: Im Preisvergleich mit anderen Mobilitätsanbietern schneiden die E-Scooter sehr schlecht ab. Denn zusätzlich zur Entsperrgebühr von einem Euro kommen noch hohe Minutenpreise: Je nach Anbieter werden pro Minute zwischen 15 und 25 Cent fällig.
- Lime: 20 bis 25 Cent / Minute
- Tier: 15 bis 19 Cent / Minute
- Circ: 15 bis 20 Cent / Minute
- Voi: 15 Cent / Minute
Bei der Kalkulation für zwei Modellstrecken (Kurz- und Langstrecke) waren die E-Scooter im Test teilweise teurer als Carsharing. Am günstigsten hat der Bikesharing-Dienst Nextbike abgeschnitten, gefolgt vom ÖPNV. Die E-Scooter waren bis zu fünfmal so teuer als das Leihfahrrad. Deshalb das Fazit von Stiftung Warentest: „In fast allen Städten, in denen die Verleih-Scooter rollen, stehen als Alternative auch Mieträder von Nextbike und Call a Bike. Mit den Rädern (…) ist man nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch deutlich günstiger unterwegs“.
Datenschützer: „Nutzer zahlen mit ihren Daten“
Stiftung Warentest hat den Datenfluss der Apps von IT-Experten überprüfen lassen und warnt: „Nutzer zahlen auch mit ihren Daten“. Die Apps würden mehr Daten als nötig übermitteln und seien „auch darauf ausgelegt, viele Nutzerdaten einzusammeln“. Außerdem werden so detailreiche Daten über das Smartphone des Nutzers weitergegeben, dass es sich eindeutig identifizieren lässt.
Tracker lesen bei den vier Apps der Anbieter mit und analysieren das Verhalten der Nutzer. Laut Stiftung Warentest handelt es sich unter anderem um Tracker von Facebook und Google, die das Nutzerverhalten dokumentieren.
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