Weil sie in Südafrika eine seltene Giraffe getötet hatte, hat eine US-Amerikanerin letztes Jahr international einen gewaltigen Shitstorm geerntet. Zum Umdenken hat sie die massive Kritik aber offenbar nicht gebracht: Jetzt prahlt die Jägerin im US-Fernsehen mit ihrer erlegten Beute.
Vor fast genau einem Jahr ging das Bild einer US-amerikanischen Touristin in den sozialen Medien viral: Auf einem Foto posiert die Trophäenjägerin Tess Talley stolz vor einer getöteten Giraffe. In der einen Hand hält sie ein Gewehr, die andere streckt sie triumphierend in die Luft. Das Bild hatte sie bereits 2017 auf ihrem Facebook-Account veröffentlicht. Nachdem es im Juni 2018 von dem afrikanischen Netzportal AfricaDigest aufgegriffen wurde, brach ein gewaltiger Shitstorm über Talley herein – Menschen aus aller Welt kritisierten sie massiv für das Foto.
Auch ein Jahr später zeigt Talley keine Einsicht
Schon damals war sich Talley keiner Schuld bewusst. Und auch heute zeigt sie keine Einsicht, ganz im Gegenteil: Eine aktuelle Reportage des US-Senders CBSN begleitet Talley bei der Gnu-Jagd. In dem Beitrag äußert sie sich zudem zu ihrer Giraffenjagd 2017: Die Giraffe sei „köstlich“ gewesen, erklärt sie dem Reporter mit einem Lachen. In einer anderen Szene hält Talley eine Gewehrhülle in die Kamera, die sie aus der Haut des seltenen Tieres habe fertigen lassen. Zudem habe sie Kissenbezüge machen lassen, „die alle lieben“.
Talley erklärt, dass alle Jäger Fotos mit ihrer Beute machen. Das sei schon immer so gewesen und „daran gibt es nichts auszusetzen.“ Sie hält die Jagd zudem sogar für sinnvoll. Im US-amerikanischen Frühstücksfernsehen erklärt sie: „Ich sehe das als Hobby, als etwas, das ich liebe.“ Mit der Jagd – und insbesondere mit dieser Giraffenjagd – steuere sie die Zahl der wildlebenden Tiere und erhalte so das Gleichgewicht der Tierwelt. „Wir sind Jäger und wir sind stolz darauf, Jäger zu sein“, sagt sie den Moderatoren der Sendung „CBS This Morning“.
Afrikanisches Netzportal macht auf grausame Trophäen-Jagd aufmerksam
Tierschützer und andere Gegner der Großwildjagd sehen das etwas anders. Weil die Regierungen vieler afrikanischer Staaten nichts gegen die Großwildjagd unternehmen, ruft AfricaDigest seine Leser auf, selbst aktiv zu werden. Immer wieder rief das Portal deshalb in der Vergangenheit dazu auf, die Tweets der sogenannten „Trophäenjäger“ zu teilen, um auf den brutalen Jagd-Tourismus aufmerksam zu machen.
„Wenn unsere sogenannte Regierung sich nicht um unsere Wildtiere kümmern will, dann ist es Zeit, dass wir uns einsetzen und Verantwortung für unseren Kontinent, unsere Länder unsere Ressourcen und unsere Wildtiere übernehmen. Teilt, teilt, teilt! Und lasst uns gemeinsam gegen die Plünderung Afrikas unsere Stimme erheben, es ist das einzige Zuhause, das wir haben.“
Immer wieder tauchen im Netz Bilder von Hobbyjägern auf, die vor erlegten Giraffen, Löwen, oder Tigern posieren. Prominente „Trophäenjäger“ in den USA sind zum Beispiel auch die Söhne von Donald Trump.
Warum ist der Jagd-Tourismus legal?
Für viel Geld dürfen wilde Tiere bis heute legal in Südafrika, Sambia, Namibia und Simbabwe gejagt werden. Laut der Tierschutzorganisation Pro Wildlife gehen alleine in Afrika jedes Jahr über 18.000 Ausländer auf Trophäenjagd und töten dabei mehr als 100.000 Wildtiere. Spitzenreiter sind dabei Jäger aus den USA, gefolgt von Schützen aus Spanien. An dritter Stelle stehen deutsche Jäger. Von Tierschützern wird diese Praxis scharf kritisiert.
Gründe dafür, dass solche Jagd-Reisen erlaubt sind, sind laut Weltnaturschutzunion IUCN Nachhaltigkeit und das Management der Tierzahlen.
Das Problem: Nicht alle Reiseveranstalter sind seriös. Ein weiteres Problem besteht, wenn seltene, geschützte Tierarten in Jagdgebiete laufen. Das sei offenbar bei der schwarzen Giraffe der Fall gewesen, die von der US-Amerikanerin erlegt wurde, sagen Tierschützer. Laut IUCN ist der Bestand dieser Giraffenart in den letzten 30 Jahren um etwa 40 Prozent gesunken.
Import von Jagdtrophäen erlaubt
Westliche Staaten unterstützen das System, indem sie den Import von sogenannten Trophäen erlauben. Die USA etwa hoben wegen Trump ihr Importverbot im März 2018 wieder auf – Großwildjäger dürfen Elefantenschädel, Elfenbein und sonstige Trophäen wieder ins Land einführen.
Die Situation in Deutschland ist nicht besser. Auch bei uns gibt es laut Pro Wildlife kein Importverbot von Jagdtrophäen. Die Einfuhr solcher Trophäen gilt als „Privatvergnügen“ und als „nicht kommerziell“ – deswegen sei sie mit entsprechender Genehmigung erlaubt. Dutzende Reiseveranstalter würden den Abschuss von Löwe, Elefant, Nashorn und anderen Wildtieren ganz legal auf spezialisierten Jagdreisen anbieten.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Urlaub mal anders: 10 sehenswerte Urwälder in Europa
- Outdoor-Daunenjacken & Co: diese Marken haben nachhaltige Daunen
- Kork, Pilz, Ananas: Daraus besteht veganes Leder
War dieser Artikel interessant?