Ein Kölner wollte beim Sportmodelabel JD Sports probearbeiten, doch dann sagte ihm der Filialleiter in letzter Sekunde ab. Ein Screenshot offenbarte den Grund: Der Chef hatte etwas gegen seine Hautfarbe. Der Bewerber ging daraufhin an die Öffentlichkeit – mit Erfolg.
„Keine Schwarzen.“ Mit dieser Begründung lud der Leiter einer Kölner JD-Sports-Filiale den 27-jährigen Landu João aus dem Probearbeiten aus. Die Nachricht hatte der Filialleiter nicht an João selbst geschickt, sondern an einen Bekannten. Dieser hatte João den Termin zum Proberarbeiten ursprünglich organisiert und leitete ihm einen Screenshot der Nachricht weiter. João veröffentlichte die rassistische Absage darauf hin auf Facebook und Instagram.
Den Post kommentierte João mit „Einfach nur sprachlos!“ und „Kaputte Welt echt … 2020“. Sein Bekannter hätte ihm außerdem folgende Aussagen des Filialleiters weitergeleitet: „Schwarze klauen nur, stören das Arbeitsklima, bilden nur Gruppen“. Der Chef der Kölner Filiale wolle darum „alle Schwarzen da raushaben“ und „keine mehr annehmen“.
Neben dem Post gab João eine Anzeige bei der Polizei auf und wandte sich an den Verein „Öffentlichkeit gegen Gewalt“.
„Ekelhaft!“ Rassistische Absage löst Shitstorm aus
Der Post löste auf den Social-Media-Kanälen bald einen Shitstorm aus. Bis heute (Stand: 5. Februar) wurde er knapp 1.700 Mal kommentiert und fast 900 Mal geteilt.
Ein Facebook-Nutzer kommentierte: „Ekelhaft! Ich hoffe, dass das harte Konsequenzen für den Chef haben wird.“ Ein anderer: „Unfassbar, was es auch heutzutage noch an Rassismus gibt. Solche Leute in leitender Position sind untragbar.“
So reagierte JD Sports auf die Vorwürfe
In seinem Post schilderte Landu João, dass er versucht habe, das britische Modelabel JD Sports zu erreichen. Doch die Modekette habe auf keine seiner Nachrichten oder Mails reagiert. Drei Tage nach dem Vorfall veröffentlichte das Unternehmen mit Hauptsitz in Großbritannien eine Stellungnahme auf Facebook.
Darin schrieb der Konzern: „JD Sports Fashion Germany GmbH ist stolz darauf, ein multikultureller Arbeitgeber zu sein, und wir nehmen die Vorwürfe jeglicher Art von Diskriminierung sehr ernst.“ Nach einer vollständigen Untersuchung könne das Unternehmen nun bestätigen, dass dieser Vorfall im Einklang mit den Firmenrichtlinien aufgeklärt wurde und der betreffende Kollege nicht mehr für das Label arbeitet. Eine Entschuldigung an João, enthielt die Stellungnahme nicht.
Rassismus bei Bewerbungen: Nicht der erste Fall in Deutschland
Rassistisch motivierte Jobabsagen wie im Fall von Landu João gibt es in Deutschland immer wieder. Mitte Januar hatte unter anderem der Tagesspiegel zum Beispiel berichtet, dass ein Mann aufgrund seiner ethnischen Herkunft von einem Berliner Architektenbüro abgelehnt wurde. Den wahren Grund erfuhr er, weil er durch Zufall eine Mail der Büroleiterin erhielt – mit der Nachricht „Bitte keine Araber.“ Der Betroffene veröffentlichte die Mail ebenfalls auf Facebook.
Dass es ähnliche Vorfälle immer wieder gibt, zeigen Daten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Menschen mit „ausländisch klingendem Namen“ haben demnach eine um 24 Prozent geringere Chance, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.
Deshalb sei es wichtig, dass Bewerbungsverfahren so anonym wie möglich durchzuführen, sagt der Antidiskriminierungsbeauftragte der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Dervis Hizarci gegenüber dem Tagesspiegel. „Hier zeigt sich das hässliche Gesicht von Rassismus und, was Rassismus im Konkreten bedeutet: kein Job, keine Wohnung, schlechte Noten. Rassismus trifft die Menschen in ihrem Alltag.“
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