Die EU plant ein weiteres Freihandelsabkommen – dieses Mal mit mehreren Ländern aus Südamerika. Über die Verhandlungen wird jedoch nur wenig berichtet. Europäische Landwirte warnen vor dem Abkommen, mit ihm würde jede Menge Billigfleisch in die EU kommen.
Die Europäische Union will den Handel mit Südamerika stärken – dabei helfen soll ein neues Freihandelsabkommen mit den sogenannten „Mercosur“-Staaten. Das sind Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Zusammen machen die Lämder die weltweit siebtgrößte Volkswirtschaft aus.
Bei dem Abkommen geht es vor allem darum, Handelsbarrieren zwischen der EU und den Staaten zu verringern. So sollen zum Beispiel Zölle für 90 Prozent aller Waren abgebaut werden. Außerdem sollen Importquoten erhöht werden. Das heißt die südamerikanischen Staaten dürften künftig mehr Produkte in die EU liefern, als derzeit. Auch die EU könnte mehr Waren nach Südamerika verkaufen.
Billigfleisch und Hormone
Auf Seiten der EU ist das zum Beispiel für die Auto-Branche interessant – die Union möchte ihre Automobilexporte nach Südamerika schon länger ausweiten. Für die Mercosur-Staaten wiederum geht es vor allem darum, mehr Agrarprodukte nach Europa exportieren zu können, berichtet taz online.
Und genau hier liegt das Problem: Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay produzieren billiges Rind- und Geflügelfleisch in großen Massen. Die Umwelt- und Gesundheitsstandards sind dabei weniger streng als die der EU – auch was Hormone, Wachstumsförderer und Medikamente in der Viehzucht betrifft.
Landwirte in Europa können nicht mithalten
Für Europäische Landwirte könnte das Abkommen negative Folgen haben: Wenn viel billiges Fleisch aus Südamerika nach Europa kommt, drückt das die Fleischpreise hierzulande, so die Befürchtung. Greenpeace zufolge importiert Europa schon jetzt 334.000 Tonnen Rindfleisch aus Dritt-Staaten.
„Bei einer Ausweitung der Quote stünde die heimische Weidehaltung vor dem sicheren Aus. Mit einer spottbilligen Produktionsweise, die keine Rücksicht auf Mensch und Umwelt nimmt, können unsere Bäuerinnen und Bauern nicht mithalten“, sagt Jens Karg, Handelsexperte bei Greenpeace.
Gefahr für die Mercosur-Länder
Aber auch in den Mercosur-Staaten selbst könnte das Abkommen Schaden anrichten. Zwar würden Brasilien, Uruguay und Co. durch den gesteigerten Export mehr verdienen. Sie müssten aber auch die Produktion erhöhen – und würden mehr Flächen für die Viehzucht brauchen.
Schon jetzt werden etwa in Brasilien ein Großteil der Nutztiere auf gerodeten Regenwaldflächen gehalten, schreibt Greenpeace. Um Platz für die Rinder- und Geflügelzucht oder Monokulturen zu schaffen, könnte also noch mehr Regenwald weichen. Die Umweltorganisation befürchtet auch, dass Kleinbauern und indigene Völker vertrieben werden könnten.
Verstecke Verhandlungen
Wann genau und in welcher Form das Mercosur-Abkommen in Kraft tritt, ist unklar. Die Verhandlungen laufen mit Unterbrechung bereits seit 19 Jahren – nun befinden sie sich offenbar in der Endphase. Die Gespräche laufen dabei weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ab. „Beide Seiten haben geschworen, keine Verlautbarungen vor Ende dieser Gesprächsrunde von sich zu geben“, sagte Mercosur-Sprecher Luis Fernando Avalos beispielsweise bei Verhandlungen im Februar.
Eine Petition auf Campact will das Abkommen noch verhindern – „damit die bäuerliche und ökologische Landwirtschaft in Europa weiter eine Chance hat.“
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