Wer auf Reisen geht, sorgt unweigerlich für CO2-Emissionen. Aber es gibt einige Stellschrauben, mit denen du den ökologischen Fußabdruck einer Reise deutlich verkleinern kannst. Das geht auch ohne Verzicht, ganz im Gegenteil: Häufig bringt nachhaltiges Reisen intensivere Erlebnisse, die länger in Erinnerung bleiben.
Rund acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf den Tourismus zurück. Das belegt eine im Juni 2018 veröffentliche Studie der Universität Sydney.
Daraus geht auch hervor: Die Deutschen produzieren beim Reisen überdurchschnittlich viele Treibhausgase. Am pro Kopf-Ausstoß gemessen liegen sie nach den USA und China auf dem dritten Platz – keine schöne Bilanz, wo doch die meisten Deutschen laut offiziellen Umfragen im Urlaub gerne klimaschonender unterwegs wären.
Auf das Reisen zu verzichten, ist für die meisten Menschen keine Lösung – und das ist zum Glück auch gar nicht nötig. Wir zeigen dir anhand der verschiedenen Aspekte einer Reise hilfreiche Tipps, mit denen du im nächsten Urlaub klimaschonend unterwegs bist und dabei trotzdem nicht auf Abenteuer und Erlebnis verzichten musst.
Die Anreise – Europa per Bus und Bahn entdecken
Es mag für viele überraschend sein, aber ob eine Reise nachhaltig ist oder nicht, entscheidet sich fast vollständig durch die Wahl des Verkehrsmittels: 75 Prozent der touristischen CO2-Emissionen werden bei der An- und Abreise verursacht. Das Flugzeug macht 40 %, das Auto 32 % und andere Transportmittel machen etwa 3 % des gesamten CO2-Ausstoßes im Tourismus aus.
Insbesondere das Fliegen setzt dem Klima zu: Allein eine Flugreise ans Mittelmeer (hin und zurück) erzeugt fast eine Tonne CO2 – das ist bereits der gesamte pro Kopf-Jahresausstoß, den das Umweltbundesamt empfiehlt, um in Deutschland eine positive Klimabilanz zu erreichen. Noch schwerer wiegen Fernreisen: Ein Flug von Köln nach San Francisco verursacht pro Person 5,8 Tonnen CO2 und lässt – ebenfalls pro Passagier – fünf Quadratmeter Arktiseis schmelzen.
Nach diesen Zahlen ist unser erster Tipp für nachhaltiges Reisen buchstäblich naheliegend: Suche dir spannende Reiseziele innerhalb von Deutschland und Europa und reise wenn möglich mit Bus und Bahn – neben den eigenen Füßen und dem Fahrrad sind das die umweltfreundlichsten Verkehrsmittel.
Mit der Bahn: Zügig durch Europa
In unserer Rubrik Zügig durch Europa könnt ihr euch ganz einfach einen Überblick über die Anreisemöglichkeiten in Europa verschaffen. Übersichtlich nach Ländern von A-Z sortiert findet ihr dort jeweils die aktuellen Zug-, Bus- und Fährverbindungen und erhaltet Tipps zur Ticketbuchung, zu Sparpreisen und zum öffentlichen Verkehr im jeweiligen Reiseland.
Wer mehr Hilfe und persönliche Beratung bei der Ticketbuchung möchte, kann sich an eine der Bahnagenturen in Deutschland wenden – das sind Reisebüros, die auf Zugreisen spezialisiert sind und sich mit den europäischen Zugverbindungen bestens auskennen.
Übrigens: Bei der Reise mit der Bahn ist natürlich immer auch der Weg das Ziel – zum Beispiel auf dem Weg nach Barcelona, wenn der Zug an der französischen Mittelmeerküste entlang fährt. Zu sehen, wie die Landschaft vorbeizieht und sich verändert, bewusst die Distanz wahrzunehmen und vielleicht schon während der Fahrt mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, ist ein besonderes Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.
Auch eine Reise im Nachtzug ist ein ganz besonderes Erlebnis mit hohem Abenteuer-Faktor.
Ob Strand, Berge oder Stadt: Spannende Reiseziele gibt es auch in Europa
Wer nun denkt, man könne ohne ins Flugzeug zu steigen nichts Spannendes mehr sehen und erleben, liegt falsch: In den letzten Jahren sind Fernreisen so sehr in den Fokus gerückt, dass wir häufig vergessen, was für eine enorme Vielfalt an Natur und Kultur in Europa direkt vor unseren Füßen liegt.
Auf unserer Website stellen wir Regionen in Deutschland und ganz Europa vor, die ganz unterschiedliche Landschaften und Erlebnisse bieten: Ob Strand, Wald, Berge, Klippen, Schluchten und unberührte Natur, ob Wandern, Klettern, Radfahren oder Paddeln, im Stadturlaub Kultur und Menschen kennenlernen oder sich in einer einsamen Hütte zurückziehen – es wird ganz bestimmt jedeR fündig.
Mehr zum Thema: Diese klimaneutralen Reiseziele in Deutschland lohnen sich
Was alle Reiseziele bei Anderswo gemeinsam haben: Sie liegen abseits der ausgetretenen Tourismuspfade und jenseits von Mainstream und Massentourismus.
Während in Städten wie Venedig, Rom, Dubrovnik oder Barcelona die Touristenmassen für immer größere Probleme sorgen, freuen sich die Bewohner kleinerer und weniger stark besuchter Städte wie zum Beispiel Zadar in Kroatien oder Évora in Portugal noch über Gäste. Wenn es doch mal eine der viel besuchten Städte oder Regionen sein soll, empfehlen wir, in der Nebensaison zu fahren und vor Ort nach alternativen Plätzen und Angeboten Ausschau zu halten. Das ist nicht nur günstiger, sondern entlastet auch in der Hochsaison stark überlaufene Reiseziele.
Die Unterkunft: Kleine Pensionen statt großer Hotelketten
Die Unterkunft macht immerhin noch 21 % der CO2-Emissionen des Tourismus aus. Am umweltfreundlichsten ist natürlich das Zelt. Wer sich aber ein richtiges Bett und die eigenen vier Wände wünscht, muss selbstverständlich auch nicht verzichten.
Wie bei so vielem gilt auch bei der Wahl der Unterkunft: Anstatt der großen Ketten lieber kleinere, privat geführte Hotels und Pensionen unterstützen – die sind häufig besonders engagiert und bieten ihren Gästen eine persönliche Atmosphäre.
Generell gilt: Auch wenn beispielsweise eine kleinere Unterkunft aus Zeit- oder Kostengründen nicht mit einem Nachhaltigkeitssiegel zertifiziert ist, engagiert sie sich oft in einem oder mehreren Bereichen für die Umwelt – hier hilft ein Blick auf die Homepage des Gastgebers.
Wer sich lieber auf bestimmte Kriterien verlässt, findet auf unserer Website eine Übersicht über verschiedene Ökosiegel für Urlaubsunterkünfte und auch unsere Blaue-Schwalbe Gastgeber sorgen für nachhaltige und erlebnisreiche Ferien in besonderer Atmosphäre.
Außerdem helfen grüne Buchungsportale wie Ecobnb, Bookitgreen, GoodTravel oder Greenbooking bei der Suche nach einer nachhaltigen Unterkunft.
Klima-Tipps: Verhalten am Urlaubsort
Auch am Urlaubsort selber gibt es einige Dinge, die du für einen klimaschonenden Aufenthalt beachten kannst.
Am umweltfreundlichsten erkundest du die Gegend zu Fuß, per Rad, per ÖPNV oder per E-Auto(-Sharing). Viele Urlaubsregionen richten sich immer mehr auf Gäste ohne Auto ein und verleihen vor Ort Fahrräder und E-Bikes, richten Wandertaxis- und Busse ein oder schaffen günstige Mobilitätsangebote, mit denen Gäste verschiedene Verkehrsmittel kombinieren können.
Was sonst noch zu beachten ist: Informiere dich vor der Reise über die Konventionen im Reiseland, lerne vielleicht sogar ein paar Sätze der Sprache und gehe respektvoll mit der einheimischen Bevölkerung und mit der lokalen Flora und Fauna um. Das Portal fairunterwegs zeigt dir, wie du Reisegenuss und Fairness verbindest.
Wasser solltest du bewusst und entsprechend den örtlichen Gegebenheiten sparsam verwenden.
Bei deinem Einkauf am Urlaubsort kannst du darauf achten, regionale Produkte in kleinen, lokalen Läden zu kaufen und damit die Wirtschaftskreisläufe der Region zu unterstützen.
Wie auch zu Hause ist es empfehlenswert, Müll korrekt zu entsorgen oder direkt zu vermeiden, indem du wiederverwertbare Gegenstände wie die eigene Trinkflasche oder den eigenen Kaffeebecher mitbringst.
Wir hoffen, dass wir dir mit diesen Tipps Lust aufs Reisen machen konnten und wünschen dir einen erlebnisreichen und klimaschonenden nächsten Urlaub!
Weitere detaillierte Informationen und Tipps für einen rundum nachhaltigen Urlaub findest du übrigens in den Factsheets vom Projekt Katzensprung.
GASTBEITRAG von Anderswo
TEXT: Marcella Müller
Anderswo ist das einzige deutschsprachige Magazin, das über nachhaltige Reiseangebote informiert – mit vielen Ideen für die Reiseplanung, spannenden Zielen in Deutschland und Europa sowie Informationen zur klimaschonenden Anreise mit Bus, Bahn und Fähre. Anderswo zeigt, wie man im Urlaub Spaß, Luxus und Erlebnis mit optimaler Rücksicht auf Umwelt und Klima verbindet.
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