Die Nestlé-Wassermarke Vittel bewirbt aktuell auf Facebook ihren Beitrag zum Artenschutz. Die Werbung erscheint absurd, wenn man bedenkt, welche Schäden durch Nestlés Wassergeschäfte entstehen. Entsprechend kritisch sind die Reaktionen der Facebook-Nutzer*innen auf den Post.
„Der erste Schritt zur Sicherung der Wasserqualität besteht darin, das Land zu schützen“, schreibt Vittel auf Facebook. Der Post ist zwar von Mitte Juli, da Vittel ihn jedoch auf Facebook sponsort, taucht er noch immer in den Newsfeeds von User*innen auf.
Die Reinheit von Vittel-Wasser sei auf die biologische Vielfalt der Vogesen zurückzuführen, heißt es in dem Post. Die Vogesen sind ein Gebirge in Frankreich – in der Region liegt auch der Ort „Vittel“, aus dem Nestlé das Wasser für seine Marke gewinnt. Marienkäfer, Eichhörnchen, Pflanzen, Bäume oder Pilze würden zur Regulierung des Ökosystems vor Ort beitragen. „Aus diesem Grund setzt sich Vittel seit fast 30 Jahren für die Erhaltung der Artenvielfalt in der natürlichen Umgebung der Quelle ein.“ Zum Schluss des Facebook-Posts erinnert Vittel daran, dass Wasser trinken gesund ist.
„Ich find den Humor klasse“
Dass Vittel ausgerechnet mit Umweltschutz für sein Produkt wirbt, kommt bei den Facebook-Nutzer*innen nicht gut an. „Den Bauern in Vittel geht das Wasser aus, der Grundwasserpegel fällt seit Jahren und ihr suggeriert irgendwas über Umweltschutz…..Ich find den Humor klasse“, lautet beispielsweise ein Kommentar. „Wasser nicht in Plastikflaschen durch die Welt zu schicken schützt die Umwelt“, kommentierte eine weitere Nutzerin. Unter dem Post sammeln sich fast ausschließlich negative Kommentare.
Der Hintergrund der Kritik: Wie unter anderem eine Dokumentation des „Schweizer Radio und Fernsehen“ (SRF) zeigt, füllt Nestlé jährlich drei Milliarden Liter Wasser in Vittel ab. Als Folge davon sinkt der Grundwasserspiegel ab – vor allem Landwirt*innen haben vor Ort mit zunehmender Trockenheit zu kämpfen.
Um die Bevölkerung von Vittel mit ausreichend Wasser zu versorgen, war zeitweise sogar geplant, eine Pipeline zu bauen. Sie sollte Trinkwasser aus benachbarten Dörfern in bis zu 20 Kilometern Entfernung herbeischaffen. (Mehr Infos dazu hier). Echter Umweltschutz sieht anders aus.
Plastikmüll bedroht die Artenvielfalt
Auch die Plastikflaschen, in denen Vittel-Wasser verkauft werden, sind nicht gerade umweltfreundlich. Insgesamt verwendet Nestlé für all seine Produkte jährlich 1,7 Millionen Tonnen Plastik. Ein Teil davon landet in den Meeren – und bedroht dort die marine Artenvielfalt. Greenpeace fand 2017 heraus, dass der meiste Müll auf philippinischen Küsten von nur wenigen Unternehmen stammt, allen voran Nestlé und Unilever.
Zwar nutzt Vittel nach eigenen Angaben zunehmend „rPET“ – also Kunststoff aus recycelten PET-Flaschen. Außerdem unterstütze die Marke ein Programm namens „agrivair“. Das Projekt schützt Landflächen und somit Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten – darauf wollte Vittel mit seinem Facebook-Post aufmerksam machen.
Aber auch wenn Nestlé sich für gute Zwecke engagiert, eines der Kerngeschäfte bleibt problematisch: Wer Wasserquellen zu Spottpreisen abpumpt, dafür ökologische sowie soziale Probleme in Kauf nimmt und das Wasser in Plastikflaschen verkauft, kann sich nicht zum Umweltschützer erklären.
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