Ein französisch-amerikanisches Forschungsteam hat Sonnencremes bekannter Marken wie Nivea, Garnier und L‘Oréal untersucht – und ist zu einem erschreckenden Ergebnis gekommen: In den Cremes bildet sich mit der Zeit ein problematisches Molekül. Bei Naturkosmetik besteht dieses Risiko nicht.
Sonnencreme aus dem Vorjahr sollte man nicht mehr verwenden – diesen Schluss lässt zumindest eine Studie zu, die am Montag im Fachjournal „Chemical Research in Toxicology“ erschienen ist. Der Grund: In den Cremes entwickelt sich in einem Zeitraum von einem Jahr das Molekül „Benzophenon“, welches als möglicherweise krebserregend gilt.
Französische und amerikanische Wissenschaftler:innen stellten das in einem Experiment fest: Sie untersuchten 17 Sonnencremes, die sie in Frankreich und den USA eingekauft hatten. Mit dabei waren Marken wie Nivea, Garnier, L’Oréal, Bioderma, LaRoche-Posay und Neutrogena, sowie einige hierzulande weniger bekannte Hersteller.
In 16 von 17 Sonnencremes steckte Benzophenon
Die Forscher:innen steckten die Cremes in einen Inkubator, in dem eine Temperatur von 40 Grad und eine relative Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent herrschte. So erzeugten sie einen künstlichen Alterungsprozess: Nach sechs Wochen im Inkubator waren die Cremes in einem Zustand wie nach einem Jahr Lagerung bei Zimmertemperatur. Diese Prozedur wird in den USA standardmäßig verwendet, um die Stabilität von Rezepturen zu prüfen.
Anschließend führte das Forscherteam eine chemische Analyse der Sonnencremes durch. Das Ergebnis: In 16 der 17 Produkte steckte Benzophenon. Das betraf alle Sonnencremes, die den UV-Filter Octocrylen enthielten. Aus Octocrylen war im Laufe eines (simulierten) Jahres das Molekül Benzophenon geworden. Den höchsten Gehalt an Benzophenon hatte bei den französischen Produkten eine Sonnencreme von L’Oréal (Age Perfect FPS 20). Eine Sonnencreme ohne Octocrylen blieb frei von Benzophenon.
Die Haut nimmt die Substanz auf
Sowohl Octocrylen als auch Benzophenon sind schon lange umstritten. Beide Stoffen sollen eine allergieauslösende und hormonähnliche Wirkung haben. Benzophenon hat sich in Tierversuchen außerdem als krebserregend erwiesen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft das Molekül als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ ein. Laut der aktuellen Studie kann die Haut 70 Prozent des in den Sonnencremes enthaltenen Benzophenons aufnehmen.
„Das ist das erste Mal, dass wir diesen Abbau von Octocrylen zu Benzophenon nachweisen können“, sagte Philippe Lebaron, Co-Autor der Studie, dem französischen Magazin „Les Echos“. Die Studienergebnisse seien ein weiteres Argument dafür, Octocrylen in Kosmetikprodukten zu verbieten.
Mineralische Bio-Sonnencremes sind frei von chemischen UV-Filtern
Die Studie lässt allerdings einige Fragen offen: Was ist mit Sonnencremes, in denen von vornherein Abwandlungen von Benzophenon stecken, etwa Benzophenon-3 (Oxybenzon)? Sind sie ebenfalls kritisch? Wie lange dauert es konkret, bis sich aus dem Octocrylen in der Sonnencreme Benzophenon bildet? Wenige Monate? Oder braucht es tatsächlich ein ganzes Jahr? Besteht das Risiko nur bei geöffneten Tuben oder auch bei originalverpackten Sonnencremes?
Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte keine Sonnencreme vom Vorjahr nutzen, die Octocrylen enthält. Ohnehin empfiehlt es sich, den Stoff zu meiden, er ist für Korallen giftig und trägt zum Korallensterben bei. Besser für die Umwelt und die Gesundheit ist mineralische Bio-Sonnencreme. Hier sind Octocrylen und andere chemische UV-Filter verboten.
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