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Bio-Sonnencreme: Wirksamer Schutz ohne Risiko?

Sonnenschutz Bio-Sonnencreme
Foto: © Maridav - Fotolia.com

Die Frage nach dem richtigen Sonnenschutz stellt sich jeden Sommer aufs Neue. Welchen Lichtschutzfaktor brauche ich? Welche Sonnencremes sind Bio? Was hat es mit diesen Nanopartikeln auf sich? Utopia zeigt, welchen Bio-Sonnencremes du vertrauen kannst.

Herkömmliche Sonnencremes schützen die Haut mit chemischen Filtern. Die Substanzen dringen in die oberste Hautschicht ein und wandeln die UV-Strahlen in Wärmeenergie um. Was viele nicht wissen: Chemische UV-Filter können die Gesundheit gefährden.

Einige dieser chemischen Filter lösen Allergien aus. Andere wirken im Körper wie Hormone, was besonders für Schwangere und stillende Mütter riskant sein kann. Forscher der Universität Zürich konnten beispielsweise Rückstände von UV-Filtern in Muttermilch nachweisen.

Bio-Sonnencreme wirkt ohne bedenkliche Chemie

Bio-Sonnencreme hingegen verwendet keine kritische Chemie, um vor der Sonne zu schützen: Stattdessen kommen mineralische Filter wie Titandioxid und Zinkoxid zum Einsatz, um UV-Strahlen zu absorbieren und zu reflektieren. Mineralische Sonnencreme heißt „mineralisch“, weil die Substanzen, aus denen ihre UV-Filter bestehen, in der Natur in Form von Mineralien vorkommen.

Damit Bio-Sonnencreme transparenter erscheint und der ungeliebte „Schneemann-Effekt“ ausbleibt, werden die mineralischen Substanzen häufig verkleinert. Umstritten ist dabei, wie klein die Partikel sein dürfen, die dabei entstehen.

Nanoteilchen in Bio-Sonnencreme? Umstritten

Teilchen, die kleiner sind als 100 Nanometer (d.h. ein Zehntausendstel Millimeter), werden nach einer EU-Regelung als Nanoteilchen bezeichnet. Sie finden sich in konventionellen Sonnencremes mit Chemie-Filter genauso wie in einigen mineralischen Bio-Sonnencremes, dort vor allem als Titandioxid in Nanoform. Bisher ist nicht klar, wie Nanoteilchen im Körper wirken.

Sicher ist, dass Mineralien durch Nanotechnologie ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften verändern und im Körper mit anderen Molekülen reagieren können. Ob sie sich dabei gesundheitsschädlich verhalten, ist genauso umstritten wie die Frage, ob in Sonnencreme enthaltene Nanopartikel überhaupt durch eine gesunde Haut dringen können.

Mehr Infos zu Nanopartikeln in Kosmetika findest du beim BUND sowie in diesem Artikel:

Zum Glück ist einem Sonnenschutzmittel in der Regel leicht anzusehen, ob es Nanopartikel enthält: Seit Juli 2013 müssen Nanomaterialien, die für Kosmetika hergestellt wurden, in der Inhaltsstoffliste den Zusatz „(nano)“ tragen.

Aber: Die Zeitschrift Öko-Test hat im Juni 2020 herausgefunden, dass es offensichtlich nicht alle Hersteller allzu genau damit nehmen, Nanopartikel in ihren Produkten korrekt auszuweisen. Leider sind davon auch Naturkosmetik-Cremes betroffen – mehr dazu liest du in unserem Artikel Sonnencreme für Kinder bei Öko-Test.

Weil noch nicht ausreichend erforscht ist, wie Nanopartikel sich auf Gesundheit und Umwelt auswirken können, empfehlen wir von Utopia bis auf Weiteres nur mineralische Bio-Sonnencremes, deren Hersteller angeben, keine Nanopartikel zu nutzen. Den besten Bio-Sonnenschutz findest du hier in unserer Bestenliste:

Bio-Sonnencreme mit Titandioxid? Ebenfalls umstritten

Mineralische Sonnencremes enthalten in aller Regel Titandioxid und/oder Zinkoxid, oft in Nanoform (siehe vorherigen Abschnitt).

Titandioxid steht seit einiger Zeit in der Kritik, weil es möglicherweise Krebs auslöst, wenn es eingeatmet wird. Deshalb ist der Einsatz von Titandioxid in Sonnensprays bereits untersagt, damit es nicht versehentlich in die Lunge gerät (eine Gefahr, die bei normalen Sonnencremes nicht besteht). Nach derzeitigem Wissensstand wird Titandioxid jedoch nicht vom Körper aufgenommen, wenn man es nur mit der Sonnencreme auf die Haut aufträgt.

Viele Fragen sind aber noch ungeklärt. Als Lebensmittel-Zusatz darf Titandioxid beispielsweise in der EU ab Mitte 2022 nicht mehr verwendet werden, in Kosmetika oder Medikamenten hingegen schon.

Zinkoxid hingegen gilt als unbedenklich, so das (Bundesinstitut für Risikobewertung) BfR in einer Stellungnahme, die allerdings schon aus dem Jahr 2010 stammt. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA hat deshalb vor einiger Zeit den Auftrag erteilt, Zinkoxid neu zu bewerten; endgültige Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Wir verfolgen die Debatte um Titandioxid und Zinkoxid weiter und werden diesen Artikel anpassen, wenn es neue Erkenntnisse gibt. Wenn ihr uns etwas zum Thema mitteilen wollt, schreibt an [email protected].

Zurzeit gibt es aber keine Belege dafür, dass der Einsatz von Titan- und Zinkoxid in Hautpflegeprodukte eine Gefahr für den Menschen darstellt. Deshalb können wir mineralische Sonnencremes (allerdings keine Sprays) weiterhin empfehlen, wenn sie keine Nanopartikel enthalten. Du findest die besten dieser Cremes in unserer Bestenliste.

Herkömmliche Sonnencreme als Alternative

Ein bleibendes Problem: Trotz großer Verbesserungen in den vergangenen Jahren lassen sich viele mineralische Sonnencremes noch nicht so gut auftragen wie herkömmliche und bilden einen weißen Film auf der Haut.

Wen das davon abhält, Bio-Sonnencreme zu benutzen, dem bleibt nur die Wahl des geringsten Übels unter den konventionellen Produkten. Stiftung Warentest und Öko-Test haben in den letzten Jahren immer wieder Sonnenschutzmittel mit chemischem UV-Filter als „gut“ oder sogar „sehr gut“ ausgezeichnet – wir haben uns die besten Produkte genauer angesehen.

Die Ergebnisse findest du in unserem Sonnencreme-Test:

Wie hoch sollte der Lichtschutzfaktor sein?

Inzwischen erreichen auch mineralische Bio-Sonnencremes hohe Lichtschutzfaktoren von 30 oder 50. Aber Vorsicht: Hohe Lichtschutzfaktoren lassen sich nicht nur gut verkaufen, sondern verleiten auch zu sorglosem Umgang mit Sonnenstrahlung. Dabei müssen solch hohe Lichtschutzfaktoren gar nicht sein.

Dr. med. Gerrit Schlippe erklärt im Utopia-Interview zu Sonnenbrand, dass Sonnenschutz mit LSF 20 bis 25 vollkommen ausreicht, wenn man sich vernünftig verhält.

Verhaltensregeln für einen sinnvollen Sonnengenuss

Ein Sonnenbad ist eine wundervolle Sache – noch besser wird es, wenn du dich an die folgenden Tipps hältst.

  • Richtig eincremen: Pro Ganzkörperanwendung sollten circa 25 Milliliter Sonnenschutzmittel aufgetragen werden. Das entspricht ungefähr einem Schnapsglas. Auch Nase, Ohren, Fußrücken und Schultern nicht vergessen. Wiederhole das Eincremen nach dem Baden, Abtrocknen oder dem Tragen von Kleidung. Beachte dabei aber, dass erneutes Eincremen keinen Einfluss auf den LSF hat und das Sonnenbad nicht verlängert.
  • Kleidung tragen: Textilien sind der beste Schutz gegen die Sonne. Vergiss auch nicht die Kopfbedeckung.
  • Raus aus der Sonne: Meide die Mittagssonne und suche dir von etwa 11 bis 15 Uhr lieber ein kühles, schattiges Plätzchen. Verbringe an besonders heißen Tagen die meiste Zeit im Schatten und meide längere Zeiten in der prallen Sonne.

Lies auch: Weshalb die beste Sonnencreme für Kinder ebenfalls eine mineralische Bio-Sonnencreme ist:

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Titan- und Zinkoxid würden Sonnenlicht vor allem reflektieren und deshalb vor Sonnenbrand schützen. Richtig ist, dass Titan- und Zinkoxid ihre Schutzwirkung erreichen, weil sie UV-Strahlung sowohl absorbieren als auch reflektieren und streuen, wie auch diese Studie deutlich macht. Wir haben den Fehler korrigiert. Leider ist veraltete Aussage immer noch in zahlreichen Medien (u.a. Stiftung Warentest 2021, Pharmazeutische Zeitung) zu finden.

Weiterlesen auf Utopia.de:

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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