Ein nachhaltiger Kleiderschrank und Fast Fashion passen nicht zusammen? Designerin Orsola de Castro sieht das anders. Worauf es ihrer Meinung nach beim Kleiderschrank ankommt, verrät sie in einem Interview.
Wenn es um nachhaltige Kleidung geht, plädiert die Modedesignerin und Autorin Orsola de Castro dazu: Kleidung so lange wie möglich zu behalten. In einem Interview mit dem Spiegel erklärt sie, das dies „das einzige Gegenmittel zur Wegwerfgesellschaft“ sei. Daher sei es für sie in Ordnung, Fast Fashion zu kaufen – unter der Voraussetzung, dass man sie lange trägt. Manche Menschen könnten sich eben nur günstige Mode leisten. „Die Behauptung, Fast Fashion sei aber doch überhaupt nicht langlebig, macht mich übrigens ziemlich wütend“, so de Castro. Mit dieser Einstellung „spielen wir das Spiel der Fast-Fashion-Industrie mit“, betont die Designerin, die die Fashion Revolution initiiert hat.
Fast Fashion sei billig gemacht und einfach produziert, so de Castro. Dadurch sei sie aber einfach zu reparieren. Eine Lösung könnte laut der Designerin daher sein, Fast-Fashion-Marken dazu zu verpflichten, Reparaturen anzubieten.
Probleme bei Capsule Wardrobe – und Kleiderspenden
Ihr Ansatz, einen großen und vollen Kleiderschrank zu besitzen, steht damit im Widerspruch zum aktuellen Trend einer Capsule Wardrobe oder eines minimalistischen Kleiderschranks. Bei beiden Ansätzen sieht de Castro folgendes Problem: Bei einer per se reduzierten Auswahl müsse man Kleidung aussortieren, wegwerfen und/oder neu kaufen. Wer wenig Kleidung besitzt, und diese regelmäßig trägt, nutzt sie auch schneller ab.
De Castro wirft die Frage auf, was mit der aussortieren Kleidung am Ende passiert? Momentan sind Plattformen wie Vinted und Sellpy gefragt. Aber auch Kleidung spenden ist für manche Menschen eine Option. Eine problematische, wie de Castro findet. Der Designerin zufolge nenne man das Spenden nur deshalb so, „um das schlechte Gewissen zu erleichtern“. Spenden sei nichts anderes als „Entsorgen“.
Der Grund: Der Großteil der gespendeten Kleidung lande nicht bei bedürftigen Menschen, so de Castro, sondern auf Mülldeponien in Ländern, „die wir schon seit Hunderten von Jahren ausbeuten, Afrika, Südamerika, Osteuropa. Der Westen entledigt sich seiner Verantwortung.“
De Castro rief die Fashion Revolution ins Leben
Nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch 2013 rief de Castro die Fashion Revolution ins Leben, die mehr Transparenz von Unternehmen fordert. Die Katastrophe sei laut Designerin für viele Menschen ein Schock gewesen, dennoch habe sich in der Modebranche daraufhin wenig geändert.
Im Jahr 2023 soll in Deutschland das Lieferkettengesetz in Kraft trete, das Unternehmen dazu verpflichtet, Lieferwege transparent offen zu legen. Das Gesetz sei für de Castro ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch reiche es nicht, zu wissen, wo Kleidung herkommt. Stattdessen fordert sie Gesetze, die Menschen schützen, die unsere Kleidung produzieren. „Arbeitnehmer müssten überall das Recht haben, Arbeitgeber zu verklagen. Und es braucht ein Recht auf einen würdigen, existenzsichernden Lohn, überall“, so de Castro. Das sei aber nur in den jeweiligen Ländern möglich und nicht bei uns.
Auf Qualität achten, weniger Kleidung kaufen und diese dann länger tragen
Utopia meint: Mit Fast-Fashion ist Kleidung für viele Menschen zu einem schnelllebigen Produkt geworden, das nachgekauft und wieder weggeworfen wird. Zudem kommen niedrige Preise meist durch niedrige Löhne in Produktionsstätten, giftige Chemikalien in den Textilien und geringe Qualität und Haltbarkeit zustanden. Durch bewussten Konsum kann ein Zeichen gegen Wegwerfmode gesetzt werden. Dazu gehört: auf Qualität achten, weniger Kleidung kaufen und diese dann länger tragen. Dabei kann für manche Menschen die Beschäftigung mit dem Konzept eines minimalistischen Kleiderschranks durchaus die Lösung sein. Hier findest du weitere Informationen dazu:
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