Eine deutsch-südafrikanische Studie lässt uns nicht länger wegschauen: Auf südafrikanischen Zitrusfarmen kommt es regelmäßig zu Menschenrechtsverletzungen. Jetzt sollten deutsche Unternehmen für ihre Importware Verantwortung übernehmen.
Orangen, Zitronen und Mandarinen zählen zum Standard-Sortiment eines jeden Supermarktes. Zwischen Juni und Oktober sind die Früchte oft Importware aus Südafrika. Eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der südafrikanischen Organisation Khanyisa enthüllt nun die Schattenseiten des dortigen Zitrus-Anbaus: Die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten steht auf südafrikanischen Zitrusfarmen an der Tagesordnung. Dieses Wissen könnten deutsche Unternehmen nun nutzen, um die Transparenz der Lieferketten und die Arbeitsbedingungen im Herkunftsland nachhaltig zu verbessern.
Menschenrechtsverletzungen auf Zitrusfarmen
Die Liste der Menschenrechtsverletzungen auf südafrikanischen Zitrusfarmen ist lang. So kommt es unter anderem immer wieder zu Vergiftungen mit hochgefährlichen Pestiziden, die das Leben der Arbeiter:innen und ihren Familien gefährden. Auf vielen Farmen haben die Beschäftigten nicht einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser. Eine Zitrusfarm ist mit einem elektrisch geladenen Tor verschlossen, sodass die Arbeiter:innen das Gelände nicht selbstständig verlassen können.
Auch dass Gewerkschaftsvertreter:innen schikaniert und gefeuert werden und Beschäftigte keine Kopie ihres Arbeitsvertrages erhalten, ist auf Zitrusfarmen keine Seltenheit. Die Autor:innen der Studie fordern nun, dass deutsche Konzerne Verantwortung für diese inakzeptablen Zustände übernehmen. Schließlich stehen deutsche Supermärkte und damit auch deutsche Kund:innen am Ende der Lieferkette und unterstützen mit ihrem Geld nach wie vor die Ausbeutung von Arbeitskräften.
Im Jahr 2020 war Südafrika nach Spanien der zweitgrößte Zitruslieferant. Insgesamt lagen 80.400 Tonnen südafrikanische Zitrusfrüchte in deutschen Supermärkten und Discountern.
Bewährungsprobe für das Lieferkettengesetz
Laut dem Agrarexperten der Rosa-Luxemburg-Stiftung Jan Urhahn könnten die Ergebnisse der Studie das Lieferkettengesetz erstmals auf die Probe stellen. Der Entwurf des Gesetzes wurde nach langen Verhandlungen und verschiedenen Kompromissen letztendlich am 11. Juni 2021 vom Bundestag beschlossen.
Laut dem Gesetz müssen deutsche Unternehmen sicher stellen, dass in ihren Lieferketten Menschenrechte eingehalten werden. Im Falle der Zitrusfarmen würde das bedeuten, dass Discounter und Supermärkte wie Lidl, Rewe oder Edeka konsequent Druck auf südafrikanische Exporteure ausüben – so lang bis dort nachweislich keine Menschen- und Arbeitsrechte mehr verletzt werden.
Der Gesetzesentwurf sieht auch eine externe Behörde vor, die die Einhaltung des Gesetzes überprüfen soll. Sie kontrolliert Berichte von Unternehmen, geht Beschwerden nach und kann Bußgelder verhängen. Mit den erschreckenden Enthüllungen der Zitrusstudie wird sich nun zeigen, ob Politiker:innen tatsächlich bereit sind, das Gesetz konsequent in die Tat umzusetzen und deutsche Supermärkte zur Rechenschaft zu ziehen.
Das kannst du selbst tun
Bevor deutsche Supermärkte aktiv werden, kannst du dich auch als individuelle:r Konsument:in dazu entschließen, Menschenrechtsverletzungen nicht weiter mit deiner Kaufkraft zu unterstützen. Indem du auf biozertifizierte Zitrusfrüchte achtest, kannst du sicher sein, dass beim Anbau keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt wurden. Das schützt nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Arbeiter:innen.
Einige Zitrusfrüchte beziehungsweise Zitruserzeugnisse (wie Orangensaft) kannst du mit dem Fairtrade-Siegel kaufen. Dieses garantiert und kontrolliert die Einhaltung von grundlegenden Arbeits- und Menschenrechten.
Generell ist es aus ökologischer Sicht empfehlenswert, Zitrusfrüchte nur in Maßen zu konsumieren. Schließlich kann man sie nicht regional anbauen. So müssen sie immer relativ lange Transportwege zurücklegen. Importware aus Spanien zählt da noch zu den klimafreundlichsten Optionen. Utopia empfiehlt stattdessen auf regionale Obstsorten zu setzen. Welches Obst und Gemüse du aktuell aus deutschem Anbau kaufen kannst, erfährst du in unserem Saisonkalender.
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