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Der Irrsinn geht weiter: Lufthansa plant 364 Geisterflüge in einer Woche

Flugzeug Lufthansa Green Fare Skandinavien
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Mr_Worker

Flüge werden gestrichen, Gepäck kommt bei Reisenden nicht an, Personal fehlt: An deutschen Flughäfen herrscht Chaos. Die Lufthansa will unter anderem deswegen 364 Geisterflüge starten. Der Irrsinn des vergangenen Jahres wiederholt sich demnach.

Die Lufthansa will ihren Flugbetrieb stabilisieren. Dafür erhöht sie sogenannte Geisterflüge, wie der Spiegel berichtet. Geplant sind demnach von Freitag bis nächsten Donnerstag 364 Flüge, die keine Passagier:innen transportieren. Sie sollen ab dem Drehkreuz Frankfurt am Main operieren.

Das Vorhaben legt ein internes Papier der Airline offen, aus dem der Spiegel zitiert. Dort heißt es, dass die geplanten Geisterflüge zur „Stabilisierung der Crews“ diene und die aktuelle Gepäcksituation verbessern solle. Damit wären zwischen 57 und 76 täglich abgehende Verbindungen betroffen, je nach Wochentag und Verkehrssituation. Man wolle über eine mögliche Verlängerung der Maßnahme in der kommenden Woche entscheiden.

Laut Bericht könnten die Geisterflüge ohne Fracht und Gepäck, als auch mit Leercontainern oder nur mit Fracht stattfinden. Außerdem gebe es die Überlegung, die Flieger mit sogenanntem Rush-Gepäck zu verladen, also Gepäck, das Passagier:innen hinterhergeschickt werden muss.

Chaos an Flughäfen in den vergangenen Wochen

In den vergangenen Wochen kam es an verschiedenen Flughäfen in Deutschland zu chaotischen Situationen. Gepäck staute sich, Tausende Flüge wurden gestrichen.

Lufthansa sagte insgesamt knapp 3000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München ab, auch weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmeldeten. Zentraler Grund für das Flug-Chaos ist Personalmangel. In der Corona-Krise hatten viele Dienstleister an den Flughäfen Mitarbeiter:innen entlassen, oder diese hatten sich selbst neue Stellen gesucht. Jede:r fünfte operative Mitarbeiter:in fehle, erklärte die Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen Ende Juni.

Ein Grund für Geisterflüge ist, dass die Flugzeuge zu einem anderen Abflugort gebracht werden, damit nicht weitere Flüge ausfallen. Die Luftfahrtinfrastruktur wird durch sogenannte Slots geregelt. Damit sind Zeitfenster gemeint, die eine Fluggesellschaft zum Starten und Landen verwenden darf. Diese sind insofern sinnvoll, als dass sie Stau vermeiden, sowohl vor dem Start mit laufenden Triebwerken am Boden als auch vor der Landung. Ohne die Slot-Regelung müssen die Flugzeuge vermehrt in der Luft Schleifen fliegen und verbrauchen dabei Treibstoff. Laut der EU-Regelung verlieren Fluggesellschaften ihre Slots, wenn sie diese nicht nutzen.

Ökologischer Irrsinn wegen EU-Regelung

Bereits im vergangenen Jahr erklärte die Lufthansa 18.000 solcher Flüge durchführen zu „müssen“ – und nannte das Vorgehen selbst „sinnlos“.

Dem Spiegel zufolge machen Arbeitnehmervertreter:innen die Konzernführung um Vorstandschef Carsten Spohr für die derzeitige Situation bei der Lufthansa verantwortlich. Demnach hätten zu viele Mitarbeiter:innen das Unternehmen verlassen. Sparen um jeden Preis werde seit Jahren als Allheilmittel der Zukunftssicherung angesehen, lautet die Kritik.

Utopia meint: Die Slot-Regelung wurde vor der Corona-Pandemie getroffen, zwischenzeitig ausgesetzt, greift jedoch seit Ende 2021 wieder. Auch wenn sie den Flugverkehr koordinieren mag, ist sie ökologischer Irrsinn. Die EU muss die Chance ergreifen, klimaschonenden Ausnahmeregelungen zu finden. Zeit dafür hätte sie bereits gehabt, auch weil Airlines selbst die Regel angeprangert hatten. Im Dezember 2021 erklärte Lufthansa-Chef Spohr in einem Interview mit der FAZ: „Während man dafür in fast allen anderen Teilen der Welt klimaschonende Ausnahmeregelungen in der Zeit der Pandemie gefunden hat, erlaubt es die EU nicht in gleicher Weise.“

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