Wenn es nach der globalen Lebensmittelbranche ginge, hätte die Mindesthaltbarkeit von Produkten ein Ablaufdatum. Warum es sinnvoll ist, das Mindesthaltbarkeitsdatum abzuschaffen und welche Vorteile dies hätte, kannst du hier nachlesen.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht mehr zeitgemäß und bringt mehr Probleme als Nutzen mit sich. Deshalb hat das Consumer Goods Forum (CGF) beschlossen, Initiativen für eine doppelte Kennzeichnung auf Lebensmitteln zu unterstützen, wie das Handelsblatt berichtet.
Wenn es nach dem Willen des Consumer Goods Forums geht, sollen auf allen Produkten fortan zwei Daten stehen: Eines, was den Verbraucher:innen Aufschluss darüber gibt, wie lange das Produkt ess- oder trinkbar ist. Ein anderes für den Handel, das angibt, wie lange das Produkt im Laden angeboten werden darf.
Schlussendlich will man mit dieser Regelung erreichen, dass weniger Menschen Produkte wegwerfen. Das ist der Umwelt zuliebe auch sinnvoll, da die Nahrungsmittelverschwendung insbesondere in westlichen Industrienationen problematisch ist und den Klimawandel anheizt.
Seit 2017 machen sich die globalen Lebensmittelhändler für die Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums stark.
Hintergrund der Debatte zum MHD
Seit vielen Jahren führen Verbraucher:innen, Industrie und Produzenten die Debatte zum Mindesthaltbarkeitsdatum. Das Mindesthaltbarkeitsdatum führt viele Verbraucher:innen in die Irre, da es gar nicht das eigentliche Verbrauchsdatum angibt. Somit trägt das MHD aktiv dazu bei, dass jede:r Deutsche etwa 80 bis 100 Kilogramm Lebensmittel jährlich wegwerfe. Dabei sagt das Datum als solches nicht aus, ob die Lebensmittel noch genießbar sind. Es regelt lediglich die Haftungsansprüche der Hersteller.
Laut Informationen der Verbraucherzentrale lassen sich Lebensmittel auch nach Ablauf des MHDs noch genießen, sofern sie ordnungsgemäß verpackt sind. Auch dürfen die Lebensmittel, sobald das MHD abgelaufen ist, weiterhin verkauft werden. Eine Ausnahme gilt hierbei nur für leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch. Diese Produkte halten sich nicht lange und können nach kurzer Zeit die Gesundheit gefährden. Allerdings handelt es sich bei dem aufgedruckten Datum in diesem Fall nicht um das MHD, sondern um das sogenannte Verbrauchsdatum. Es kennzeichnet, bis zu welchem Tag das Produkt noch verzehrbar ist.
Großbritannien und Japan als Vorbilder des nachhaltigen Konsums
Verglichen mit anderen Ländern besteht in Deutschland noch erheblicher Innovationsbedarf bei der Lebensmittelverwertung. Japan und Großbritannien sind einen großen Schritt weiter: Sie haben bereits die doppelte Kennzeichnung auf Lebensmitteln eingeführt.
Obwohl sich der Lebensmittelhandel und hochrangige Mitglieder des CGFs für eine solche doppelte Kennzeichnung einsetzen, stößt das Vorhaben in der Politik (noch) auf Widerstand. Es sei vor allem die Lebensmittelindustrie, „die keine doppelte Kennzeichnung der Haltbarkeitsdaten will“, wie Eckhard Heuser, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbands, betonte.
Doppelte Kennzeichnung und dann?
Utopia meint: Würde das Mindesthaltbarkeitsdatum wegfallen, so könnte der Lebensmittelverschwendung zumindest teilweise vorgebeugt werden, da Verbraucher:innen Lebensmittel länger nutzen würden. Dies würde aber nur mit Aufklärung gelingen, da viele Menschen gar nicht wüssten, dass sie bestimmte Lebensmittel auch nach dem Ablauf des MHD noch essen dürfen.
Deshalb ist es essenziell, das Thema Lebensmittelverschwendung noch stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken. Nachhaltiger Konsum gelingt nur dann, wenn die Menschen frühzeitig auf den korrekten Umgang mit Nahrungsmitteln sensibilisiert werden. Denn das Unwissen über das MDH ist nur ein Teil des Problems. Auch eine unsachgemäße Lagerung oder ein falsches Einkaufsverhalten tragen dazu bei, dass noch essbare Lebensmittel vorzeitig im Müll landen. Auch betrifft das Problem nicht ausschließlich Produkte mit einem MHD, sondern auch Waren wie Brot, die eine solche Kennzeichnung nicht haben.
Langfristig hilft also lediglich ein Zusammenspiel aus doppelter Kennzeichnung, bewusstem Konsum und nachhaltigen Produktionsbedingungen, bei denen die Hersteller noch stärker gefordert sind.
Weiterlesen auf Utopia.de:
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