Als trendig und billig präsentiert sich die Ultra-Fast-Fashion-Marke Shein. Ein Einkauf kann jedoch Folgen mit sich bringen. Welche gesundheitlichen Gefahren von Shein ausgehen, zeigt eine neue Recherche.
Shein wurde in den letzten Jahren zu einer etablierten Fast-Fashion-Marke, die vor allem jüngere Generationen anspricht. Mit extrem günstigen Preisen und täglich bis zu 7.000 neuen Looks lockt das Label aus China ihre Zielgruppe vor allem durch Influencer-Marketing in den sozialen Medien. Wie viele andere Fast-Fashion-Marken steht auch Shein wegen einer schlechten Umweltwirkung und fragwürdigen Arbeitsbedingungen in der Kritik. Der Konsum von Shein-Kleidung kann zudem mit Folgen für die Gesundheit einhergehen. Eine Recherche von Greenpeace aus dem November 2022 zeigt, wie groß die Gefahr ist.
Für einen Produkttest kaufte Greenpeace bei Shein 47 Artikel ein und ließen diese in einem Labor für Schadstoffanalytik auf Chemikalien untersuchen. Darunter befanden sich Abendkleider, Jacken, Bademoden, Schuhe, Stiefel sowie Kinder- und Babykleidung. Das Ergebnis der Untersuchung: Sieben Produkte (15 Prozent) enthielten gefährliche Chemikalien, die die Grenzwerte der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) überschreiten. Insgesamt enthielten 15 Produkte (32 Prozent) gefährliche Chemikalien in besorgniserregenden Mengen.
Schwermetalle, Azofarbstoffe und Phthalate – Diese Schadstoffe befinden sich in Kleidung von Shein
Metallteile, Plastik und beschichteten Materialien untersuchte das Labor auf Schwermetalle. Es fand Nickel in 14 Proben mit Werten von 6.000 mg/ kg bis 460.000 mg/kg. Eine Kunststoffprobe eines Badeanzug wies Blei (20.000 mg/kg) und Zinn (700 mg/kg) auf. In sechs Proben befanden sich Bromin, Cadmium und Blei.
Wie Greenpeace im Report darlegt, sind manche der Schwermetalle hochgiftig und zu können irreversible Schäden führen. Durch Blei kann das Nervensystem geschädigt werden, durch Cadmium die Nieren. Zudem sind Cadmium und Nickel dafür bekannt, Krebs zu verursachen. Das sagt auch die Deutsche Krebsgesellschaft.
In drei Produkten konnte das Labor aromatische Amine mit einem Gehalt von 6,5 bis 110 mg/kg nachweisen. Freigesetzt werden Amine durch Azofarbstoffe. Manche aromatische Amine gelten als krebserregend und sind daher in der EU in Textilien verboten. Die Amine, die sich in der Kleidung von Shein befanden, bringen laut Greenpeace jedoch nur das Potenzial mit sich, Allergien auszulösen.
In fünf Stiefeln beziehungsweise Schuhen konnte das Labor Phthalat-Werte von mehr als 100.000 mg/kg nachweisen. Der Grenzwert der REACH-Verordnung liegt bei 1.000 mg/kg. In einem schwarzen Schneestiefel misste das Labor einen Wert von 685.000 mg/kg – also das 685-Fache des gesetzlichen Grenzwertes. Phthalat werden als Weichmacher in Plastikbeschichtungen eingesetzt und als reproduktionstoxisch klassifiziert – sie können sich also negativ auf die Fortpflanzung auswirken.
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Verschärfung der Gesetze
Viola Wohlgemuth von Greenpeace, fordert in einer Pressemitteilung die EU auf, Gesetze zum Schutz von Umwelt und Verbraucher:innen auch für Onlinehändler durchzusetzen und die REACH zu verschärfen. „Denn Chemikalien, die in Deutschland beim Tragen eines Textils potentiell krebserregend sind, sind es erst recht für die Arbeiter:innen in den Fabriken von Shein in China“, betont die Expertin für Ressourcenschutz. „Gefährliche Chemikalien müssen aus der gesamten Textilproduktion gesetzlich verbannt werden.
Hier geht es zum Greenpeace-Report.
Utopia rät: Mit Fast-Fashion ist Kleidung für viele Menschen zu einem schnelllebigen Produkt geworden, das nachgekauft und wieder weggeworfen wird. Zudem kommen niedrige Preise meist durch niedrige Löhne in Produktionsstätten, giftige Chemikalien in den Textilien und geringe Qualität und Haltbarkeit zustanden, wie auch die Greenpeace-Recherche zeigt. Durch bewussten Konsum kann ein Zeichen gegen Wegwerfmode gesetzt werden.
Wer beim Kauf auf ökologische Produktion achten möchte, kann sich an Kleidungs-Siegeln orientieren. Hier gibt es die besten nachhaltigen Mode-Labels. Um Chemikalien zu vermeiden, können Kund:innen auf ungefärbte Mode umsteigen. Der Kauf von Second-Hand-Kleidung spart Ressourcen, keine neue Kleidung produziert werden muss. Utopia hat eine kurze Anleitung gegen Fast Fashion erstellt: auf Qualität achten, weniger Kleidung kaufen und diese länger tragen. Hier findest du einen ausführlichen Artikel dazu: Fast Fashion: Diese 3 Fragen gewöhnen uns Wegwerfmode ab.
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