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Vorwürfe an Edeka: Hühnerfleisch soll aus Qualzucht stammen

Untersuchung: Edeka-Hühnerfleisch aus Qualzucht?
Foto unter CC BY 4.0 von Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

Hühnerbrustfilets der Edeka-Eigenmarke „Gut & Günstig“ sind von Muskelverfettung betroffen. Das berichtet die Tierschutzorganisation Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. Das sei ein Indiz für Qualzucht – und mindere auch die Qualität des Fleischs.

Laut der Tierschutzorganisation sollen beinahe 95 Prozent aller untersuchten Edeka-Hühnerbrustfilets von „Muskelverfettung“ („White Striping“) betroffen sein. Erkennen kann man diese an weißen Fettstreifen im Fleisch, welche parallel zu den Muskelfasern liegen.

Die Albert-Schweitzer-Stiftung hat nach eigenen Angaben über 500 Fleischproben aus 67 Edeka-Filialen in 23 deutschen Städten untersucht. Geprüft wurden Hühnerbrustfilets der Edeka-Eigenmarke „Gut & Günstig“. Sie tragen das Kennzeichnen der Haltungsform 2.

Was ist „Muskelverfettung“ – und was bedeutet sie für die Fleischqualität?

Masthühner werden für die industrielle Tierhaltung so gezüchtet, dass sie sehr schnell an Gewicht zulegen und somit schnell schlachtreif sind. Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft erreichen sie bereits nach rund fünf bis sieben Wochen ihr Schlachtgewicht.

Allerdings wirkt sich das schnelle Wachstum oft negativ auf die Gesundheit der Tiere aus. Es führe zu Schmerzen und Stress, heißt es vonseiten der Albert-Schweitzer-Stiftung. „White Striping“ oder Muskelverfettung entsteht, wenn – vermutlich bedingt durch das schnelle Wachstum – Muskelgewebe abstirbt und vom Körper durch Fett ersetzt wird.

„Muskelverfettung ist kein Schönheitsfehler, sondern ein klarer Hinweis auf systematische Tierquälerei“, sagt Irina Fronescu, Bereichsleitung Kampagnen bei der Stiftung.

Sie weist auch darauf hin, dass von Muskelverfettung betroffenes Fleisch qualitativ schlechter sei als solches von langsamer wachsenden Hühnern. „Das Fleisch kann bis zu 224 % mehr Fett und bis zu 9 % weniger Protein enthalten.“

Was sagt Edeka dazu?

Die Albert-Schweitzer-Stiftung prangert an, dass Edeka sich nicht ausreichend für Tierwohl einsetze. „Von allen großen Lebensmitteleinzelhändlern in Deutschland hat Edeka bisher am wenigsten für eine Erhöhung der Tierschutzstandards getan“, so Fronescu. Die Konkurrenten Rewe, Aldi und Lidl hätten sich zu den Kriterien der Masthuhn-Initiative verpflichtet, welche höhere Tierschutzstandards vorsieht.

Auf Nachfrage von Utopia.de entgegnet Edeka: Die Vorwürfe könne man nicht nachvollziehen. Edeka sei Teil der deutschen Initiative Tierwohl und baue das Angebot an Geflügelprodukten aus den strengeren Haltungsformen 3, 4 und 5 stetig aus. „Genauso wie unsere Wettbewerber streben wir an, ab dem Jahr 2030 nur noch Fleisch der höheren Haltungsformen 3, 4 und 5 anzubieten“, schreibt uns ein Unternehmenssprecher.

Die Supermarktkette hält den Fokus auf langsamer wachsende Hühnerrassen für zu einseitig, andere Faktoren seien beim Tierwohl ebenfalls zu berücksichtigen.

Zwar schreibt Edeka uns: Die pauschale Aussage, es handele sich um Fleisch von kranken Tieren sei falsch. Allerdings bestreitet man weder die Funde der Albert-Schweitzer-Stiftung, noch die Ursachen und Folgen der Muskelverfettung.

Das Fazit der Redakteurin

Die Untersuchung der Albert-Schweitzer-Stiftung wirft wieder mal ein Schlaglicht auf das Leiden der Tiere in der industriellen Tierhaltung. Dabei kommt es weniger darauf an, welcher Supermarkt genau wie viel Fleisch aus welcher Haltungsform anbietet, sondern viel mehr darauf, die Fleischindustrie als solche zu hinterfragen.

Dabei kommt man letztlich nicht daran vorbei, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren. Solange Konsument:innen Billigfleisch und überhaupt große Mengen Fleisch kaufen, wird die Industrie dieses auch billig produzieren – und das heißt immer: zulasten des Tierwohls. Wem Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz ernsthaft am Herzen liegen, muss weitestgehend auf Fleisch verzichten – vor allem aber auf Billigfleisch aus den untersten Haltungsstufen. Das gehört zu den Schritten mit dem größten Impact, die man als einzelne:r gehen kann.

Quellen: Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: Pressemitteilung, Report „Muskelverfettung bei Masthühnern“Masthuhn-Initiative, Bundesinformationszentrum Landwirtschaft, E-Mail-Statement von Edeka

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