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Nutri-Score, Lebensmittelampel & Co.: Was bringt die Kennzeichnung wirklich?

Nutri-Score, Lebensmittelampel & Co.: Was bringt die Kennzeichnung wirklich?
Bild: Centre for Sustainability Management (CSM)/ Unilever Deutschland Holding GmbH*

Lebensmittelampeln wie der Nutri-Score, Hinweise zum Gemüse-Tagesbedarf und weitere Kennzeichnungen auf Produkten sollen Verbraucher*innen beim bewussteren Einkaufen unterstützen. Doch klappt das auch oder ignorieren Kunden*innen die vielen Hinweise lieber? Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen.

Die Politik hat lange damit gerungen, einen Nutri-Score in Deutschland einzuführen. Länder wie Frankreich haben eine solche Lebensmittelampel schon länger, doch immerhin: Inzwischen findet sich ein Nutri-Score auch auf deutschen Lebensmitteln.

Der Nutri-Score gibt anhand verschiedener Kriterien an, wie gesund ein Produkt ist. Enthält es zum Beispiel viel Zucker, ist die Bewertung schlechter. Ob sich solche Lebensmittelampeln aber tatsächlich auch auf die Kaufentscheidung auswirken, ist bisher nicht untersucht worden. Bislang ging man davon aus, dass es große Unterschiede zwischen der grundsätzlichen Einstellung („Ich will nachhaltig“) und dem Kaufverhalten („Ich kaufe billig.“) gibt. Konkret heißt das: Auch wer grundsätzlich für Klimaschutz ist, kauft trotzdem nicht immer regional und saisonal ein.

Können Kennzeichnungen auf den Produkten hier helfen? Dies hat eine Forschergruppe des Centre for Sustainability Management der Leuphana Universität untersucht. Am Beispiel eines Lasagne-Fertiggerichts aus der Tüte – einmal als Gemüse-Lasagne und einmal als Fleisch-Lasagne – haben die Wissenschaftler die Auswirkungen verschiedener Produktkennzeichnungen untersucht.

Das Ergebnis ist eindeutig: Lebensmittelampeln und Klima-Rankings wirken – allerdings nur bei bestimmten Personen …

Nutri-Score und Klima-Sterne: Was sie wirklich bringen

Die Wissenschaftler haben verschiedene Kennzeichnungen auf Produkte aufgebracht und wollten dann wissen, welche die Test-Kunden*innen kaufen würden:

  • „100 Prozent natürliche Zutaten“,
  • die bekannte Nutri-Score-Ampel,
  • eine Klima-Rating mit Sternen oder auch
  • Warnhinweise wie „Die Mehrheit der Konsument/innen isst zu viel Fleisch“.

Das Ergebnis ist eindeutig:

„Die Klima-Sterne, die Kombination aus Lebensmittelampel und Klima-Sternen sowie die Kombination aus Lebensmittelampel und deskriptiver Norm (bzw. Warnhinweis bei den Fleisch-Varianten) zeigen für die Gesamtstichprobe die stärkste Wirkung.“

Eine weitere Erkenntnis der Forscher ist, dass sich die Beliebtheit der Gemüse-Variante durch die Hinweise auf der Verpackung erhöht. Wir kaufen also lieber etwas, wenn wir noch einmal explizit gesagt bekommen, dass dies ein beliebtes, auch von vielen anderen Personen bevorzugtes Produkt ist.

Eine Manipulation der Kunden sei das aber nicht, so die Forscher. Denn die Hinweise hätten in der Studie vor allem diejenigen angesprochen, die ohnehin schon zu den nachhaltigkeitsorientierten Konsument*innen zählen.

Nutri-Score, Klima-Sterne und Warnhinweise helfen also nur dabei, die vorhandenen eigenen Werte dann auch in die Kaufentscheidung einfließen zu lassen.

Viele Produktkennzeichnungen – viel Verwirrung?

Die Unternehmen schreiben auf ihre Produkte viele Werbebegriffe drauf, die unsere Kaufentscheidung beeinflussen sollen. Kommen dann noch Nutri-Score, Klima-Sterne und Warnhinweise drauf, könnten die vielen Kennzeichnungen möglicherweise untergehen.

Die empirische Untersuchung zeigt jedoch, dass es mehr darauf ankommt, was für Kennzeichnungen auf der Verpackung sind, als wie viele: Mehr Hinweise für eine nachhaltigere Ernährung seien sinnvoll, wenn sie verständlich sind und verschiedene schon bestehende Präferenzen ansprechen, weil „für Personen mit geringeren Nachhaltigkeitspräferenzen mehr Gründe (und Informationen zu Gründen) vorliegen müssen, damit sie von bisherigem Kaufverhalten abweichen“, so die Wissenschaftler.

Den größten Einfluss auf die Kaufentscheidung haben der Studie nach der Nutri-Score und die Klima-Sterne – vor allem in der Kombination. Dann haben sie eine hohe Wirkung bei Menschen mit hohem Bildungsniveau, die oft bereits eine positive Einstellung zu einer bewusst nachhaltigen Ernährung mitbringen.

Lassen sich Fleischesser durch Klima-Sterne & Co. überzeugen?

Wer dreimal (oder häufiger) in der Woche Fleisch isst, der lässt sich auch nicht durch Klima-Sterne oder Nutri-Score zur Gemüse-Lasagne verleiten, so das Ergebnis der Studie. Auch wer ein niedriges Bildungsniveau aufweist oder nur einen geringen Wert auf eine gesunde Ernährung legt, greift trotz Produktkennzeichnungen nicht zur Gemüse-Lasagne.

Dieses Ergebnis zeigt allerdings auch, dass Bildung für eine nachhaltigere Ernährung zwingender Bestandteil ist. Die Erkenntnis und Bereitschaft, weniger Fleisch zu essen, muss bereits vorhanden sein, damit Nutri-Score und andere Kennzeichnungen etwas nützen.

Fazit: Nutri-Score & Co. wirken

Nutri-Score, Klima-Sterne und Warnhinweise wirken sich positiv auf die Kaufentscheidung bei den meisten Menschen aus. Das ist sinnvoll, um den Anteil tierischer Produkte in der Ernährung zu reduzieren und so die Klimakrise nicht zusätzlich zu verschärfen (mehr dazu: Studie: Fleisch und Milch haben den größten Einfluss auf den Planeten).

Auch gesundheitliche Probleme können auf einen hohen Fleischkonsum zurückgeführt werden. Dennoch reichen Produktkennzeichnungen alleine nicht: Mehr Bildung und die Einsicht, den Fleischkonsum zu reduzieren, sind Voraussetzung für nachhaltigen Konsum.

*Die Nutzung der Abbildungen der Knorr® Verpackungen erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Unilever Deutschland Holding GmbH. Knorr® ist eine registrierte Handelsmarke von Unilever Deutschland GmbH.“

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