Egal ob Nutella, Ferrero Küsschen oder andere Süßigkeiten – in vielen Ferrero-Produkten stecken Haselnüsse. Seit einiger Zeit bezieht Ferrero große Mengen Haselnüsse aus Chile. Allerdings wird dort beim Anbau laut Medienberichten ein hochgiftiges Pestizid eingesetzt, das in Europa aus gutem Grund verboten ist.
Ferrero braucht für seine Süßwaren jede Menge Haselnüsse – ein großer Teil davon stammt aus Chile. Mehr als 90 Prozent der chilenischen Haselnussernte geht an den Großkonzern, berichtet taz.de.
Das ist allerdings ziemlich kritisch: Recherchen des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN) Chile zufolge wird dort beim Haselnussanbau unter anderem das Herbizid „Paraquat“ eingesetzt.
Paraquat wirkt neurotoxisch und kann laut PAN zu Gesundheitsproblemen wie etwa Nierenversagen, Atemnot oder Seh- und Leberschäden führen. Auch Hautverletzungen und Embryo-Schädigungen können eine Folge von direktem Kontakt sein.
Kein Paraquat in der EU
In der EU ist Paraquat deshalb verboten. Die amerikanische Umweltbehörde EPA stuft das Herbizid als möglicherweise krebserregend und schwach erbgutverändernd ein. Menschen nutzen Paraquat sogar, um Suizid zu begehen, so die Taz-Autorin weiter.
In Chile gelte das Mittel allerdings nur als „schädlich und moderat gefährlich“. Es darf daher nicht per Flugzeug versprüht werden – es am Boden von Haselnusssträuchern einzusetzen ist hingegen erlaubt.
Steckt das Herbizid in Nutella und Co?
Das PAN geht davon aus, dass auch Haselnüsse, die Ferrero kauft, mit dem Mittel behandelt werden. Bewohner der Region Maule in Chile hatten auf Plantagen leere Paraquat-Kanister gefunden und den Vorfall an die Organisation gemeldet.
Was das nun für Konsumenten bedeutet ist unklar. Ob Rückstände von Paraquat in den Haselnüssen und damit auch in Nutella und Co bleiben, ist nicht gesichert. Untersuchungen von Stiftung Warentest und Ökotest zu Nutella können derzeit keine Antworten liefern. Nutella wurde nicht auf Pestizide getestet.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Insgesamt ist der Anteil an chilenischen Haselnüssen in Ferrero-Produkten jedoch vergleichsweise gering. Der Großteil der Haselnüsse stamme aus der Türkei und China, schreibt der Konzern auf seiner Unternehmensseite.
Womöglich bleiben auch gar keine Pestizid-Rückstände in den Süßwaren zurück. Das ändert aber nichts daran, dass das Herbizid die Umwelt vor Ort belastet und Arbeiter auf den Plantagen offenbar mit dem hochgiftigen Mittel in Kontakt kommen.
Die Auswirkungen sind laut PAN Chile deutlich sichtbar: Demnach zeigen Statistiken, dass die Krebserkrankungen in Regionen mit pestizidintensiven Monokulturen steigen. Der Taz zufolge sollte Paraquat 2007 eigentlich bereits verboten werden. Die Pestizidlobby in Chile sei jedoch stärker gewesen – das Verbot wurde nicht durchgesetzt.
Ferrero ist in der Verantwortung
Große Konzerne wie Ferrero sind besonders in der Verantwortung: Mit ihren Standards und Richtlinien für Zulieferer können sie den Einsatz von Pestiziden beschränken oder auch gewähren – und so einen Einfluss darauf haben, wie Landwirtschaft vor Ort betrieben wird. Ferrero hat sich bislang auf Anfragen mehrerer Medien noch nicht zu dem Thema geäußert. Das erklärte Unternehmensziel ist, die Lieferkette bei Haselnüssen bis 2020 vollständig rückverfolgbar zu machen.
Ausführlichere Hintergrundinformationen: Kritik an Ferrero wegen mutmaßlichen Pestizideinsatzes in Chile
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