Es wird immer deutlicher, wie groß unser Plastik-Problem wirklich ist: Schweizer Forscher haben nun sogar im Hochgebirge Mikroplastik gefunden – in entlegenen Gebieten, in denen kein Mensch lebt. Aber wie kommt das Plastik überhaupt dahin?
Mikroplastik schwimmt in den Ozeanen, aber auch an Land wird es immer mehr zum Problem. Wissenschaftler der Universität Bern konnten nun nachweisen, dass selbst vermeintlich unberührte Gebiete mit Plastik belastet sind.
Für ihre Studie nahmen die Geografen Bodenproben von 29 Gebieten in der Schweiz. Sie konzentrierten sich dabei auf Flussauen, also Umgebungen in der Nähe von Flüssen und Bächen. Alle untersuchten Gebiete waren außerdem Naturschutzgebiete. Das Ergebnis der Analysen: In 26 der 29 untersuchten Böden fanden die Forscher Mikroplastik. Nur drei Proben waren nicht damit belastet.
Plastik im Gebirge
Die Plastik-Konzentration war dort besonders hoch, wo die Forscher auch größeren Plastikmüll im Boden fanden. Es handelte sich bei den Partikeln hauptsächlich um Polyethylen – der Kunststoff kommt in erster Linie bei Verpackungen zum Einsatz.
Besonders überraschend für die Wissenschaftler: Sogar im Hochgebirge steckte Mikroplastik im Boden. „Aber dass wir es wirklich im Hochgebirge finden, wo es eigentlich keine Plastikquellen gibt, keine Industrie gibt, nicht viel Menschen gibt, die irgendwie Müll ablagern können, da sind wir nicht davon ausgegangen“, sagte Moritz Bigalke, Mitautor der Studie, dem Deutschlandfunk.
Was macht Mikroplastik mit der Umwelt?
Aber wie gelangt das Plastik überhaupt in solche Höhen? Eindeutig beantworten lässt sich diese Frage nicht. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass die Partikel vom Wind in die Gebiete geweht werden, berichtet der Deutschlandfunk. Das bedeutet aber auch: Wenn die winzigen Mikroplastik-Partikel wirklich im Wind durch die Luft geweht werden, atmen wir sie wahrscheinlich auch ein – keine besonders angenehme Vorstellung. Je nachdem wie hoch die Plastik-Konzentration ist, könnte das auch gesundheitlich bedenklich sein.
Welche Auswirkungen das Mikroplastik im Boden konkret auf die Umwelt, Tierwelt und uns Menschen haben kann, ist noch unklar. Wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es nur wenige: Lediglich zwei Studien zu Regenwürmern gebe es, erklärt Bigalke dem Deutschlandfunk. Den Studien zufolge könne Mikroplastik in niedrigen Konzentrationen Entzündungen bei ihnen auslösen. In hohen Konzentrationen könne es die Würmer sogar töten.
Plastik ist scheinbar überall
Dass das Plastik nun bis ins Schweizer Hochgebirge gelangt ist, ist auf jeden Fall besorgniserregend. In letzter Zeit entdecken Wissenschaftler immer wieder Kunststoff an unerwarteten Orten – etwa in der Arktis und sogar am tiefsten Punkt der Erde.
Selbst Lebensmittel sind damit belastet: Mikroplastik wurde bereits in Leitungswasser, Mineralwasser, Salz und Bier nachgewiesen. All diese Funde zeigen, dass wir unseren Umgang mit Plastik dringend ändern müssen. Was du selber tun kannst: Leben ohne Plastik: diese 14 einfachen Tipps kann jeder umsetzen und Mikroplastik: wo es sich versteckt und wie du es meiden kannst
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