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Quetschies für jede Lebenslage

absurde Quetschies Apotheke Prag
Foto: Utopia/vs

Seit einiger Zeit erobern Quetschies die Regale in Drogerie, Supermarkt und Apotheke. Utopia-Redakteurin Victoria Scherff hat sich das genauer angeschaut – und kennt schon die übernächsten Quetschbeutel-Trends.

Ich war letztens im Urlaub in Prag. Eine schöne Stadt. Meine Reise-Begleitung hatte Halskratzen, also sind wir in die Apotheke. Ich fand es erstaunlich, was Prager Apotheken so bieten – zum Beispiel Quetschies. Jede Menge bunte Quetschies.

Wer sie nicht kennt: Quetschbeutel bestehen aus einer Tüte aus Aluminium und Plastik, in die man breiiges Obst gepresst hat. Bei Eltern – und Kindern – sind sie ziemlich beliebt, obwohl das „Obst“ da drin ziemlich teuer ist (im Vergleich zu „echtem Obst“).

Den Quetschie nicht quetschen?

Nun gibt es in Apotheken normalerweise Produkte, die uns gesundmachen sollen. Tabletten gegen Schmerzen, Tropfen gegen Husten und Sprays gegen verstopfte Nasen. Jetzt gibt es da also auch Quetschies. Früchte sind ja gesund, sagt man. Und sollten Kinder nicht ohnehin mehr Obst essen?

Ja, ja, stimmt alles. Aber Quetschies sind ja gar kein Obst. Und das hat eben Folgen. So greift der Fruchtzucker in den Obstbeuteln die empfindlichen Milchzähne an, schreibt beispielsweise die Verbraucherzentrale Niedersachsen und rät von Quetschies ab: „Regelmäßiges Nuckeln an Quetschies kann Karies verursachen, weil die Zähne vom Fruchtpüree umspült werden“, so die Verbraucherschützer.

Tatsächlich empfehlen einige Quetschie-Hersteller auf der Verpackung, den Obstbrei mit dem Löffel zu servieren und Kinder nicht dauernuckeln zu lassen. Den Quetschie soll man also gar nicht quetschen? Ziemlich realitätsfern, denn Name und Form der Quetschies geben doch vor, wie dieses Produkt zu konsumieren ist. Vielleicht steht der Hinweis ja auch deshalb im Kleingedruckten.

Die Zukunft des Quetschie-Essens

Zurück in Berlin. In der Drogerie stelle ich fest, dass es Quetschies nicht nur in der Kinder-Variante gibt. Besonders angetan haben es mir Bodylotion („ideal für unterwegs“) und der „Immun-Smoothie“ (alias „Quetschie für Erwachsene“) aus Pfirsich, Banane und Apfel im formbaren Plastikbeutel.

Die Vorzüge des Immun-Quetschies aus Pfirsich, Banane und Apfel erklärt der Hersteller so: Es sei „sofort verzehrfähig“ und „praktisch für unterwegs“. Leuchtet mir sofort ein, allerdings nur kurz. Sind denn nicht auch Apfel und Pfirsich nach dem Waschen „verzehrfertig“? Kommt die Banane nicht frei Haus mit Öko-Verpackung, der kompostierbaren Schale? Sind frische Früchte nicht schon per se „praktisch“?

Aber vielleicht geht es ja gar nicht darum. Erste Gemüse-Quetschies gibt es schon, Joghurt aus dem Quetschbeutel ebenso. Vielleicht wollen wir Konsumenten einfach gerne alles Mögliche aus Plastikbeuteln raussaugen. Das spart Zeit und ist praktisch.

Unser Alltag würde dann bald so aussehen: Der Müsli-Quetschie für den gesunden Ballaststoff-Kick am Morgen, die Currywurst- und Döner-Quetschies für den schnellen Business-Lunch ohne jede Gefahr, den Schlips mit Soße zu beflecken, und natürlich Bier- und Erdnussbrei-Quetschies für den Fernseh-Feierabend – alle „verzehrfertig“ und auch „unterwegs praktisch“.

Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis TV-Sterne-Köche komplette Menüs herausbringen – natürlich im praktischen Fünf-Beutel-für-fünf-Gänge-Pack.

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