Filme zu den Themen Gleichberechtigung und Frauenrechte sind nicht nur ein spannender Zeitvertreib, sondern auch gesellschaftlich relevant. Wir stellen dir empfehlenswerte Beispiele vor.
Der Global Gender Gap Report zeigt Jahr für Jahr, wie es in den Ländern der Welt um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen steht. Das Weltwirtschaftsforum vergleicht für die einzelnen Länder unter anderem die Gesundheitsversorgung, Bildungschancen und wirtschaftliche sowie politische Teilhabe. Bisher hat es demnach kein Land geschafft, vollständige Gleichberechtigung zu erreichen.
Und doch haben vielen Länder in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte erzielt. Das ist auch dem Wirken zahlreicher Frauenrechtler:innen geschuldet, die sich mutig für Gleichberechtigung eingesetzt haben und immer noch einsetzen. Einigen von ihnen haben die hier vorgestellten Filme ein Denkmal gesetzt.
Hinweis: Die Filme, die wir in diesem Artikel vorstellen, können nur einen kleinen Teil des großen Themas Gleichberechtigung abdecken. Insbesondere geht es in den Filmen um europäische und US-amerikanische Frauenrechtler:innen und vor allem um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen und nicht um Gender Equality generell. Sie sollen also vor allem einen Anreiz dazu geben, in die Thematik einzusteigen.
„Die göttliche Ordnung“
„Die göttliche Ordnung“ führt uns in ein kleines Dorf im Appenzellerland im Jahr 1971. Es geht um die junge Hausfrau und Mutter Nora, die gerne wieder anfangen möchte zu arbeiten. Ihr Mann verweigert ihr das jedoch: „Ohne meine Zustimmung kannst du das nicht – so ist das Gesetz.“ Und tatsächlich: In der Schweiz sind Frauen damals noch dazu verpflichtet, sich um den Haushalt zu kümmern. Nora beginnt jedoch Widerstand zu leisten. Sie liest feministische Bücher, besucht eine Demonstration für Frauenrechte in Zürich und beschäftigt sich mit sexueller Befreiung. Gemeinsam mit drei anderen Frauen aus dem Dorf engagiert sie sich schließlich für ein Frauenwahlrecht, das es zu dem Zeitpunkt in der Schweiz noch nicht gibt. Mit ihrem Engagement sorgen die Frauen im Dorf für Aufruhr und viel Gegenwind. Doch als es im Februar 1971 zu einer (erfolgreichen) Volksabstimmung über das Frauenwahlrecht in der Schweiz kommt, stimmt das Dorf dafür.
Hintergrund: Die Schweiz war in Europa eines der letzten Länder, die das Frauenwahlrecht einführten. Schon 1959 hatte das Parlament die Einführung beschlossen, doch bei einer Volksabstimmung stimmten 69 Prozent der Schweizer:innen dagegen. Im Kanton Appenzell bekamen Frauen sogar erst 1990 das Wahlrecht.
Infos zum Film „Die göttliche Ordnung“
- Regie und Drehbuch: Petra Volpe
- Land: Schweiz
- Jahr: 2017
- Auszeichnungen: u. a. Schweizer Filmpreis, Oscar-Nominierung als bester fremdsprachiger Film
- Schauen: zum Beispiel Amazon Prime
- Trailer
„Suffragette – Taten statt Worte“
Um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert setzte sich in Großbritannien die Suffragetten-Bewegung für das Frauenwahlrecht ein. Die Hauptfigur des Films „Suffragette“ wird 1912 Teil der Bewegung. Sie heißt Maud Watts, ist 24 Jahre alt, Wäscherin und Mutter eines kleinen Sohnes. Mitglieder der Bewegung ermuntern sie, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss auszusagen, der das Thema Frauenwahlrecht behandelt. Die Verhandlungen scheitern und Maud Watts wird kurz darauf bei einer Demonstration verhaftet. Als sie das Gefängnis verlassen darf, verspricht sie ihrer Familie, sich in Zukunft von den Suffragetten fernzuhalten.
Das Versprechen hält jedoch nicht lange vor. Als Reaktion auf ihr neuerliches Engagement wirft ihr Mann sie raus, Mauds Sohn wird zur Adoption freigegeben und sie selbst wird von der Arbeit entlassen und landet schließlich wieder im Gefängnis. Dort tritt sie in einen Hungerstreik. Der Film endet mit einem tragischen Vorfall beim Epson Derby. Dort wollen die Suffragetten ein Transparent entrollen. Dabei läuft Emily Davison, eine Mitstreiterin von Maud, auf die Rennbahn und wird vom Pferd des Königs tödlich verletzt.
Hintergrund: Emily Davison gab es wirklich. Ihr Tod machte sie zu einer Märtyrerin der zunehmend radikalen Frauenbewegung und verschaffte letzterer erstmals eine große mediale Aufmerksamkeit. 1918 schließlich erreichte die Suffragetten-Bewegung ihr Ziel – das allgemeine Frauenwahlrecht in Großbritannien.
Infos zum Film „Suffragette – Taten statt Worte“:
Übrigens: Der Film „Alice Paul – Der Weg ins Licht“ behandelt analog die Suffragetten-Bewegung in den USA.
„Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“
Der Film zeichnet als filmische Biografie den Weg der Juristin und Frauenrechtler:in Ruth Bader Ginsburg nach. Er zeigt auf, welche Hürden sie auf dem Weg von der Jurastudentin zur anerkannten Richterin überwinden musste. Ginsburg stammte aus einfachen Verhältnissen und schaffte es dennoch auf die Harvard Law School, wo sie 1956 als eine von nur neun Frauen studierte. Ab den 1970er Jahren engagierte sich Ginsburg bei der American Civil Liberties Union, deren Frauenprojekt sie gründete. In den folgenden Jahrzehnten setzte sie sich in vielen Fällen für Gleichberechtigung ein und half so dabei, dass nach und nach zahlreiche Gesetze in den USA geändert wurden. Dabei ging es ihr nicht nur um die Besserstellung von Frauen, sondern um Gleichberechtigung im Allgemeinen – einige damalige Gesetze waren auch diskriminierend gegenüber Männern. 1993 wurde Ginsburg als zweite Frau Richterin am Supreme Court. Sie starb 2020.
Infos zum Film „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“:
Übrigens: Empfehlenswert ist auch der Dokumentarfilm „RGB – Ein Leben für die Gerechtigkeit“.
„We Want Sex“
Der Film spielt in einem Londoner Vorort in den 1960er Jahren. Zentrum des Stadtbezirks ist das Ford-Werk, in dem die Näherin Rita O’Grady arbeitet. Als das Werk der Näherinnenabteilung die Löhne kürzt, beginnen die Frauen Widerstand zu leisten – und Rita O’Grady wird zu ihrer Sprecherin. Zunächst fordern die Frauen ihren früheren Lohn zurück, doch schließlich kämpfen sie dafür, das Gleiche zu verdienen wie die Männer. Um das durchzusetzen, organisieren sie 1968 den ersten Frauenstreik in Großbritannien. Dieser stellt das gesamte Ford-Werk auf den Kopf und ruft die amtierende Arbeitsministerin Barbara Castle auf den Plan. Sie handelt eine Lösung in dem Konflikt aus, aus der sich schließlich 1970 der Equal Pay Act entwickelt.
Hintergrund: Das Ford-Werk in Dagenham und den Frauenstreik gab es wirklich. Die Figur Rita O’Grady ist allerdings fiktiv. Die Produzent:innen wollten so verhindern, dass eine der vielen engagierten Frauen von damals in den Mittelpunkt gerückt wird, obwohl alle gleich wichtig waren.
Infos zum Film „We want sex“:
„Wüstenblume“
Grundlage für den Film war der gleichnamige autobiografische Roman des somalischen Models Waris Dirie. Sie verbringt ihre Kindheit als Nomadin in der somalischen Wüste. Als sie fünf Jahre alt ist, werden ihre Genitalien verstümmelt – ein grausames Ritual, unter dem die betroffenen Frauen ein Leben lang leiden. Als sie 13 Jahre alt ist, soll Dirie einen wesentlich älteren Mann heiraten. Sie flieht und gelangt nach London. Dort schlägt sie sich durch, bis sie mit 18 Jahren als Model entdeckt und schließlich berühmt wird. Eine neue Wendung nimmt ihr Leben, als Dirie sich dazu entschließt, erstmals von ihrer Verstümmelung zu berichten.
Fortan engagiert sie sich gegen weibliche Genitalverstümmelung, wird UN-Sonderbotschafterin und erhält zahlreiche Auszeichnungen. 2002 gründet sie die Waris Dirie Foundation (heute Desert Flower Foundation), die sich gegen weibliche Genitalverstümmelung und generell für Menschenrechte einsetzt.
Infos zum Film „Wüstenblume“:
- Regie und Drehbuch: Sherry Hormann
- Land: Deutschland, Österreich, Frankreich
- Jahr: 2009
- Schauen: z. B. **Amazon
- Trailer
„Sternstunde ihres Lebens“
Zum Schluss ein Film aus Deutschland, der die Entstehungsgeschichte des Artikels 3 im Grundgesetz nacherzählt. 1948 ist die Anwältin und SPD-Politikerin Elisabeth Selbert eine von vier Frauen im Parlamentarischen Rat und an der Verfassung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland beteiligt. Selbert stellt fest, dass der Entwurf zu dem Gesetz mit keinem Wort die Gleichberechtigung von Männern und Frauen erwähnt. Sie setzt sich dafür ein, dass der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ ins Grundgesetz eingebracht wird. Intern muss sich Selbert zunächst gegen viel Widerstand zur Wehr setzen. Als sie ihren Kampf jedoch öffentlich macht, erhält sie viel Zuspruch von anderen Frauen. Schließlich ist sie erfolgreich – ihr Satz steht in Abschnitt zwei des dritten Artikels des deutschen Grundgesetzes.
Infos zum Film „Sternstunde ihres Lebens“:
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Feministische Literatur: Diese 4 feministischen Bücher solltest du gelesen haben
- Menschenrechtsorganisationen: Das sind die wichtigsten – Utopia.de
- Weltfrauentag: Das Gender-Pay-Gap-Experiment entlarvt Lohnungerechtigkeit
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