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Alkohol in Kosmetik: Es gibt auch gute Alkohole

alkohol haut
Foto: CC0 / Public Domain / Cheyenne Doig

Oft gilt Alkohol als Inhaltsstoff in Kosmetik, der unbedingt auf der Haut gemieden werden sollte. Aber ganz so einfach ist das nicht. Denn Alkohol ist nicht gleich Alkohol. Es gibt sogar Alkohole, die der Haut nutzen können.

Alkohol soll austrocknen oder die Hautbarriere angreifen und wird daher immer wieder allgemein als schlimmer Inhaltsstoff in Kosmetik bewertet. Aber eigentlich können über Alkohole keine pauschalen Aussagen getroffen werden. Denn den einen Alkohol gibt es gar nicht. Stattdessen gibt es mehrere Gruppen von Alkoholen, die sich unterschiedlich auf die Haut auswirken – negativ sowie auch positiv.

Die unterschiedlichen Alkohole

In der Kosmetik werden zwei Arten von Alkoholen eingesetzt: Die einwertigen und mehrwertigen Alkohole, wie der Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) auf Utopia-Anfrage erklärt. Wenn man sich die chemische Struktur der Alkohole ganz genau anschaut, haben diese sogenannte Hydroxygruppen (-OH). Eine Hydroxygruppe besteht aus einem Sauerstoff- und einem Wasserstoff-Atom. Einwertige Alkohole haben eine Hydroxygruppe; mehrwertige Alkohole mehr als eine.

Auch in ihrer Konsistenz unterscheiden sich einwertige und mehrwertige Alkohole. Bei Raumtemperatur sind einwertige Alkohole flüssig, während mehrwertige Alkohole dickflüssig oder sogar fest sind.

So wirken sich mehrwertige Alkohole auf die Haut aus

Mehrwertige Alkohole sind für die Haut unter anderem feuchtigkeitsspendend, beruhigend und entzündungshemmend.
Mehrwertige Alkohole sind für die Haut unter anderem feuchtigkeitsspendend, beruhigend und entzündungshemmend.
(Foto: CC0 / Pixabay / IqbalStock)

Mehrwertige Alkohole für die Haut sollten nicht verteufelt werden. Salopp gesagt, können die meisten mehrwertigen Alkohole als die besseren bezeichnet werden. Denn sie bringen dem BVDD zufolge einige positive Eigenschaften mit sich:

  • Sie sind feuchtigkeitsspendend. Sie ziehen Feuchtigkeit aus der Umgebung und binden diese an den äußeren Hautschichten. Somit bleibt die Haut hydratisiert und die Haut bleibt geschmeidig.
  • Sie machen die Haut weicher und glätten sie. Mehrwertige Alkohole können die Textur der Haut verbessern und die oberste Hautschicht glätten. Vor allem raue Stellen auf der Haut können somit behandelt werden.
  • Sie wirken beruhigend und entzündungshemmend. Dadurch können Hautirritationen gelindert und Rötungen verringert werden. Außerdem stärken mehrwertige Alkohole die Hautbarriere.
  • Sie sorgen dafür, dass die Haut weitere Wirkstoffe besser aufnehmen kann. Aktive Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten können leichter in die Haut dringen, wenn mehrwertige Alkohole die Barrierefunktion der Haut kurzfristig beeinflussen.

Zu den mehrwertigen Alkoholen, die am häufigsten in Kosmetikprodukten vorkommen und einen positiven Effekt auf die Haut haben, gehören:

  • Glycerin (Glycerol) – hydratisierend
  • Propylenglykol – feuchtigkeitsspendend, unterstützt die Aufnahme anderer Wirkstoffe
  • Butylenglykol – feuchtigkeitsspendend, glättend, weichmachend
  • Sorbitol – hydratisierend
  • Panthenol – beruhigend

Mehrwertige Alkohole werden häufig in Feuchtigkeitscremes, Lotionen, Gelen und Seren eingesetzt.

So wirken sich einwertige Alkohole auf die Haut aus

Einwertige Alkohole haben eine desinfizierende Wirkung auf die Haut und werden beispielsweise in Desinfektionsmitteln eingesetzt.
Einwertige Alkohole haben eine desinfizierende Wirkung auf die Haut und werden beispielsweise in Desinfektionsmitteln eingesetzt.
(Foto: CC0 / Pixabay / Gadini)

Es wäre zu einfach, zu sagen, dass nun alle einwertigen Alkohole schlecht für die Haut sind und in Kosmetik eigentlich gar nicht zu suchen haben. Auch einwertige Alkohole werden teilweise aus bestimmten Gründen in Hautprodukten eingesetzt, die durchaus vorteilhaft sein können, betonte die Bereichsleiterin des Kompetenzpartners Schönheitspflege im IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel) Birgit Huber gegenüber Utopia.

  • Einwertige Alkohole haben eine reinigende und desinfizierende Eigenschaft. Sie können Bakterien, Viren und Mikroorganismen von der Haut entfernen. Daher werden beispielsweise Ethanol oder Isopropanol in Gesichtswässern, Desinfektionsmitteln oder Deodorants eingesetzt.
  • Wenn in Produkten mehr als 20 Prozent einwertige Alkohole vorkommen, können sich Mikroorganismen nicht mehr vermehren und im Produkt müssen keine weiteren Konservierungsstoffe eingesetzt werden.
  • Einwertige Alkohole verdunsten schnell. Cremes und Toner trocknen schneller durch den Zusatz von einwertigen Alkoholen. Außerdem entsteht durch ein kühlender Effekt, wenn die Alkohole verdunsten. Ethanol ist daher oft ein Bestandteil in Cremes, Lotionen und Gelen, die einen erfrischenden oder kühlenden Effekt haben sollen – wie in After-Sun-Produkten.

Trotz der unterstützenden Eigenschaften können einwertige Alkohole dazu neigen, die Haut zu entfetten und ihr Feuchtigkeit zu entziehen, wie die Expert:innen vom BVDD erklären. Der Einsatz von einwertigen Alkoholen in der Kosmetik ist umstritten, da sie die Hautbarriere schwächen und zu Hautirritationen führen können.

Diese einwertigen Alkohole sollten in Kosmetikprodukten gemieden werden:

  • Ethanol – kann die Haut reizen und austrocknen
  • Isopropanol – kann die Haut reizen und irritieren
  • Denaturierter Alkohol – kann die Haut irritieren und austrocknen
  • Methanol – ist äußert austrocknend und gefährlich für die Haut

Die einwertigen Fettalkohole

Eine weitere spezielle Form der Alkohole sind die sogenannten Fettalkohole. Sie sind auf chemischer Ebene langkettiger als andere Alkohole – sie bestehen aus 8 bis 22 Kohlenstoffatomen und werden aus Fettsäuren gewonnen. Meistens haben sie nur eine Hydroxygruppe und gehören daher zu den einwertigen Alkoholen.

In der Hautpflege werden vor allem folgende Fettalkohole häufig eingesetzt:

  • Cetylalkohol
  • Stearylalkohol
  • Cetearylalkohol – ist eine Mischung aus Cetyl- und Stearylalkohol

Diese drei Alkohole verhindern Studien zufolge, dass die äußeren Hautschichten Wasser verlieren. Außerdem können sie die Haut weicher machen. 

Neben den Effekten auf Haut und Haare werden diese Alkohole in kosmetischen Produkten eingesetzt, da sie Wasser und Öl aneinander binden und miteinander vermischen können. Daher entsteht eine gleichmäßige Konsistenz der Produkte, in denen diese Alkohole vorkommen.

Hinweis: Einige Menschen können gegen Ceteraylalkohol eine Kontaktallergie entwickeln. Bei einem Verdacht kann eine mögliche Allergie durch einen sogenannten Epikutantest oder Patch-Test identifiziert werden. 

Fazit: Alkohole sind per se nicht schlecht

Alkohole sind per se nicht schlecht oder gut für die Haut – es kommt immer auf die Art des Alkohols drauf an.
Alkohole sind per se nicht schlecht oder gut für die Haut – es kommt immer auf die Art des Alkohols drauf an.
(Foto: CC0 / Public Domain / Christin Hume)

Alkohol ist per se also nicht schlecht für die Haut. Es gibt jedoch Alkohole, die in bestimmter Konzentration schlechter für die Haut sind als andere. Auf der anderen Seite gibt es Alkohole, die der Haut nutzen.

Laut der Expertin Huber haben die meisten Alkohole in Kosmetik eine bestimmte Funktion und daher einen Sinn, weshalb sie in Produkten vorkommen. Da aber die Haut einiger Menschen empfindlich auf einige Alkohole reagieren, empfiehlt der IKW Verbraucher:innen, die kosmetischen Produkte auf den eigenen Hauttyp und Hautzustand und deren Bedürfnisse abzustimmen. Vor allem Menschen mit trockener oder empfindlicher Haut sollten Produkte mit einwertigen Alkoholen meiden oder nur in geringen Mengen verwenden.

Wer auf die Schnelle Auskunft zu Inhaltsstoffen benötigt, kann in der Datenbank Cosmile Europe oder der dazugehörigen App nachschauen. Die Informationen stammen aus verifizierten Quellen und beruhen auf unabhängigem Expertenwissen.

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