Die Bundestagswahl 2021 liegt in der Hand der Älteren – doch diese wählen traditionell Parteien, bei denen Klimaschutz nicht an erster Stelle steht. Da hilft nur: das Gespräch suchen. Vermittle Eltern, Großeltern und Bekannten, was für dich und andere auf dem Spiel steht. Diese Argumente können helfen.
Laut bisherigen Prognosen liegen SPD und die Union im Wahlkampf vorn. Ihre Wahlprogramme sind in Sachen Klimaschutz aber weit weniger ambitioniert als die anderer Parteien. Allerdings haben die beiden Volksparteien eine breite Stammwählerschaft, die zu großen Teilen aus älteren Menschen besteht. Diesen mögen Klimathemen nicht so brisant erscheinen, vielleicht finden sie andere Themen wichtiger – oder wählen einfach, was sie schon immer gewählt haben.
Eine Umfrage des Naturschutzbund Deutschland zeigte kürzlich, dass sich ältere Menschen bei ihrer Wahlentscheidung häufig nicht an den Klimaschutzinteressen jüngerer Menschen orientieren. Die Zustimmung zur Aussage „Meine Entscheidung zur Bundestagswahl orientiere ich an Klima- und Naturschutzinteressen junger Generationen“ sank mit dem Alter der Befragten.
Wenn wir die Bundestagswahl 2021 zur Klimawahl machen wollen, müssen wir mit älteren Generationen das Gespräch suchen. Immerhin: Viele von ihnen sind unsere Eltern, Tanten, Onkel, Großeltern – also Menschen, die wir lieben, und die sich auch um uns sorgen. Wenn du ihnen von deinen Ängsten und Sorgen erzählst, werden sie vielleicht ein offenes Ohr haben. Hier sind 5 Argumente, die du dabei anbringen kannst.
Wichtig dabei: Bleibe im Gespräch stets respektvoll und versuche, dich in dein Gegenüber hineinzuversetzen und seine Position zu verstehen. Es geht nicht darum, ihn oder sie mit Fakten zu bombardieren, sondern sie auf Probleme hinzuweisen, die ihre Lieben betreffen – und damit auch sie selbst.
5 Argumente dafür, eine Partei zu wählen, die sich seriös für Klimaschutz einsetzt
Die folgenden Argumente richten sich an Menschen, die das Konzept eines menschgemachten Klimawandels nicht anzweifeln. Ist dein Gegenüber nicht überzeugt, dass es den Klimawandel gibt, dann wirf zusätzlich einen Blick in diesen Artikel: Klimawandel-Fakten: So überzeugst du die Leugner:innen des Klimawandels
1. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein
Nachrichten zu Waldsterben, Dürren, Hitzerekorden und der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind an deinen Bekannten und Verwandten dieses Jahr bestimmt nicht unbemerkt vorbeigegangen. Die Klimakrise ist schon da – und um sie auf ein Maß zu beschränken, mit dem wir leben können, bleibt uns nicht mehr viel Zeit.
Kurz gesagt: Wir haben nur eine bestimmte Menge CO2, die wir noch ausstoßen dürfen, um größere Umweltkatastrophen zu verhindern. Wenn die nächste Regierung sich nicht dafür einsetzt, Emissionen heute schon zu beschränken, müssen wir später extremer sparen – was die Umsetzung noch schwieriger macht und jungen Generationen enorme Einschränkungen aufbürdet. Hinzu kommt, dass wir drohen, sogenannte „Klima-Kipppunkte“ zu erreichen, die den Klimawandel beschleunigen und eine Art Kettenreaktion auslösen könnten. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir bereits in der nahen Zukunft deutlich weniger CO2 ausstoßen – und das muss die nächste Regierung vorbereiten.
2. Die Älteren entscheiden über die Zukunft der Jungen
Die Klimakrise betrifft uns alle – doch wer jetzt jung ist, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit schlimmere Ausmaße erleben als Menschen, die bereits auf die Rente zugehen. Leider machen gerade junge Menschen bei der Bundestagwahl 2021 nur einen kleinen Teil der Wahlberechtigten aus: Die 21- bis 29-jährigen sind mit 11 Prozent vertreten, die 18- bis 20-jährigen bilden nur circa 3 Prozent. Wer jünger ist, darf nicht wählen gehen. Zum Vergleich: 57,8 Prozent aller Wahlberechtigten sind älter als 49, jede:r fünfte sogar über 69.
Wie diese Wahl ausgeht, liegt also in den Händen der Älteren. Wie sie sich entscheiden, ist natürlich ihnen überlassen – aber es bleibt zu hoffen, dass sie jene berücksichtigen, die sich nicht selbst für ihre Interessen einsetzen können.
3. Die Ausmaße der Klimakrise werden gewaltig sein
Deine Eltern oder Großeltern haben selbst schon viele Krisen miterlebt, zum Beispiel die Finanzkrise, die Ölkrise – und am Ende ging doch irgendwie immer alles gut aus. Aber bei der Klimakrise kann es anders kommen: Wissenschaftler:innen beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem Phänomen und können deshalb immer präzisere Prognosen treffen. Und die aktuellsten klingen alles andere als gut:
Denn der Klimawandel lässt sich schon jetzt nicht mehr aufhalten. Es wird wärmer werden, der Meeresspiegel wird steigen und Gebiete überfluten, die Anzahl der Dürren wird sich fast verdoppeln und wir müssen häufiger mit Extremwettern wie Starkregen und Hitzewellen rechnen. Das ist bestimmt keine Zukunft, die deine Verwandten sich für dich wünschen. Ändern können wir das zwar nicht mehr – aber wenn wir jetzt handeln, können wir uns auf diese Auswirkungen vorbereiten und dazu beitragen, dass es nicht noch schlimmer wird.
4. Die Regierung tut nicht genug
Wie jede Partei haben sich auch CDU/ CSU und SPD Klimaschutz groß auf die Fahnen geschrieben. Vielleicht vertrauen deine Verwandten oder Bekannten darauf, dass sich die Regierung dieser Krise annimmt. Doch wie realistisch sind die Versprechungen?
Nicht sehr, wenn man bedenkt, wie wenig sich in den letzten Jahren in Sachen Klimaschutz getan hat. Das sogenannte Klimaschutzgesetz der aktuellen Regierung war so wenig ambitioniert und lastete späteren Generationen so starke Freiheitseinbußen auf, dass das Bundesverfassungsgericht eine Änderung erzwang. Berechnungen von Greenpeace zufolge geht auch der neue Gesetzesentwurf nicht weit genug, weil Deutschland trotzdem fast sein gesamtes CO2-Budget bis 2030 verbraucht. Die derzeitige Regierungskoalition hat also zweimal gezeigt, dass sie Klimaschutz nicht ernst nimmt und lieber auf die lange Bank schiebt – die Chancen stehen hoch, dass sich daran auch nach dieser Wahl nicht viel ändern wird.
5. Jede Stimme zählt
Klimaschutz war schon bei der Europawahl 2019 eines der wichtigsten Themen. Doch ältere Generationen haben damals überwiegend Parteien gewählt, für die das Thema keine Priorität hat – und das hat das Wahlergebnis entschieden beeinflusst. Weil diese Wähler:innengruppe so groß ist, macht es sehr wohl einen Unterschied, wo jede:r einzelne sein Kreuz setzt. Nach Gewohnheit wählen darf keine Option sein.
Du kannst deinen Eltern, Großeltern oder anderen Personen in deinem Bekanntenkreis helfen, sich im Vorfeld zur Wahl zu informieren. Mache mit ihnen den Wahl-O-Maten (oder eine Alternative). Wenn der Gang zur Wahlurne zu beschwerlich für sie ist, hilf ihnen dabei, die Briefwahl zu beantragen. Schon wenige Prozentpunkte können darüber entscheiden, ob eine Partei mit einer anderen eine Regierung bilden kann – jede Stimme zählt.
Tipps und Tools für das Gespräch
- Erzähle engen Familienmitgliedern ruhig von deinen Gefühlen im Bezug auf die Klimakrise – welche Sorgen du hast und was du dir für die Zukunft wünschst.
- Vergiss nicht, dass dein Gegenüber eigene Ängste und Sorgen bezüglich der Zukunft hat. Diese mögen nichts mit dem Klimawandel zu tun haben, sind deshalb aber nicht weniger wichtig.
- Nicht jede:r geht gleich mit schlechten Nachrichten um, viele Menschen verdrängen sie oder setzen sich nicht mit ihnen auseinander. Darum vergiss nicht, zu betonen, dass es noch Hoffnung gibt – dass wir noch eine Chance haben, das Ruder herumzureißen.
- Du findest nicht die richtigen Worte? Dann nutze die Gesprächskarten, die #Vote4me für das Gespräch mit Großeltern zur Verfügung stellt. Du kannst sie bestellen oder online kostenlos auf dem Smartphone laden.
- Auf der Plattform „Wir stimmen zusammen“ findest du weitere Fakten, Gegenargumente für typische Ausreden und Tipps für ein gutes Gespräch.
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