Ameisensäure: Eigenschaften, Anwendung und Besonderheiten Von Rosalie Böhmer Kategorien: Ernährung Stand: 24. August 2023, 16:19 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / ekamelev Ameisensäure ist ein natürliches Abwehrprodukt, dessen besondere Eigenschaften auch dem Menschen nützen können. Hier erfährst du alles über die Säure. Auch die Brennnesseln nutzen Ameisensäure als Teil ihrer Giftmischung. (Foto: CC0 / Pixabay / planet_fox) Ameisensäure, auch bekannt als Methansäure (HCOOH), ist eine vielseitige chemische Verbindung, die aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften und Anwendungen in verschiedenen Bereichen eine wichtige Rolle spielt. Der Name „Ameisensäure“ stammt von der Fähigkeit einiger Ameisenarten, diese Säure als Verteidigungsmechanismus abzusondern. Die Säure dient zur Abwehr von Feinden und zur Markierung von Pfaden, und ihr charakteristischer Geruch erinnert an den Duft, den diese Ameisen abgeben. Doch auch andere Tiere und sogar wir Menschen können von der Säure profitieren. Was ist Ameisensäure? Ameisensäure ist laut dem DocCheck-Flexicon eine farblose, stark stechend riechende und ätzende Flüssigkeit, die leicht in Wasser löslich ist. Mit der chemischen Formel HCOOH ist sie die einfachste Carbonsäure. Ihr charakteristischer Geruch erinnert an den Duft von Ameisen, da einige Ameisenarten diese Säure als Verteidigungsmechanismus freisetzen. In der Natur ist Ameisensäure auch noch anderswo verbreitet. So nutzen zum Beispiel auch Skorpione und Quallen ihre ätzende Wirkung sowie einige Pflanzen. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Brennnessel. Ihre Brennhaare sind gefüllt mit Nesselgift, das unter anderem aus Ameisensäure besteht. Sogar in Tabak und Honig ist Ameisensäure in geringer Menge enthalten. Ameisensäure reizt Augen und Schleimhäute und führt zu Verätzungen und Blasenbildungen auf der Haut. Wie ätzend die Flüssigkeit wirkt, hängt von der Dosierung ab. Gut zu wissen: Früher wurde die Ameisensäure direkt aus Ameisen gewonnen, heute stellt man sie nur noch synthetisch her. Es müssen also keine Insekten mehr dafür sterben. Ameisensäure: Anwendung und Besonderheiten In der Homöopathie wird Ameisensäure auch zur Behandlung von Heuschnupfen eingesetzt. (Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos) Nicht nur in der Tierwelt hat die Ameisensäure eine nützliche Funktion. Auch der Mensch hat die Besonderheiten der Säure für sich entdeckt und nutzt sie für vielfältige Anwendungen: Ameisensäure hemmt angeblich die Vermehrung von Bakterien und anderen Keimen. Wegen dieser Besonderheit wurde die Säure gerne als Desinfektions- und Konservierungsmittel für Fisch, Obst und Gemüse eingesetzt. Mittlerweile gibt es jedoch Hinweise darauf, dass Ameisensäure als Lebensmittelkonservierungsmittel möglicherweise nicht immer die beste Wahl ist. Eine Studie zeigt, dass Ameisensäure bestimmte schädliche Bakterien in einen Zustand versetzen kann, in dem sie nicht mehr so leicht nachweisbar sind. Wenn die Ameisensäure dann entfernt wird, können diese Bakterien wieder aktiv und sogar gefährlicher werden. Bereits seit 1998 ist Ameisensäure als Konservierungsmittel für Lebensmittel in Deutschland verboten. Imker:innen nutzen ebenfalls die bakterienhemmende Wirkung der Ameisensäure. Sie hilft dabei, die gefürchteten Varroamilben zu bekämpfen, die als einer der Hauptgründe für das Bienensterben gelten. Die kleinen Parasiten können die Bienen schwächen und sogar töten. Befallene Bienen werden außerdem leistungsschwächer und können weniger Honig produzieren. Die Behandlung mit Ameisensäure ist ein wirksames Gegenmittel. In der Medizin wirkt Ameisensäure als Antirheumatikum, während sie in der Textil- und Lederindustrie zum Beizen und Imprägnieren eingesetzt wird. In der chemischen Industrie wird sie zur Neutralisation, in der Gummiproduktion und der organischen Synthese verwendet. Bei der Elektronikproduktion kommt Ameisensäure als Reduktionsmittel beim Löten zum Einsatz. Flughäfen verwenden sie zum Enteisen von Landebahnen, um Korrosion an Flugzeugen zu verhindern. In der Kunststoffindustrie verklebt sie Polyamid-Kunststoffe. Konzentrierte Ameisensäure wird zur Reinigung von Rohedelsteinen verwendet, um Verunreinigungen zu entfernen, ohne den Edelstein zu beschädigen. Dies gilt jedoch nur für säurebeständige Edelsteine. Ameisensäure im Haushalt einsetzen Wenn du Ameisensäure im Haushalt einsetzen möchtest, musst du Sicherheitsvorkehrungen treffen. (Foto: CC0 / Pixabay / StephanieAlbert) Ameisensäure kannst du im Haushalt in bestimmten Fällen verwenden, aber sei vorsichtig dabei, da es sich um eine ätzende Flüssigkeit handelt, die besser nicht mit Haut, Augen und Schleimhäuten in direkten Kontakt kommen sollte. Hier sind einige Möglichkeiten: Entkalkung: Du kannst Ameisensäure nutzen, um Haushaltsgeräte wie Wasserkocher, Kaffeemaschinen und Bügeleisen zu entkalken. Reinigung: Aufgrund ihrer desinfizierenden Eigenschaften kannst du verdünnte Ameisensäure in sauren Reinigungsmitteln verwenden, um Oberflächen zu desinfizieren und Schmutz zu entfernen. Das kann besonders bei Toiletten, Badezimmern und Küchen hilfreich sein. So gehst du dabei vor: Verdünne Ameisensäure für die Reinigung verkalkter Flächen. Im Handel ist beispielsweise Ameisensäure mit einer Konzentration von 75 Prozent erhältlich, die verdünnen solltest, um eine Lösung von etwa fünf bis zehn Prozent zu erhalten Trage die Lösung mit einem Schwamm oder Tuch auf die betroffenen Stellen auf. Lasse sie kurz einwirken. Spüle die Flächen gründlich mit sauberem Wasser ab. Wenn die Ablagerungen hartnäckig sind, kannst du den Vorgang wiederholen. Beachte die Angaben der Gerätehersteller zur Entkalkung elektrischer Geräte. Spüle auch hier mit reichlich Wasser nach, um Rückstände zu entfernen. Um dich vor der ätzenden Flüssigkeit zu schützen, solltest du folgende Sicherheitshinweise beachten: Trage beim Umgang mit Ameisensäure Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille, um deine Haut und Augen zu schützen. Stelle sicher, dass der Raum gut belüftet ist, um Dämpfe zu minimieren. Verdünne die Ameisensäure angemessen, damit sie nicht zu stark ist und keine Oberflächen beschädigt. Vermeide den Kontakt mit anderen Chemikalien, da Ameisensäure mit ihnen reagieren kann. Klimaschutz mit Ameisensäure Für Ameisensäure werden immer wieder neue Anwendungsmöglichkeiten gefunden. Eine aktuelle Forschung des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie erarbeitete zum Beispiel eine Methode, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu extrahieren und gleichzeitig industriell relevante Produkte daraus zu erzeugen – mithilfe von Ameisensäure als Zwischenprodukt. Die Wissenschaftler:innen konnten Ameisensäure aus dem CO2 gewinnen und die Säure anschließend in Formaldehyd umwandeln, welches als Grundbaustein für verschiedene hochwertige chemische Verbindungen dient. Die Herstellung von Formaldehyd benötigt Energie und Kohlenstoff und Ameisensäure erweist sich laut den Forschenden als eine besonders vielversprechende Kohlenstoffquelle, da sie in neutralisierter Form als Formiat ungiftig und von vielen Mikroorganismen in hohen Konzentrationen toleriert wird. Ameisensäure könnte also einen Beitrag dazu leisten, den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre zu senken und gleichzeitig traditionelle Herstellungsverfahren für Pharmazeutika und Wirkstoffe durch kohlenstoffneutrale, biologische Prozesse zu ersetzen. 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