Der Klimawandel ist für uns alle auf unterschiedliche Art und Weise spürbar – für manche mehr, für manche weniger. Gerade die AOSIS, eine Gruppe kleiner Inselstaaten, hat besonders mit den Auswirkungen der Klimakrise zu kämpfen.
Was ist die AOSIS?
Die Abkürzung AOSIS steht für „Alliance of Island States“, auf Deutsch: „Allianz kleiner Inselstaaten“. Dabei handelt es sich um eine Gruppe unterschiedlicher kleiner Küstenregionen, die alle eine tiefe topografische Lage in den Weltmeeren aufweisen.
Aufgrund der gleichen topografischen Lage teilen diese Inselstaaten auch dieselben vom Klimawandel ausgelösten Probleme. Dies ist einer der Gründe, warum sie sich zusammengeschlossen haben. Das hilft ihnen bei internationalen Verhandlungen, denn sie können so ihre Ressourcen bündeln und haben mehr Macht und Möglichkeiten.
Die AOSIS wurde 1990 gegründet. Die Allianz ging aus den Small Island Developing States (SIDS) hervor und vertritt seitdem deren Interessen. Sie besteht aus 44 Mitgliedsstaaten, von denen fünf einen beobachtenden Status haben. Zu den Mitgliedsstaaten zählen sowohl Staaten am Pazifik als auch in der Karibik und im Indischen Ozean. Mitglieder sind unter anderem Belize, Fiji und die Malediven. Außerdem sind 37 der Mitgliedsstaaten ebenfalls Mitglieder der Vereinten Nationen.
Die AOSIS-Staaten treten den Vereinten Nationen in der Regel zusammen als Verhandlungspartner gegenüber, zum Beispiel bei Klimaverhandlungen. Alle AOSIS-Staaten gemeinsam repräsentieren 28 Prozent der Entwicklungsländer, 20 Prozent der UN-Mitglieder und fünf Prozent der gesamten Weltbevölkerung.
Die AOSIS-Staaten verfolgen das Ziel, den Klimawandel zu bekämpfen und setzen sich grundsätzlich gegen die globale Klimakrise ein. Sie tun dies, da sie besonders vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sind, der aus dem Klimawandel resultiert.
Mit diesen Problemen hat die AOSIS zu kämpfen
Der steigende Meeresspiegel im Zuge des Klimawandels stellt die größte Gefahr für die Inselstaaten dar. Denn dieser Meeresspiegelanstieg zieht extreme Wetterereignisse nach sich – zum Beispiel Hurrikane, Hitzewellen und Überschwemmungen. Solche Ereignisse können die Inselstaaten komplett fluten. Die Fluten zerstören dann die Lebensgrundlage der auf den Inseln lebenden Menschen. Sie vernichten nicht nur ihre Häuser oder Wohnungen, sondern auch ihre Arbeitsgrundlagen, wie zum Beispiel Bienenfarmen oder Äcker. Oft müssen die Menschen vor diesen klimabedingten Katastrophen flüchten, dabei alles zurücklassen und auf Nachbarinseln Zuflucht suchen. Außerdem bringt der Anstieg des Meeresspiegels eine Bedrohung der Korallenriffe mit sich.
Um diese Probleme zu bewältigen, sind die kleinen Inselstaaten auf die Hilfe und Ressourcen von reicheren Staaten angewiesen. Allein können sie nicht genug ausrichten. Außerdem sind vor allem große und reichere Nationen für etwa 80 Prozent der historischen Emissionen verantwortlich. Das macht es nur fair, wenn sich diese Nationen auch an der Beseitigung der dadurch entstehenden Schäden beteiligen.
Wer übernimmt die Verantwortung für Schäden durch Klimakatastrophen?
Es gibt leider ein Verantwortungsproblem: Kein Staat möchte so richtig die Verantwortung für die entstandenen Schäden übernehmen. Darunter leiden dann wiederum die Mitglieder der AOSIS. Denn wenn es darum geht, technisches Know-how und Geld zur Verfügung zu stellen, zögern die reicheren Nationen oft.
Wenn die reicheren Nationen Geld bereitstellen, sind diese Beträge meistens mit einem gewissen Eigeninteresse verknüpft. Sie geben finanzielle Hilfe nicht alleine, um die Folgen des Klimawandels in den Inselstaaten zu beseitigen, sondern eher aus politischer Motivation. Mit dem Hilfsgeld soll auch die politische Situation in Entwicklungsländern stabilisiert werden:
- Die Inselstaaten können Dank des Hilfsgeldes schnell Schäden beseitigen und Zerstörtes wieder aufbauen.
- Mithilfe des Hilfsgeldes können Regierungen Notlagen also besser lösen, wodurch die politische Situation stabil bleibt. Denn mögliche Aufstände als Folge von klimawandelbedingter Zerstörung werden unwahrscheinlicher, je besser Regierungen die Krisen managen.
- Mit ihrer Geldgabe erhoffen sich reichere Länder, dass Menschen aus betroffenen Inselstaaten sich nicht zur Klimaflucht in den Globalen Norden gezwungen sehen.
Diese Hilfen gibt es für AOSIS-Staaten
Leider warten reiche Nationen oft zu lange, bis sie handeln und arbeiten nicht präventiv, um die AOSIS-Staaten zu schützen. Manchmal wird nach Beschädigungen auch nicht nachhaltig genug wieder aufgebaut. So müssen die betroffenen Staaten immer wieder die gleichen Probleme bekämpfen.
Es gibt jedoch schon einige erfolgreich etablierte Programme, die den AOSIS-Staaten in Problemsituationen helfen. Dazu zählt zum Beispiel das Parametric Isurance Scheme (deutsch: parametrisches Versicherungssystem). Es handelt sich dabei um eine Partnerschaft mit den Vereinten Nationen, die direkt Auszahlungen an bestimmte, besonders von Naturkatastrophen betroffene Bevölkerungsgruppen bereitstellen. Zu diesen Gruppen zählen Frauen, Jugendliche und kleine bis mittelgroße Unternehmen. Die Sektoren Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus, die von den klimawandelbedingten Naturereignissen stark betroffen sind, stehen ebenfalls im Fokus der Hilfen. Das Finanzierungsprogramm hilft ihnen dann, ihre Lebensgrundlage wiederaufzubauen.
Ein anderes erfolgreiches Programm ist der Fiji-Umwelt- und Klimaanpassungs-Steuerfond (Englisch: Fiji climate and environment adaptation tax). Dieser Fond stellt Geld für Umsiedlungen von Menschen bereit, die in Küstenregionen leben. Mithilfe dieses Fonds konnten bereits 20.000 Menschen aus 45 verschiedenen Küstenregionen umgesiedelt und somit vor dem steigenden Meeresspiegel beschützt werden.
Das hat die AOSIS bereits erreicht
Es gibt also mittlerweile einige Programme, die finanziert werden, um die Situation der AOSIS zu verbessern. Das sind aber nicht die einzigen Erfolge, die die Allianz bis jetzt verzeichnen konnte.
Neben den zwei genannten Programmen hat die AOSIS im November 2021 außerdem 2,7 Millionen Dollar von Schottland erhalten. Dieses Geld ist speziell für die Regionen vorgesehen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. Bei diesem Betrag handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen Betrag angesichts dessen, wofür er eingesetzt werden soll. Die Geste, die Schottland damit gesetzt hat, ist jedoch symbolisch dafür, dass Schottland seine Mitschuld an der Situation einsieht und dafür aufkommen möchte.
Außerdem gab es noch einen weiteren großen Erfolg, der 2019 in Gesprächen mit anderen reichen Nationen erzielt wurde. Und zwar ist es den AOSIS-Staaten gelungen, Finanzierung für das sogenannte Santiago-Netzwerk zu erhalten. Dieses Netzwerk soll Ländern, die Verluste und Zerstörung aufgrund des Klimawandels erfahren haben, technische Unterstützung zur Verfügung stellen. Bis zum nächsten Klima-Meeting der Vereinten Nationen im November 2022 soll dieses Netzwerk bereits funktionsfähig sein.
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