ARD-Doku enthüllt 5 Tricks der Milchindustrie

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Foto: CC0 / Unsplash / Eiliv Aceron

Gefährliche Keime, Gewalt in der Tieraufzucht und versteckter Zucker: Eine ARD-Doku enthüllt 5 Tricks der Milchindustrie, die du kennen solltest.

In einem 44-minütigen und auf YouTube frei verfügbaren Video klärt der ARD Marktcheck ein paar Mythen zum Thema Milch und Milchprodukte auf und lässt sich von Expert:innen erklären, warum und wie die Milchindustrie trickst, um zu verkaufen

Dabei geht es hauptsächlich um die gesundheitlichen Folgen für Verbraucher:innen und weniger um ökologische Aspekte. Auf ökologische Landwirtschaft, CO2-Fußabdrücke oder Verpackungsmüll geht der Marktcheck vergleichsweise wenig ein.

1. Rohmilch: Ein risikoreicher Trend

Genaugenommen ist das kein Trick der Milchindustrie, geht aber trotzdem alle etwas an, die Milch trinken – denn durch Fehlinformation könnten damit Menschen zu Schaden kommen. Es geht um den Trend der Rohmilch. Viele „Health-Influencer:innen“ auf den sozialen Medien kommunizieren seit einiger Zeit, dass Rohmilch naturbelassener und somit gesünder und verträglicher wäre. Angeblich werde sonst durch das kurze Hocherhitzen (das Pasteurisieren) der Milch ein Großteil der Nährstoffe zerstört und durch das auch sehr übliche Homogenisieren die Milch noch zusätzlich auf gesundheitlich unvorteilhafte Art und Weise verändert.

Da sich in Rohmilch jedoch auch gefährliche Keime in der Milch tummeln können, musst du Rohmilch vor dem Verzehr abkochen – das muss auch auf allen Verpackungen stehen.

Der ARD Marktcheck hat Expertin Anja Buschulte vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dazu befragt. Diese bestätigt, dass es durch Rohmilch immer wieder mikrobiologische Ausbrüche gibt und gab, die bei Menschen zu Durchfall, in Extremfällen auch bis hin zum Tod führen können. 

Die Laboranalyse von ARD Marktcheck zeigt: Gegenüber Bio-Vollmich hat Rohmilch keine echten Vorteile im Nährstoffgehalt, birgt jedoch Risiken, die abgekochte Milch nicht hat.

2. Milchprodukte: Versteckter Zucker und weniger Obst als gedacht

Wirklich gesunden Joghurt stellst du selbst aus ungesüßtem Joghurt, frischen Früchten und Nüssen oder Kernen her.
Wirklich gesunden Joghurt stellst du selbst aus ungesüßtem Joghurt, frischen Früchten und Nüssen oder Kernen her. (Foto: CC0 / Unsplash / Julian Hochgesang)

In auf Milch basierenden Produkten wie Joghurt oder Buttermilch wird laut Britta Schautz von der Verbraucherzentrale besonders viel getrickst: „Die Hersteller wollen, dass wir denken, wir tun uns damit etwas richtig Gutes.“ 

Große, farbenfrohe Abbildungen von Obst auf der Verpackung suggerieren zum Beispiel einen hohen Fruchtgehalt und somit viele gesunde Vitamine. Meist bestehen Fruchtjoghurt und Co. jedoch zu einem unerwartet großen Teil aus Zucker: In einem Frucht-Buttermilchdrink von Müllermilch ist zum Beispiel ein Zehntel davon Zucker

ARD Marktcheck habe Müllermilch dazu angefragt, jedoch keine Antwort bekommen. Vom Joghurthersteller Ehrmann kam die Aussage: „Wir setzen auf den mündigen Verbraucher und geben ihm auch die Wahl, für welchen Zuckergrad er sich entscheidet“ 

Auch der Blick auf die Inhaltsstoffe hilft nicht immer zuverlässig: In einem untersuchten Produkt stecken zum Beispiel 19 Prozent „Erdbeerzubereitung„, was schnell nach 19 Prozent Frucht klingt. Die „Zubereitung“ selbst besteht jedoch auch aus Zucker.  

3. High Protein: Braucht es das überhaupt?

Pudding ist ein Dessert und im Normalfall nicht sehr gesund, daran ändert "High Protein" auch nichts.
Pudding ist ein Dessert und im Normalfall nicht sehr gesund, daran ändert „High Protein“ auch nichts. (Foto: CC0 / Unsplash / Dima Solomin)

Ein neuerer Trend in der Lebensmittel- und vor allem Milchindustrie ist „High Protein„, also höherer Eiweißgehalt. Genug Eiweiß zu uns zu nehmen, ist ohne Frage wichtig für unsere Körper und Gesundheit. Er ist einer der drei Makronährstoffe, die wir zum Leben brauchen.

Ernährst du dich abwechslungsreich, hast du meist keine Probleme, deinen Eiweißbedarf zu decken. Wer viel Fleisch oder andere Tierprodukte isst, könnte sich gesundheitlich noch etwas Gutes tun, indem er oder sie tierische zum Großteil durch gesunde pflanzliche Proteine ersetzt. Hülsenfrüchte wie Kichererbsen sind zum Beispiel geeignete Lebensmittel, die regelmäßig in die Mahlzeit miteingebaut werden sollten und dich mit Protein versorgen.

Der von ARD Marktcheck befragte Experte erklärt, dass es sich bei High-Protein-Produkten meist um „höchstverarbeitete Lebensmittel unter Einsatz von Chemie“ handele, die unabhängig vom Eiweißgehalt für niemanden gesund seien. 

Dazu kommt: Zu viel Eiweiß ist auch nicht gesund. Laut Experte führt es im Gegenteil mitunter zu Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Übergewicht. Auch in Sachen Protein sind also nicht die Extreme die beste Wahl, sondern eine ausgewogene Ernährung.

4. Ohne Zuckerzusatz, dafür mit Süßungsmittel

Ein weiterer beliebter Trick in verarbeiteten Milchprodukten, die gesünder wirken sollen als sie sind, ist der Hinweis „ohne Zuckerzusatz“. Dahinter steht laut befragtem Experten meist nicht einfach, dass kein zusätzlicher Zucker enthalten und das Produkt so weniger süß ist. Stattdessen wird der süße Geschmack meist durch Süßungsmittel erreicht.

ARD Marktcheck hat sich in der Doku Acesulfam K genauer angesehen: ein synthetischer Süßstoff, der circa 200-mal so süß ist wie Haushaltszucker. Unsere Körper können ihn nicht verarbeiten und scheiden ihn unverändert wieder aus. So gelangt er über Kläranlagen ins Grundwasser und so auch in unser Trinkwasser. Bisher sind weder gesundheitliche noch ökologische Negativfolgen bewiesen. Wir wissen allerdings noch nicht genau, wie der Stoff in unsere Ökosysteme eingreift. 

5. Pflanzenmilch: Teuer, aber nachhaltig

Pflanzenmilch aus dem Supermarkt besteht nicht immer nur aus der Grundzutat und Wasser.
Pflanzenmilch aus dem Supermarkt besteht nicht immer nur aus der Grundzutat und Wasser. (Foto: CC0 / Unsplash / Mae Mu)

Mit Pflanzenmilch beschäftigt sich der ARD Marktcheck auf verschiedenen Ebenen.

Der meist um einiges höhere Preis von Pflanzen- im Gegensatz zu traditioneller Kuhmilch entsteht laut Marketing-Expert:innen aus zwei Faktoren: Einmal können die Hersteller durch den ‚Hype‘ von Pflanzenmilch als gesünderes, tierfreundlicheres und nachhaltigeres Lebensmittel einfach höhere Preise dafür verlangen, was sie dann oft tun. Ob die Spanne der Hersteller tatsächlich jedoch höher ist als bei anderen Lebensmitteln, hat die ARD nicht verifiziert.

Ein zweiter Grund: Milch gilt in Deutschland als Grundnahrungsmittel und wird somit deutlich günstiger besteuert als Pflanzenmilch, die als Getränk gilt. Die Politik trägt also eine Mitverantwortung für den Preisunterschied. 

Ein weiterer Aspekt ist der gesundheitliche: Während laut ARD bis zu ein Glas Kuhmilch am Tag tatsächlich gesund sein kann, weil sie uns mit Kalzium und B12 sowie B2-Vitaminen versorgt, hat Pflanzenmilch eher keine großen gesundheitlichen Vorteile. Vor allem die beliebte Hafermilch ist nämlich besonders zuckerreich. Lies mehr dazu hier:

Noch dazu enthalten Pflanzenmilchprodukte leider oft zusätzlich und für Verbraucher:innen nicht gut erkennbar Zucker, Sonnenblumenöl und Zusatzstoffe wie Phosphate. 

Fazit: Setze auf regionale Bio-Produkte

Wenn du Kuhmilch nutzt, lohnt es sich vor allem für Tiere und Umwelt, auf aussagekräftige Bio-Siegel wie die der Anbauverbände Naturland, Bioland und Demeter zu achten. Dort haben die Tiere im Vergleich zu konventioneller Milch mehr Auslauf, bekommen mehr regionales Bio-Futter und je nach Anbauverband gilt zum Beispiel, dass Kühe ihre Hörner behalten dürfen, sowie Regeln für den Transport. Hier kannst du mehr zu Kuhmilch nachlesen: Milch kaufen, aber welche: Bio? Heumilch? Fair? Regional? Frischmilch? Vollfett?

Reinhold Benning von der Deutschen Umwelthilfe erklärt im ARD Marktcheck, dass Hafer- und Sojamilch aus regionalen Produkten besonders nachhaltig sind. Denn sie verbrauchen weit weniger Wasser als die dritte erwähnte Alternative Mandelmilch. Andere weniger bekannte Milchalternativen sind zum Beispiel Reismilch und Hanfmilch.

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